Gerade wird wieder von „Fachleuten“ eine Diskussion über die Sicherheit von Atomkraftwerken geführt. Der sichere Betrieb sei gewährleistet.
Zwar haben wir erhebliche Zweifel, ob das wirklich technisch sicher ist, wie diese Experten behaupten. Doch selbst wenn dem so wäre, zeigt das Beispiel des AKW Saporischja in der Ukraine wie begrenzt die rein technische Sichtweise ist.
Atomkraftwerke werden in einer Gesellschaft gebaut. Selbst wenn das AKW „sicher“ ist, muss es diese Gesellschaftsordnung überhaupt nicht sein. Das haben bereits die AKW-Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima gezeigt. Noch eindrücklicher wird diese Tatsache nun mit Saporischja aufgezeigt. Vor allem im Kriegsfall wird jedes Verbrechen denkbar. Die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki durch die USA waren militärisch für den Sieg nicht mehr erforderlich, sondern ein offenes Kriegsverbrechen. Die Anwendung des hochgefährlichen Giftes Agent Orange im Vietnamkrieg durch die US-Armee in Vietnam war ein ebensolches Kriegsverbrechen.
Bei Saporischja erscheint es als recht merkwürdig, wenn die Ukraine behauptet, Russland habe des AKW, das sich in seiner Hand befindet, und damit seine eigenen Besatzungskräfte beschossen. Doch letztendlich ist es im Fall einer atomaren Katastrophe sowieso egal, wer den ersten Schuss abgegeben hat. Dann sind weite Teile der russisch besetzten Gebiete und der Ukraine sowie große Regionen Europas atomar verseucht.
Mit den steigenden Spannungen zwischen den Großmächten USA, EU, Deutschland usw. einerseits und Russland, China andererseits wächst die Gefahr von weiteren Kriegen und damit auch die Gefahr, dass AKWs dabei zu Schaden kommen. In imperialistischen Kriegen wird darauf kaum Rücksicht genommen.
In einem Kommentar von Dieter Fuchs in der Stuttgarter Zeitung vom 20.8.22 heißt es dazu aus bürgerlicher Sicht:
„Es bleibt nur die Erkenntnis, dass die gewaltige Zerstörungskraft der Atomenergie nicht zu den Bedingtheiten des Menschen passt. Jedes politische System kann versagen – das hätte auch Tschernobyl schon lehren können -, jeder Staat kann instabil werden, jedes Territorium auf dieser Erde kann in eine Kriegszone verwandelt werden, auch wenn uns das im Moment unwirklich erscheint. So unwirklich wie die Tatsache, dass im Jahr 2022 ein Krieg in Europa ausbricht.“
Im Kapitalismus und Imperialismus gibt es keine „Sicherheit.“ Zwar vermeidet er Ross und Reiter zu nennen und redet von „Bedingtheiten des Menschen“, statt von Kapitalismus und Imperialismus. Aber er hat recht: In der Welt des Imperialismus gibt es keine Sicherheit. Die sicheren, friedlichen Zeiten sind, wie Lenin es ausdrückte, nur Atempausen zwischen den Kriegen.
Atomkraftwerke im Krieg: Eine todsichere Sache!