Wasser: Herausforderungen und Kämpfe

Vorbemerkung:

Im Zusammenhang mit der Klimakrise wird auch die Austrocknung der Böden eine immer bedrohlichere Erscheinung. Der Kampf um sauberes Wasser wird daher immer mehr zum Zankapfel zwischen Großverbrauchern – bestimmte Monopole und konventionelle intensive Landwirtschaft – und den Menschen. In der Region um Poitiers in Südwestfrankreich sind 16 große Wasserreservoirs („Mega-Becken“) geplant. Der Kampf darum wird hart ausgetragen. Unsere Genossen der PCOF berichten darüber in „La Forge“:

Wasser ist zum blauen Gold geworden, zu einer Ware, welche die Kapitalisten des Agrobusiness auf Kosten der für die gesamte Gesellschaft unverzichtbaren Bedürfnisse haben wollen. Während es immer notwendiger wird, die Wasserressourcen zu sichern und zu schützen (das Defizit der Niederschlagsmenge lag Anfang 2022 bei 33 %, im Februar dieses Jahres bei 50 %), wird es von den Monopolen des Agro-Business missbraucht. Nach Ansicht des BRGM (Bureau de recherches géologiques et minières), das den Ministerien für Ökologie, Wirtschaft und Forschung untersteht, ist der Zustand des Grundwassers in Frankreich eindeutig: „Die Grundwasserspiegel bleiben mit 80 % der mäßig niedrigen bis sehr niedrigen Werte unter den normalen Werten“ (1).

Seit der ersten Versammlung vor der Präfektur in Niort, die 2017 von „Bassines Non Merci“ (Nein zu den Wasserreservoirs) organisiert wurde, ist die Wasserfrage zum Wasserkrieg geworden.

Der Bau von Mega-Becken (2) zur Wasserrückhaltung für die Bewässerung von riesigen landwirtschaftlichen Gütern, die ihre chemische Verschmutzung in die Böden leiten, und für Beschneiungsanlagen, übersteigt jede Vorstellungskraft.

Wie vor einiger Zeit der Bau des Staudamms von Sivens, der dank des Widerstands der Anwohner des Tescou-Flusses eingestellt wurde und bei dem die Polizeiorgane 2014 den Tod von Rémy Fraisse verursacht haben. Die Wasserknappheit ist so groß, dass das Risiko steigt, dass im nächsten Sommer noch mehr Gemeinden unter Beschränkungen des Süßwassers leiden werden. Selbst wenn es im April und Mai über mehrere Tage durchgehend regnen würde, hätte das Grundwasser keine Zeit, sich wieder aufzufüllen.

Die Landwirtschaft ist mit Abstand der Wirtschaftszweig in Frankreich, der am meisten Wasser verbraucht, da auf sie 58 % des Netto-Süßwasserverbrauchs entfallen. Die Kernenergie verbraucht zwar netto 12 %, aber das für die Kühlung der Kernkraftwerke entnommene Wasser macht 50 % der gesamten jährlichen Wasserentnahme aus. Die geringe Niederschlagsmenge und die enorme Nachfrage nach Süßwasser führen zu einem Kipppunkt, an dem das verfügbare Wasser äußerst knapp wird.

Die Antwort der Regierung:

Völlig gegen den Strom der wachsenden Bewegung gegen die Mega-Becken verkündete Macron seinen Wasserplan vom künstlichen See Serre-Ponçon (Hautes-Alpes), der seit dem letzten Jahr unter einer brutalen Austrocknung leidet. Es ist ein Plan, der die Vorschläge der Confédération Paysanne, von Verbänden, die sich für eine progressive Umgestaltung des ländlichen Raums einsetzen, wie „Bassines Non Merci“ (Nein zu den Wasserreservoirs), „Soulments de la Terre“(Aufstände der Erde)… aber auch die Positionen zahlreicher Wissenschaftler, darunter Anne-Morwenn Pastier, ignoriert. Julien Leguet von BNM protestierte gegen die „tiefe Verachtung des Staatschefs“, dessen Plan „einen ausschließlich an der Technik orientierten Ansatz bestätigte“. Nicolas Girod, Sprecher der Confédération Paysanne a), sagte, dass dieser Plan „nicht auf der Höhe der landwirtschaftlichen Herausforderungen ist, also werden wir weiterhin von unserem Demonstrationsrecht Gebrauch machen“.

Was die „gemeinsame Nutzung der Ressourcen“, die „Abstimmung“, „alles zu tun, um die Bewässerung zu reduzieren“ und im selben Satz „alles zu tun, um die bewässerten Flächen zu erweitern“ betrifft, so sind dies nur leere Worte, die niemanden täuschen und für die der Präsident der Reichen, der Bankiers und der Lobbys bekannt ist. Es ist ein Plan, der die intensive Landwirtschaft, die Böden und Fauna verschmutzt, und die maßlose Ausbeutung der Wasserressourcen durch Lebensmittelkonzerne wie Nestlé in den Vogesen oder Danone im Puy-de-Dôme unterstützt. Er ermutigt Baukonzerne wie Vinci und Bouygues, sich mit ganzer Kraft für die Eröffnung von neuen Baustellen wie die Mega-Becken stark zu machen. Die brutale und fast tödliche Repression der praktisch kriegführenden Ordnungskräfte (3) gegen Aktivisten und ihre Organisationen, die ein Verbot der Nutzung von Mega-Becken und eine Regulierung des Wasserverbrauchs durch die Bevölkerung fordern, sowie die Kriminalisierung dieses Kampfes zeigen umso mehr die Notwendigkeit eines revolutionären Bruchs mit diesem tödlichen System für eine Gesellschaft, die die Menschen und die Erde respektiert. Nein zu den Mega-Becken! Nein zur Plünderung des Wassers durch das Agro-Business!

Quellen:

1. https://www.brgm.fr/fr/actualite/communique- presse/nappes-eau-souterraine-au-1ermars- 2023.

2. Wissenschaftliche Gegenargumentation zu den Megabassines von Ann-Morwenn Pastier: https://reporterre.net/IMG/pdf/me_gabassines- dossier_contre-e_tude_30_janvier_2023. pdf.

3. https://www.pcof.net/communique-desparents- de-serge-dans-le-coma-victime-d’un tir-de-grenade/

Anmerkung:

a) Bauerngewerkschaft mit ca. 10 000 Mitgliedern, etwa mit ABL in Deutschland vergleichbar

(Übersetzung aus „La Forge“ Ausgabe 4/2023)