Ende Juni meldete die Firma Allgaier in Uhingen (Baden-Württemberg), Autozulieferer und Maschinenbauer , Insolvenz an. 1600 Kolleg/innen tragen das Unternehmerrisiko und fürchten um ihre Existenz.
In der wechselvollen Geschichte von Allgaier trugen immer die Kolleg/innen das Risiko. Ging es der Firma schlecht, flogen sie auf die Straße. Ging es mal gut, jammerte die Geschäftsleitung über den „Arbeitskräftemangel“ und forderte Mehrarbeit und eine Arbeitszeitverlängerung.
Über viele Jahre war der langjährige Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt Chef von Allgaier. Er war zusammen mit Walter Riester, IG Metall, einer der Protagonisten der Klassenzusammenarbeit und des Co-Managements. In einem Interview mit der ZEIT vom Januar 2023 sagt Hundt: „mit dem pflege ich bis heute eine freundschaftliche Verbindung.“ Gemeinsam haben sie dafür gesorgt, dass es nie zu ernsthaften Arbeitskämpfen kam.
Als der Betrieb nach vielen Jahren enormer Gewinne um 2020 durch die Veränderungen in der Autoindustrie in Schwierigkeiten kam, suchte Hundt einen Investor und verkaufte schließlich 2022 88,9% an den chinesischen Konzern Westron. Dabei wurde viel versprochen. Hundt gelobte den Kolleg/innen eine goldene Zukunft. Westron gebe den Allgaier-Mitarbeitern eine „hervorragende Perspektive“. Der Investor versprach, 20 Millionen zu investieren.
Doch das erwies sich als Luftnummer. Denn Westron ist selber im Automobil- und Technologiesektor tätig, also Konkurrent von Allgaier. Mit der Abwicklung von Allgaier gewinnt Westron Marktmacht.
Der „soziale“ ehemalige Arbeitgeberpräsident und Eigner Dieter Hundt hat sich mit viel Geld aus dem Staub gemacht. Unternehmerrisiko? Nicht für das Kapital! Das Unternehmerrisiko tragen – wie immer – die Kolleg/innen! Dafür hat Dieter Hundt in dem oben erwähnten Zeit-Interview noch einmal deutlich gemacht, wie reaktionär und rückwärtsgewandt seine Politik der Klassenzusammenarbeit ist. Er wettert gegen das Bürgergeld und den Mindestlohn, fordert längere Arbeitszeiten, mehr Billigarbeitskräfte aus dem Ausland. Auf die Frage, wie er beim Verkauf die Interessen der Belegschaft berücksichtigt habe, sagt der überzeugte Freund der Klassenzusammenarbeit, Westron habe zugesichert, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten. So verlässlich sind Zusicherungen des Kapitals. Und Hundt wäscht seine Hände in Unschuld.
In den Gewerkschaften sollte Allgaier ein Schulungsbeispiel für die Konsequenzen von Klassenzusammenarbeit werden. Am Ende zahlen dafür die Kolleg/innen.
Aktuell fordern wir:
Erhalt aller Arbeitsplätze bei Allgaier!
Dieter Hundt soll den Gewinn aus dem Verkauf für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Allgaier herausrücken!