Rund 2500 Kolleginnen und Kollegen der Niederlassung von Mercedes Benz Stuttgart und zahlreiche solidarische Kolleginnen und Kollegen protestierten am Dienstag-Mittag, 2. Juni 2024, vor der Stuttgarter Konzernzentrale, direkt am Cannstatter Haupteingang und neben dem Mercedes-Museum. Der Vorstand hat beschlossen, die bundesweit rund 80 Mercedes-Niederlassungen zu verkaufen, samt rund 8000 „lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, die jetzt lärmend und protestierend vor den Vorstandsbüros standen. Aber sie kämpften nicht allein: Am nahen Mercedeswerk Sindelfingen waren weitere Tausende in Aktion wie auch in Rastatt, Düsseldorf Bremen und Berlin, insgesamt nach Angaben der IG-Metall rund 25.000! Gut, dass endlich betriebsübergreifende Solidarität organisiert wird!
Vorm Werkseingang Untertürkheim rosa Bengalo-Rauch, ein Meer aus roten Gewerkschaftsfahnen, IG-Metall-Mützen und Bannern: ca 2500, darunter Kolleginnen und Kollegen aus vielen Niederlassungen. Sehr viele junge! In den Niederlassungen arbeiten nicht nur Angestellte, in den dazugehörenden Werkstätten auch viele Arbeiterinnen, Arbeiter Auszubildende. Vorm Cannstatter Tor standen nach Aussagen der IG Metall auch rund tausend solidarische Kollegen aus dem Produktionswerk, vor dem man stand. Bänder standen still, auch in anderen Standorten.
Michael Häberle, Betriebsratschef in Untertürkheim, Vertreter der Niederlassungen und ein Berichterstatter aus den Verhandlungen mit dem Mercedes-Vorstand berichteten. Sie prangerten unter empörten Rufen und Parolen aus tausenden Kehlen die Willkür des Vorstands an, der längst Fakten schuf und einseitig den Verkauf der Niederlassungen beschloss. Dazu gehört auch die Aufkündigung der in den Niederlassungen geltenden Tarifverträge. Deshalb die nur scheinbar hohe Forderung nach 60 Monatsgehältern und einer Nachteilsausgleichspauschale von 60.000 Euro. Denn wenn der Verkauf an irgendwelche Privatiers erfolgt, werden diese sich mit großer Wahrscheinlichkeit den tariflichen Standard von Mercedes nicht leisten.Deshalb fordert die IG Metall diesen Nachteilsausgleich bzw. einen entsprechenden Tarifvertrag!
Die Stimmung kochte hoch, als bekannt gegeben wurde, dass neben den Kollegen aus dem Untertürkheimer Werk auch Delegationen von Bosch Feuerbach und Reutlingen, Mahle, Porsche und anderen Betrieben gekommen sind. Die VK-Leiter der Betriebe standen auf der Rednerbühne, einzig der VK-Leiter von Bosch Reutlingen sagte, um was es geht: „Wenn Ihr die Arbeit niederlegt – wir kommen und helfen Euch!“
Nur Streik hilft, aber abgesehen davon, dass die laufenden Aktionen faktisch in einigen Produktionsbändern eine Art Streik darstellten, fiel sonst das Wort nicht – auch als die zweite Bevollmächtigte der Stuttgarter IG Metall, Liane Papaioannou das Wort ergriff. Auch die Jugend- und Ausbildungsvertretung Untertürkheim sprach – empört, dass die Zukunft gerade für die Jugend immer ungewisser werde. Eine Vertreterin des Gesamtbetriebsrats der vor 2 Jahren ausgegliederten Daimler-Truck-Gesellschaft ergriff knapp und kämpferisch das Wort.
Kämpferisch die Kolleginnen und Kollegen vorm Tor, die Führung strickt bereits am Kompromiss…
Vorne an der Rednertribüne standen Kolleginnen und Kollegen der Niederlassung Stuttgart mit großen Bannern: „Unsre Niederlassung, unsere Arbeit, unsere Zukunft!“ Unser Zeitungsname wird immer aktueller! Knapp hundert Arbeit Zukunft waren im Nu verteilt.