Großartiger Revolutionsversuch des deutschen Volkes

2025 – 500 Jahre Bauernkrieg

Deutschland 1525: tiefe Rückständigkeit, krasser mittelalterlicher Feudalismus, Millionen Bauern in finsterer Leibeigenschaft! Der Feudaladel, die großen Landesfürsten wie auch der bankrotte niedere Adel (Ritter, vielfach bereits Raubritter), die Kirche und die höhere Geistlichkeit – sie alle pressten die Bauern, kleinen Handwerker und Kleinbürger unbarmherzig aus. Fortschrittliche Industrie, internationaler Handel, die in manch anderen Ländern (z. B. Italien) bereits blühten und Profit machten – sie waren zwar auch in Deutschland angekommen, aber auf wenige Zentren beschränkt.

Der „Zehnte“, die mittelalterlich feudale Naturalsteuer, war längst übertrumpft durch ungezählte Zusatzsteuern und -abgaben, die alle einzeln in Naturalien bei den kirchlichen und herrschaftlichen Sammelstellen („Zehntscheuern“) pünktlichst abgeliefert werden mussten, stürzten massenhaft Bauern in Elend und tiefe Armut. Manche Feudalherren forderten die Abgaben, genauso „pünktlich“ in Geld, das viele Bauern noch weniger aufbringen konnten. Sie überschuldeten sich bei Wucherern. Sie verkamen, Geldwesen und Kapitalismus kamen in Schwung.

Dazu kamen willkürliche feudale Pflichten: Fronarbeit für die Herren und immer wieder Waffendienst in deren ungezählten Fehden. Oft war es unerträglich. Die luxuriöse Hofhaltung der Adligen und Fürsten und der Geistlichkeit kostete „den gemeinen Mann“ Unsummen. Friedrich Engels beschreibt es in seinem berühmten Werk „Der deutsche Bauernkrieg“: „Die ganze Wucht der Steuerlast fiel auf die Bauern, sowohl auf die Dominialbauern der Fürsten selbst wie auch auf die Leibeigenen, Hörigen und Zinsbauern der lehnspflichtigen Ritter. Wo die direkte Besteuerung nicht ausreichte, trat die indirekte ein; die raffiniertesten Manöver der Finanzkunst wurden angewandt, um den löchrigen Fiskus zu füllen. (…) [D]ie damaligen Untertanen, die außerdem noch der Privathabgier der fürstlichen Vögte und Amtleute zu genügen hatten, bekamen alle Segnungen des ‚väterlichen‘ Regierungssystems im vollsten Maße zu kosten.

Wetterleuchten!

Seit den späten 1400er Jahren wuchs der Protest. Wandernde „Predikanten“ agitierten über die Dörfer für den Aufruhr, verkleidet in eine immer klarere „Glaubensbotschaft“: Die Kirche mit ihren Bischöfen, Mönchen und Prälaten sei durch und durch korrupt, in ihrer „heiligen Schrift“, der Bibel, stehe nichts von Herren, Bischöfen etc. Dort seien alle gleich! Das solle auch auf Erden wieder so werden. Weg mit den Fronen, der Leibeigenschaft, den ungerechten Abgaben!

Schnell wurde der Widerstand blutig niedergeschlagen. Ab 1476 predigt Hans Böheim, das „Pfeiferhänslein“ in Niklashausen (Taubertal) mit Gesang und Tanz den Aufstand gegen die Herrschaft. Hunderte folgten ihm in „großen Wallfahrten“. Der zuständige Feudalherr, Fürstbischof von Würzburg, ließ die Versammlungen blutig niederschlagen und Hans Böheim hinrichten. Im Südschwarzwald agitierte der „Bundschuh“, eine Geheimorganisation um Joß Fritz, zu Beginn des 16. Jahrhunderts für das Ende von Leibeigenschaft und feudaler Ausbeutung. Er wurde immer wieder verraten, aktive Mitkämpfer hingerichtet.

1514, vor 510 Jahren, erlebte das Remstal bei Stuttgart, den bewaffneten Aufstand des „Armen Konrad“, der hunderte Mitglieder und Unterstützer aufbot, nachdem zuvor der Leibeigene Peter Gais („Gaispeter“) eine skandalöse Steuertrickserei der herzoglichen Regierung öffentlich lächerlich gemacht hatte. Den Aufstand schlug Herzog Ulrich, Mörder auf dem württembergischen Thron, blutig nieder, etliche Anführer wurden in Schorndorf öffentlich enthauptet.

Auftakt in Stühlingen

1524, vor 500 Jahren, riss der Geduldsfaden. Am 23.Juni 1524 verweigerten die Bauern in der Landgrafschaft Stühlingen nahe der Schweiz, die Leistungen an den Landgrafen. Sie richteten 16 Forderungen an ihn, alle gegen die feudalen Lasten, und bildeten einen „Haufen“, eine organisierte, bewaffnete Einheit. Hans Müller aus dem nahen Bulgenbach, als ehemaliger Landsknecht militärisch erfahren, wurde ihr Anführer, Vorbild für die benachbarten Regionen!! Der wohl eher sagenhafte, aber vielsagende Anlass: Die Landgräfin soll mitten in der Ernte- und Feldarbeit von den Bauern als Fronarbeit gefordert haben, 5000 leere Schneckenhäuser zu sammeln, auf die sie ihre Nähgarne aufwickeln lassen wollte. Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Immer mehr Protest, immer mehr Haufen bildeten sich, leisteten Widerstand.

Die 12 Artikel

Vor dem Hintergrund des skandalösen Ablasshandels, der die Buß-Forderungen des katholischen Glaubens in eine einträgliche Geldquelle verwandelte, und der Reformation, die spätestens seit 1517 vor aller Augen die Autorität der katholischen Kirche und damit der Geistlichkeit verwarf, wurden im März 1525 in Memmingen die 12 Artikel der Bauernschaft beschlossen, ein im Kern revolutionäres politisches Programm, das das System des Feudalismus angriff. Unter Berufung auf die nun in Deutsch vorliegende Bibel wurde zur Kernforderung Abschaffung der Leibeigenschaft! Daneben etliche Forderungen nach Abgaben- und Fronerleichterung, nach einem Ende der Fürstenwillkür. Das war unbedingt revolutionär und klassenkämpferisch:


Die 12 Artikel

Die Abschaffung der Leibeigenschaft, der Kampf für persönliche Freiheit erschütterte das Feudalsystem als ausbeuterisches Gesellschaftssystem! Dieses System überließ – ursprünglich nur als Lehen, leihweise, was sich aber längst zu faktisch persönlichem Besitz verfestigt hatte – irgendwelchen Adligen ein Gebiet zur freien Verfügung und Ausbeutung, mit allem, was zu diesem Land dazugehörte, also auch mit den Menschen, den Bauern. Sie gehörten dem adligen Lehensempfänger, der so zum Leibherr wurde. Die Menschen waren an das Land gebunden, durften es nicht verlassen. Besonders krass zeigte sich dieses Verhältnis in der im elften Artikel abgelehnten Todfallsteuer. Starb ein Leibeigener, wurde für seine schon schwer geschlagene Familie eine schwere Abgabe an den Leibherrn fällig, hatte der doch einen „schweren Verlust“ an seinem „Wirtschaftsgut“ Leibeigener „erlitten“. Das entlarvt das gnadenlos menschenfeindliche Feudalsystem, das nun überall frontal angegriffen wurde.

Jeder der 12 Artikel spiegelte einen widerwärtigen Aspekt des Feudalismus und jeder scheuchte die Herrschenden auf. Auch sie, Fürsten, Adel, reiche Patrizier der Städte, und die hohe Geistlichkeit rüsteten nun zum Kampf.

Luther und Müntzer

Martin Luther, Anführer der Reformation, dachte gar nicht daran, dies Programm zu unterstützen. Nach einer halbherzigen Ermahnung an die Fürsten („Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben“), die Forderungen hier und da doch bitte ernst zu nehmen, wandte er sich in übelster Weise gegen die Bauern und unterstütze dir Fürsten, nach dem der Krieg voll ausgebrochen war.


Thomas Müntzer predigt vor der Schlacht

In Thüringen rief dagegen der einstige Luther-Anhänger und Pfarrer Thomas Müntzer offen zum Aufstand auf, sagte den Fürsten ihre Verbrechen offen ins Gesicht: „Ihr Herren macht das selbst, dass Euch der gemeine Mann feind wird!“ Er sprach charismatisch und revolutionär zu den Unterdrückten! In seinen Predigten und Schriften proklamierte er die Lehre, die Bibel verkünde die Gleichheit aller (ein religiös verkleidetes, frühbürgerliches Thema!!), als revolutionären Grundsatz für das Hier und Heute, nicht erst „im Jenseits“ – so radikal, dass Engels das als nahe am Atheismus wertete. Münzer wurde schließlich zum Anführer des thüringischen Bauernaufstandes. Er wurde nach der Niedermetzelung tausender Bauern bei Frankenhausen hingerichtet.

Aufstand landesweit!

Wie grundstürzend, angefeuert durch die 12 Artikel, die Reformation und die Schriften Müntzers sich der Krieg Bahn brach, macht Wilhelm Zimmermann (1807-1878) in seiner „Allgemeinen Geschichte des großen Bauernkrieges“ 1843 vielsagend klar: Ende März 1525

waren die Bauern allenthalben, an der Donau auf und eröffneten die Feindseligkeiten, und zwar wunderbarer Weise [!!] nicht bloß in Oberschwaben, im Inntal, auf dem Schwarzwald, im Breisgau, im Elsaß, sondern von den Gegenden unterhalb Ulm leitete sich der Aufstand durch die Gegenden zwischen der Wernitz, der Jaxt und dem Kocher mit Blitzesschnelle fort…“ über zahlreiche Ortschaften „das ganze Hohenlohische andererseits, hinein in den Odenwald, in den Rheingau, hinüber in`s Herz von Franken, und am ganzen Thüringerwald, wo der Agitator Thomas Münzer am Hauptfeuerherd saß. Alles war im Aufstand … es mußte ein Plan, eine Verabredung … zu Grunde liegen. Denn auf wohl zwölf weit voneinander entlegenen Punkten des südlichen Deutschlands begann in denselben Tagen, in den ersten Tagen des Frühlings, die Waffenbewegung des VoIkes.

Zu gleicher Zeit stehen die Tyroler auf, eröffnet Hans Müller von Bulgenbach den Kampf auf dem Schwarzwald und im Breisgau, eröffnen sich die drei Haufen am See, im Allgäu und auf dem Ried sowie der unterhalb Ulm`s sich wieder sammelnde Leipheimer Haufe den Angriff; treten auf der württembergischen Alp, in den Gebieten der Stadt Heilbronn und des Deutschordens unter Anführern die Bauern in die Waffen; erhebt sich an der Tauber allgemein der Aufstand, bewegt Georg Metzler mit einem Bauernheer aus dem Odenwald sich hervor, zettelt Wendel Hipler im Hohenlohischen die ersten Tätlichkeiten an und zückt Münzer in Mühlhausen das republikanische Schwerdt.“ (II, 170)

Zimmermann, der, auf Quellen gestützt!, die Geschichte auf Seiten der Aufständischen schreibt, wird heute von der bürgerlichen Wissenschaft geschnitten, zum Teil diffamiert.

 

Die Herren und die bündischen Truppen

Panik bei den Herrschenden! Sie mobilisierten gegen den Aufstand – über den von ihnen gegründeten „Schwäbischen Bund“ – ihr Bündisches Heer, mit Söldnern und der „bündischen Reiterei“, die bald als „Bauerntod“ gefürchtet wurde. Zum Feldherrn wurde der adlige Offizier Georg III. Truchseß von Waldburg ernannt, bald berüchtigt als „Bauernjörg“ oder Bauernschlächter. Beginnend im Allgäu, vor Ulm, dann in Württemberg und schließlich bis hinauf nach Franken und Hohenlohe verfolgt der Bauernjörg die Aufständischen in einem blutigen Feldzug.

Blutige Ostern – der Schock von Weinsberg!

Zunächst aber breitet sich, gestützt auf „Bauernhaufen“, der Bauernkrieg aus. Immer mehr Gebiete werden erfasst. Neben dem Südwesten entwickelte sich um Müntzer ein energischer Aufstand auch in Thüringen. Bauernhaufen wurden eine Macht, die viele Orte zum Anschluss ermutigten oder auch zwangen! Bürger, kleine Adlige (Florian Geyer, Götz von Berlichingen), erfahrene Ex-Landsknechte und Ratsherren beteiligten sich, wurden zu Anführern. Der Stuttgart Maler Jerg Ratgeb (Herrenberger Altar in der Stuttgarter Staatsgalerie) stellte sich offen auf die Seite der Bauern.

In Thüringen beteiligten sich viele Kleinbürger, auch bereits Arbeiter (Salzsieder, Bergleute) am Aufstand, der sich um die Stadt Frankenhausen entfaltete. Ende April wurde Frankenhausen besetzt und eine revolutionäre Stadtregierung gebildet, die sich an 14 Artikeln, ähnlich denen von Memmingen, orientierte.

An Ostern (2. April 1525) stürmten die vereinigten Odenwälder und Hohenloher, Neckartäler Bauern, unter Jäcklein Rohrbach und der Schwarzen Hofmännin (Margerethe Renner aus Heilbronn) die Stadt und Burg Weinsberg. Sie nahmen Graf Helfenstein sowie etliche weitere Adlige gefangen. Graf Helfenstein, ein Schwiegersohn Kaiser Maximilians und Obervogt über alle württembergische Bauern, herrisch, arrogant, verhasst, sowie weitere Adlige wurden schmählich durch eine Gasse aus Spießen gejagt und so hingerichtet, eine für den Adel unverzeihliche Grenzüberschreitung, die den revolutionären Charakter des Aufstands deutlich macht, aber eine auch unter den Bauern wohl umstrittene Maßnahme. Doch sie führte auch dazu, dass viele weitere Kräfte sich anschlossen

Besetzungen Heilbronns und am 25. April von Stuttgart durch die im Hellen Christlichen Haufen zusammengeschlossenen lokalen Haufen folgten. Fast zwei Wochen befand sich das Neckartal von Heilbronn bis Stuttgart in der Hand der Aufständischen! In Stuttgart wurde auf Druck der Bauern ein bewaffnetes „Fähnlein“ gestellt und die „Bauernkanzlei“, ein organisatorisches Zentrum, gebildet, das der Leitung des Malers Ratgeb unterstellt wurde. Sie bestand nur wenige Tage. Denn nun eilten die bündischen Truppen unter dem Bauernjörg heran. Nachdem die Aufständischen noch die Stadt Herrenberg südlich Stuttgart zusammen mit den angerückten Schwarzwäldern unter Hans Müller eroberten, kam es am 12. Mai 1525 vor Böblingen zur Entscheidungsschlacht. Die Bauernarmee stand zunächst recht günstig. Aber obwohl die gut befestigte Stadt Böblingen sich dem Aufstand angeschlossen (geschworen) hatte, öffneten die Patrizier der Stadt unter Vogt Leonhard Breitschwert nach massiven Drohungen Bauernjörgs der bündischen Armee die Tore, die damit entscheidende Vorteile erlangte. Zimmermann klagte den Verrat der Böblinger Herren an. Als Unterstützer des Aufstandes hätten sie die Bauern hereinlassen müssen. Die Schlacht entbrannte und endete in einem Massaker an den Bauern, die wie so oft, mangels militärischer Erfahrungen der professionellen Gewalt der Bündischen nicht standhalten konnten. Geschätzt verloren zwischen 7000 und 10000 Aufständische ihr Leben, zahlreiche Führer wurden gefangen genommen. Melchior Nonnemacher und Jäcklein Rohrbach wurden nacheinander gefangen genommen und unter dem Gaudi der Adligen bei lebendigem Leibe verbrannt.


Mühlhausen: Denkmal für Thomas Müntzer

Nur zwei Tage später ertränkten die vereinigten Fürsten von Hessen und Thüringen in der Schlacht bei Frankenhausen den Thüringer Aufstand im Blut und richteten Thomas Müntzer hin, natürlich nicht nur ihn, sondern viele weitere Gefangene.

Der Bauernjörg, schlug am 2. Juni bei Königshofen (Taubertal) die vereinigten Neckartaler und Odenwälder Haufen, weitere Tausende Bauern verloren ihr Leben. Nur zwei Tage später schlug er letzte Bauernhaufen in der Schlacht beim Dorf Ingolstadt in Unterfranken. So fand der Bauernkrieg im Süden Deutschland sein Ende.

Nach und nach wurden Aufstände auch in Tirol und im Elsass erstickt. Überall wurden Menschen hingerichtet. Der Stuttgarter Maler Jerg Ratgeb wird in Pforzheim gevierteilt, weil er sich offen auf die Seite der Bauern stellte und aufstandsfeindliche Pläne Stuttgarter Ratsherren an die Bauern verriet. Überall wurden am Aufstand beteiligte Gemeinden, Dörfer, Städte mit schweren Strafzahlungen und Schadenersatzpflichten ins Elend gestürzt.

Schluss: Eine Revolution!

Yaak Karsunke beendete seine (von Peter Janssens vertonte) Bauernoper mit dem Song:

So endet in Deutschland die erste, die Bauernrevolution,

mit Feuer und Schwert wird geschrieben unser aller erste Lektion:

Verlangt das Volk nach Freiheit, Dann schlägt man´s einfach tot

Und stillt der Armen Hunger mit Prügel statt mit Brot.

Letztlich siegten die Fürsten, sie stärkten sich entscheidend. Trotz alledem nannte Engels diesen gewaltigen Aufstand „den großartigsten Revolutionsversuch des Deutschen Volkes“! Die Menschen griffen zu den Waffen, sie organisierten sich, sie griffen den Kern des Feudalismus an, Leibeigenschaft, Fron, Abgaben, Willkür. Es gab ein revolutionäres Programm, das in wesentlichen Teilen der aufgestandenen Regionen als Richtschnur galt, weitgehend auch unter den verschiedenen, den radikalen wie den gemäßigten Beteiligten. Das kann auch die bürgerliche Wissenschaft nicht bestreiten.

Sie schufen zumindest provisorische Ansätze von Machtorganen, in Württemberg bezeichneten sie sich, in Anlehnung an die offizielle Bezeichnung „Landschaft“ für die feudalen Staatsorgane die „gemeine (gemaine) Landschaft“, deren Tätigkeit sich an nichts anderem ausrichtete als an den 12 Artikeln. In Fankenhausen wurde das Rathaus besetzt, der Rat gestürzt, das Schloss Frankenhausen gestürmt und Urkunden, Schuldbriefe und das Stadtsiegel vernichtet. Zu ihrem Programm machten die Thüringischen Aufständischen ihre Forderungen, 14 Artikel, die sich ebenfalls an die 12 schwäbischen Artikel anlehnten. Es wurde um die Staatsmacht gerungen.

Die bürgerliche Geschichtswissenschaft hat das Thema entdeckt. Aber sie macht den Bauernkrieg herunter. Im Böblinger Bauernkriegsmuseum, geleitet von der bürgerlichen Historikerin Lea Wegner, wird der plumpe Versuch unternommen, das Ganze zu einer großen Protestdemo zu verzwergen. Aber Demos stürmen keine Klöster und Städte und richten keine Staatsvertreter hin.

Wilhelm Zimmermann wird allenthalben verschwiegen, diffamiert und für überholt erklärt. Klar: Er schrieb auf Seiten der „Aufrührer“, rühmte Margerethe Renner, die hasserfüllte „Schwarze Hofmännin“ so stark, dass Clara Zetkin sie mit Jeanne d´Arc verglich. Engels wusste es besser. Sein Werk „Der deutsche Bauernkrieg“, stützt sich, wie der Autor selbst erklärt, ganz auf Zimmermann.

Weisen wir alle Versuche zurück, dem Bauernkrieg seinen revolutionären Charakter zu beschneiden und lernen wir aus ihm revolutionäres Denken, nutzen wir die revolutionäre Erfahrung! Auch nach 499 Jahren!