Mitte April verkündete das Statistische Bundesamt eine gute Nachricht: Die Inflation sei auf 7,4% zurückgegangen. Also alles prima? Doch wie so oft, muss man das „Kleingedruckte“ lesen und nicht nur die Überschrift.
Denn vor allem in den Bereichen, die die unteren Einkommen treffen, ging die Inflation ungebremst weiter und stieg teilweise sogar an.
– Nahrungsmittel insgesamt +22,3%
– Molkereiprodukte, Eier +34,6%
– Gemüse + 27,3%
– Brot, Getreideerzeugnisse +23,8%
– Erdgas +39,5%
– Strom +17,1%
– Fernwärme +16,4%
Und dann folgt das Eingeständnis, dass die Menschen auch in diesem Jahr nicht mit einer „durchgreifenden Entspannung“ rechnen könnten. So werden die Menschen mit „Erfolgsmeldungen“ getäuscht. Man sagt ihnen die „Wahrheit“, aber eben nur die halbe Wahrheit.
Doch alle Kolleg/innen spüren die bittere Wahrheit in ihrem Geldbeutel! Tagtäglich sehen sie, wie ihr Einkommen immer weniger zum Leben reicht! Obwohl sie bereits sparen müssen, werden sie noch dazu von der Regierung mit Sparappellen verhöhnt!
Des einen Leid, des anderen Freud!
Während die große Mehrheit der Menschen unter der steigenden Inflation und den sinkenden Reallöhnen stöhnt, steigen z.B. die Gehälter der DAX-Vorständen un rund 25%. Bei der Deutschen Bank verdoppelte sich der Gewinn auf 5,7 Mrd. Euro in 2022; der höchste Gewinn seit 15 Jahren. Insgesamt profitieren Lebensmittelkonzerne, Energiemonopole, die großen Handelskonzerne massiv vom wachsenden Elend. Im Kapitalismus ist das kein Wunder. Da gilt immer noch das Gedicht von B. Brecht:
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah`n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm,
wärst du nicht reich.
Krise und Krieg sind auch heute noch eine Klassenfrage. Die Reichen, die Kapitalisten profitieren davon, die arbeitenden Menschen, Arbeiter, Bauern, Jugend usw. müssen die Lasten tragen.
Der Kapitalismus funktioniert nur, wenn sich das Kapital vermehren kann – und zwar vollkommen unabhängig von den Bedürfnissen der Menschen. Über die lange Zeit, die der Kapitalismus existiert, hat sich so viel Kapital angesammelt, dass es kaum noch sinnvoll angelegt werden kann. Das Kapital steckt daher weltweit in Schwierigkeiten, ob in den USA, Deutschland, der EU, Russland oder China. Da für die Profite die Lebenslage der großen Masse weltweit immer weiter nach unten gedrückt wird, steigen auch die Absatzschwierigkeiten und damit die Chancen auf Profit aus der Produktion.
Für das Kapital gibt es da nur wenig Auswege:
– weitere Verschlechterung der Lebenslage der breiten Masse durch Reallohnsenkungen, Inflation, Verschlechterung der Sozialleistungen, des Bildungswesens und der Gesundheitsversorgung. Dieses Verarmungsprogramm erleben wir derzeit.
– Spekulation an der Börse, bei Bitcoins usw. Da kann man schnell viel Profit machen, aber auch ebenso rasch untergehen.
– Krieg und Aufrüstung. Da werden zum einen Werte zerstört und es muss wieder aufgebaut werden. Zum anderen braucht man ständig Nachschub an Rüstungsmaterial. Auch dieses „Rettungsprogramm“ für den überlebten Kapitalismus erleben wir gerade live im Ukraine-Krieg. Nicht umsonst ist der Rüstungskonzern Rheinmetall Anfang des Jahres in den DAX aufgestiegen. Umsatz und Profite explodieren.
Auslaufmodell Kapitalismus!
In dem Zwang zu Profit und immer mehr Profit kann der Kapitalismus – egal ob in den USA, Europa, Russland, China oder sonstwo zunehmend kein sicheres Leben mehr bieten. Sichere Arbeitsplätze? Nehmen ab, an ihre Stelle tritt zunehmend prekäre Arbeit. Wohnungen? Gesundheit? Rente? Bildung? Pflege? Umwelt? Krieg? In allen wichtigen gesellschaftlichen Fragen gibt es keine Perspektive in diesem System. Stattdessen werden wir ständig mit Phrasen und immer neuen Versprechungen hingehalten und abgespeist.
Der Kapitalismus ist gesellschaftlich gesehen am Ende! Doch er wird nicht freiwillig gehen. Er wehrt sich mit allen Mitteln und kämpft um sein Überleben, auch wenn es viel Blut kostet wie jetzt im Ukraine-Krieg.
Doch je unerträglicher er den Menschen das Leben macht, umso mehr werden sie sich für seine endgültige Beseitigung einsetzen!