Der Bogen zur Mitgliederbefragung. Die große Mehrheit wollte eine höhere Lohnforderung!
Die Gewerkschaft Verdi, der 160.000 Postbeschäftigte angehören, geht am 6.Januar 2023 in die nächste Tarifrunde mit der höchsten Forderung der letzten Jahre nach einer Lohnerhöhung von 15 % für 1 Jahr und einer jährlichen Lohnerhöhung von 200 Euro für Auszubildende.
Verdi befragte ihre Mitglieder zwischen dem 17. Oktober und dem 15. November, wobei mehr als 43.000 den Fragebogen abgaben. In dieser Umfrage war einer überwältigenden Mehrheit der Mitglieder, genauer gesagt 90 %, die Forderung der Gewerkschaft von 10 % zu niedrig, würde doch dieser Anspruch die vor allem inflationsbedingten Einkommensverluste nicht decken.
Der Postkonzern lehnt diese Forderung als “unrealistisch“ ab. Die Deutsche Post AG hat jedoch ihre eigenen betrieblichen Ziele in den vergangenen Jahren deutlich übertroffen. Das Monopolunternehmen, das seit Jahren schrittweise einen Gewinn von 5 Milliarden Euro erzielen wollte, erzielte 2021 einen Überschuss von 5,1 Milliarden. Zugleich wurden interne Schätzungen öffentlich, die für 2022 ein Betriebsergebnis von 8,4 Milliarden in Aussicht stellen.
Vor allem in den vergangenen 10 Jahren, die dem Postkonzern unerhörte Gewinne brachten, sind die Löhne im Gesamtwirtschaft durchschnittlich um 23 % gestiegen, während die Einkünfte der Postbediensteten lediglich um 6 % gewachsen sind. Während der Pandemiezeit, die für den Konzern als erfolgreichstes Jahr seiner Geschichte in die Annalen einging, wurden die Mitarbeiter gerade einmal mit 175 Millionen Euro als Corona-Prämien abgespeist. Der in diesem Zeitraum erzielte übermäßige Gewinn geschah jedoch nicht spontan, sondern wurde mit allgemein erschwerten Arbeitsbedingungen, verlängerten Arbeitszeiten und Anwerbung neuer Mitarbeiter in besonders niedrigen Lohngruppen erkauft. In Anbetracht dieser Situation sind die nunmehr geforderten 15 % keine übertriebene Forderung, da sie ja nicht einmal die in der Vergangenheit erlittenen Verluste auszugleichen vermögen. Die Postbeschäftigten sind entschlossen, für diese Forderung im neuen Tarifvertrag zu kämpfen.
So wie Zehntausende Postboten im Jahre 2015 durch einen sechswöchigen Streik ihre Rechte zu wahren vermochten, so werden sie ihre Forderungen für das Jahr 2023 keinesfalls aufgeben.