Zum 8. März, dem internationalen Frauenkampftag fanden sich in Hamburg ca. 10 000 Demonstrant:innen vor dem Gewerkschaftshaus, dem Besenbinderhof, zusammen. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Jugend-, Frauen- und LGBTQ*-Organisationen rief zum jährlichen Protest anlässlich des „feministischen“ Kampftags auf.
Der Aufruf zur Demonstration thematisiert den Krieg in der Ukraine, die ökonomische Lage der Frauen in Deutschland im Zuge der Inflation und Doppelbelastung durch Lohn- und Hausarbeit, die prekäre Arbeit von Frauen im Niedriglohnsektor und die daraus resultierende Armutsquote. Die Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ wird auch unter dem Motto „Ohne uns steht die Welt still“ verdeutlicht. Ein großer Fokus besteht auf dem Kampf gegen das Patriarchat zur Befreiung aller Geschlechter und Sexualitäten, die unter den Rollen- und Familienbildern des Kapitalismus leiden. Darüber hinaus wird Licht auf den Kampf gegen Gewalt an FLINTA*-Personen geworfen und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung mit der Forderung nach der Streichung der Paragrafen 218 und 219 im StGB eingefordert. All dies soll unter einem antikapitalistischen, internationalistischen und antirassistischen Feminismus zusammengefasst werden. Es folgt der Aufruf, sich zu organisieren und für einen Systemwandel zu kämpfen.
Bereits zu Beginn der Auftaktkundgebung wird deutlich, wie breit das Spektrum an Demonstrant:innen ist: Es werden 26 Redebeiträge über den Verlauf der Demonstration hinweg angekündigt. Darunter zahlreiche Organisationen und Verbände, die in ihren Inhalten stark variieren. Dies ist eine Besonderheit auf den Straßen Hamburgs. Bei den meisten Aktionstagen, ob beim 1. Mai, dem Ostermarsch, dem Antikriegstag oder auch dem Tag der Befreiung, finden sich ein sehr viel kleineres Spektrum an Organisationen auf den anlässlichen Demonstrationen wieder. Der internationale Frauenkampftag bietet jedoch für viele Strömungen und Auffassungen Anhaltspunkte. Dabei tummeln sich kommunistische wie liberale Organisationen, Autonome und Gewerkschaften Seite an Seite auf dem Protest – und jede:r möchte zu Wort kommen. Dominiert haben Redebeiträge über die Auslegung von Geschlecht und Identität, aber auch Redebeiträge zur ökonomischen Situation der Frau in Deutschland und auch internationalistische Ansätze haben ihren Raum gefunden.
Angeführt von einem FLINTA*-Only Block wurde die Demonstration durch die verschiedenen „all Gender“-Blöcke ausgemacht. Hinter dem queerfeministischen Block folgte der „Streik“-Block, ein Transgender und „Sex-Worker“-Block und der Block der Jusos und Grünen Jugend. Parallel fand eine Alternativ-Demonstration unter dem Motto „Kämpft für Brot, Arbeit und Frieden“ statt. Die aufrufende Organisation, das Frauencafé Lüttje Lüüd grenzte seine Aktion von der Großdemonstration unter dem Gesichtspunkt der Beteiligung von Parteijugenden der Regierungsparteien ab. Darüber hinaus wurden Positionen gegen Prostitution und auch liberale Ansätze veröffentlicht.
Der internationale Frauenkampftag steht in einer langen und reichen Tradition und Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung. Es zeigt sich auch an Kampftagen wie dem 8. März, dass liberale und individualistische Auffassungen in fortschrittlichen Bewegungen noch sehr viel Raum einnehmen – dies ist eine logische Konsequenz aus der Schwäche der klassenkämpferischen Organisationen, die auch nicht dadurch aufgehoben wird, eigene Aktionen zu starten, die rein in Abgrenzung zu den großen Demonstrationen stattfinden. Die 8. März-Demonstration bringt jedes Jahr viele unorganisierte und fortschrittliche Frauen auf die Straße – es ist unsere Aufgabe, diesen Demonstrationen einen klassenkämpferischen Charakter zu verleihen, die richtigen Forderungen in den Vordergrund zu stellen und somit auch den bürgerlichen Feminismus zu enttarnen. Der Kampf des Proletariats liegt darin, das kapitalistische System und das auf Eigentum fußende Patriarchat zu überwinden. Hierfür liegt es an der proletarischen Frauenbewegung für einen revolutionären 8. März, an dem die breiten Massen der werktätigen Frauen, gemeinsam für ihre Forderungen und Interessen auf die Straße gehen zu kämpfen!