Die Verhandlungskommission hat den Beschäftigten des Helios-Konzern einen Tarifkompromiss präsentiert, der weit unter der Inflationsrate liegt und daher unzureichend ist. Bei der Mitgliederbefragung, die bis Ende Mai andauert, ist daher ein Nein sowie das Fortführen und die Ausweitung des Streiks erforderlich.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat Ende April für die rund 21.000 Beschäftigten im Konzerntarifvertrag einen Kompromiss bei den Tarifverhandlungen mit dem Helios-Konzern beschlossen. Wie ver.di in einer Pressemitteilung verkündete, beinhaltet dieser für Vollzeitkräfte steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.000€ (Teilzeitkräfte anteilig; 1.000€ für Auszubildende) sowie dauerhafte Erhöhungen des Einkommens ab Juli 2023 und Juli 2024 um jeweils 4,0 Prozent, mindestens aber um 150€. Zudem kommt im November 2024 eine weitere Erhöhung um 1,0 Prozent. Die Ausbildungsentgelte steigen im September 2023 und im September 2024 um jeweils 100€ monatlich.
Zuvor hatten die bei den Helios-Kliniken Beschäftigten ver.di-Mitglieder mehrmals betriebliche Aktionen durchgeführt und erfolgreich einzelne Warnstreiktage durchgeführt. Trotz aller Bemühungen ist dieser Kompromiss ein Schlag in die Magengrube für diejenigen, die tagtäglich systemrelevante und harte Arbeit leisten. 4,0 Prozent Lohnerhöhung, die erst ab Juli gelten, bei einer Inflationsrate, die schon im April bei 7,2 Prozent liegt, stellen einen deutlichen Reallohnverlust dar. Zusätzlich wird den Beschäftigten die Aussicht auf weitere Lohnerhöhungen genommen, denn der neue Konzerntarifvertrag soll ganze 24 Monate gelten. Bei diesem Tarifkompromiss gibt es nur einen Gewinner und das ist der Arbeitgeber. Dabei gehört die Helios-Kliniken-Gruppe zu den größten Anbietern von stationärer und ambulanter Patientenversorgung in Europa. Sie betreibt allein in Deutschland 87 Kliniken und erwirtschaftete im Jahr 2022 einen Rekordgewinn von 766 Millionen € bei einem Umsatz von rund 7 Milliarden €.
Deshalb Nein zu diesem arbeitgeberfreundlichen Kompromiss und Ja zur weiteren Tarifauseinandersetzung. Es muss eine weitreichende Mobilisierung stattfinden, um den Helios-Konzern unter Druck zu setzen und schlussendlich in die Knie zu zwingen! Nur eine weitreichende Aktivierung aller Beschäftigten und der Übergang in einen unbefristeten Streik hat das Potenzial, dafür zu sorgen, dass auch die Arbeiter:innen von diesem gigantischen Gewinn profitieren!
Letztendlich ist natürlich die Kampfkraft, die Stärke der Gewerkschafsmitgliedschaft und die aktive Beteiligung der Mitglieder ausschlaggebend für ein Tarifergebnis. Aber die Weiterführung der Tarifauseinandersetzung kann auch eine Chance für mehr Gewerkschaftsmitglieder sein, den es bei Helios benötigt, weil kein hoher Grad an Gewerkschaftsmitgliedschaft existiert. Genau an diesem Punkt muss nun angesetzt werden. Denn die Streikaktionen von ver.di während der Tarifrunden haben aufgezeigt, dass der Einsatz auf viel Zuspruch unter den Beschäftigten stößt, wie der Hinzugewinn von Zehntausend neuen Kolleg:innen belegt. Die Erhöhung der Kampfkraft durch stärkere Mobilisierung sind ein Weg zur Stärkung der Gewerkschaften und tragen zum Sieg der Arbeiter im Klassenkampf bei.