Heute, 16.11.2022, Warnstreik bei Mercedes-Benz in Mettingen (Untertürkheim): Wie immer sehr gute, Stimmung und große Beteiligung, nach IG-Metall-Angaben ca 3000.
Der Streik fand am Vortag der nächsten Tarifverhandlungsrunde im Südwesten statt. „Acht Prozent! Acht Prozent!“ Immer wieder schallte die Parole über den großen Parkplatz am Tor 1 des Mettinger Betriebes. Um 10:30 Uhr marschierten hunderte Azubis lautstark, mit Bengalos, Lautsprecherwagen und Rufparolen aus dem Werk und unterstützten die Warnstreikkundgebung. Einmal mehr glänzte die ganze Aktion durch starke Jugendbeteiliung.
Delegationen aus Untertürkheim, Hedelfingen, Bad Cannstatt, der Mercedes-Zentrale und zahlreicher anderer Standorte verstärkten die Demo.
Die Kampfbereitschaft war weder zu übersehen noch zu überhören. Eine wirklich beeindruckende Stimmung, wofür der Mettinger Großgießerei-Betrieb ja auch berühmt ist.
Michael Häberle, Betriebsratsvorsitzender der Werks Untertürkheim, Nadine Boguslawski, erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, und eine Jungendvertrerein und ein Jugendvertreter sprachen. Miguel Revilla, der VK Leiter in Untertürkheim rief zum Ende der Kundgebung den Frühschluss aus. Tausende verließen ihre Arbeitsplätze.
Tagelange Warnstreikwelle.
Schon am Vortag hatten sich mehr als 3000 Kolleg/innen beim großen Warnstreiktag in Stuttgart- Feuerbach in der Borsigstraße engagiert, am Tag davor waren es Porsche in Stuttgart Zuffenhausen 3500. In Feurbach beteiligten sich Belegschaften von Coperion, Koenig & Bauer MetalPrint , Voith Turbo H+L Hydraulic,Rutesheim, Lapp GmbH, MAHLE Behr, MAHLE Filtersysteme, MAHLE GmbH, Siemens (Niederlassung Stuttgart), Nokia Solutions and Networks, C. Haushahn, Woodward L’Orange. Sie alle folgten dem Aufruf der IG Metall Stuttgart, um gemeinsam mit der Robert Bosch GmbH Feuerbach sowie den Bosch-Standorten Leonberg, Renningen, Schwieberdingen, der Robert Bosch Hauptverwaltung, von Bosch Sicherheitssysteme, Robert Bosch – Business Services and Supply Chain und Bosch Rexroth Stuttgart an der Großkundgebung teilzunehmen. Auch gab es ein sehr kämpferische Stimmung.
Und doch!
Äußerlich passten sich die Rednerinnen und Redner der Kampfbereitschaft der streikenden Kolleginnen und Kollegen an. Da unterstrich Michael Häberle, dass die 8% unbedingt erforderlich seien, dass nun genug gewarnstreikt worden sei, dass es keine weiteren Warnstreiks geben dürfte, die Arbeitgeber müssten endlich ein Angebot vorlegen. Kollegin Boguslawski sprach, wie auch am Vortag in Feuerbach, von einer letzten Chance der Arbeitgeber.
Aber von der Notwendigkeit der Urabstimmung und des Streiks sprach wiederum niemand, obwohl das die einzig richtige Antwort auf die wirklich deutlich demonstrierte Kampfbereitschaft der Metallerinnen und Metaller ist. Lediglich Vertrauenskörperleiter Miguel Revilla deutete an, dass „wir noch ganz andere Dinge machen“ würden, wenn am Donnerstag nichts bei der Verhandlung herauskomme.
Wache Kollegen machen dann darauf aufmerksam, dass von „8% tabellenwirksame Entgelterhöhung„ bei einer „Laufzeit von 12 Monaten“ kaum mehr die Rede sei. Statt dessen würde nebulös von „8% mehr“ , „8% mehr im Portemonnaie“ (was ja nicht automatisch tabellenwirksam sein muss) gesprochen. Auch auf dem Mobilisierungsflyer für die Kundgebung steht es genau so. Nadine Boguslawski in Mettingen (zitert auf derStuttgarter IG- Metall homepage heute – https://www.stuttgart.igm.de/news/meldung.html?id=104156 ):
„Die vielen Kolleg/innen, die heute und in den letzten Wochen auf die Straßen gegangen sind, zeigen, dass unsere Forderung von 8 Prozent Entgelterhöhung richtig und wichtig ist! Das sollen auch die Arbeitgeber sehen und spüren! Wir sind bereit den Druck weiter zu erhöhen. Der 17. November ist die letzte Chance der Arbeitgeber friedlich zu einem Ergebnis zu kommen.“ Genau so wird es zitiert, wo ist die Laufzeit?
Außerdem machen Gerüchte, nicht zuletzt in den Medien, die Runde, dass bei der kommenden Verhandlungsrunde am Donnerstag der baden-württembergische Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger anscheinend den Auftrag hat, einen Pilotabschluss zu verhandeln.
„Da schrillen bei mir die Alarmglocken“, so ein erfahrener Kollege. Da könne nichts Gutes herauskommen, außer einem (weiteren) in der Substanz unterirdischen Abschluss, der mit kryptischen Formulierungen schöngeredet wird.
Dazu passte dann, was „aus gut informierten Kreisen“ bei Mercedes Benz verlautet: Der IGM Vorstand reise heute (16.11.2022) nach Stuttgart an. Es deutet anschein end viel darauf hin, dass morgen ein Abschluss ausgecheckt würde. Angeblich solle vom Arbeitgeberverband Südwestmetall sogar ein neues Verhandlungsangebot auf dem Tisch liegen, was natürlich nicht öffentlich sei. Steht bereits eine Einigung ins Haus?
Sind wir mal gespannt auf die eventuellem Kröten und wie dann der Abschluss schöngerechnet wird – und auf die Reaktionen und die Stimmung der Metaller/innen
Wir jedenfalls bleiben dabei: Bei den Kolleginnen und Kollegen herrscht große Kampfbereitschaft, die sich auch aus der drohenden Not speist. Die Inflation ist gekommen um zu bleiben! Aber nicht nur das: Auch die Wut auf die schamlose Heuchelei der Kapitalvertreter und ihre ebenso schamlose Bereicherung angesichts der Krise, mitten in der Krise, sorgt für Streikstimmung!
Deshalb fordern wir mit den Kolleg/innen:
8 Prozent – volle Durchsetzung!
12 Monate Laufzeit!
Urabstimmung und Voll-Streik!