Zum 78. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns
Ernst Johannes Fritz Thälmann (* 16. April 1886 in Hamburg; † 18. August 1944 im KZ Buchenwald)
Ernst Thälmann:
„Für uns gelten nicht die Interessen der Kapitalisten, sondern nur die der Arbeiter!“
Am 18. August 1944 ermordeten die Faschisten heimtückisch Ernst Thälmann im KZ Buchenwald. Sie fürchteten Leute wie ihn. Dem Kampf für die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung, für den Kommunismus widmete Thälmann sein Leben. Zum Vorbild eines mit der Arbeiterklasse eng verbundenen Arbeiterführers, eines unbeugsamen Gegners des Imperialismus und Faschismus, wurde Teddy, wie ihn die Arbeiterinnen und Arbeiter liebevoll nannten, nur im Kampf. Er war der Typ, den Lenin einmal so beschrieb: „Es müssen Leute ausgebildet werden, die der Revolution nicht nur ihre freien Abende, sondern ihr ganzes Leben widmen… Die Führer der Arbeiter sind keine Engel, keine Heiligen, keine Heroen, sondern Menschen wie alle“. Ganz und gar trifft das auch auf Thälmann zu. Unter Arbeitern aufgewachsen, blieb er auch Arbeiter, als er an der Spitze einer großen kommunistischen Partei stand. Schon gar nicht war er ein Wunderkind, dem schon in der Wiege gesungen worden wäre, zum Parteiführer seiner Klasse berufen zu sein.
Mit der Machtübertragung an Hitler setzte der blutige offene Terror gegen die Arbeiterbewegung und die KPD ein. Nach der Verhaftung Thälmanns am 3. März 1933 wurde am 14. März die KPD offiziell verboten. Trotz grausamer Misshandlungen blieb er standhaft und unbeugsam, wurde zum Symbol des Widerstandes gegen das faschistische Regime. „Sei standhaft wie Thälmann!“ – das wurde im antifaschistischen Kampf während des Hitlerregimes zum geflügelten Wort. Die Faschisten selbst fürchteten Thälmann, ließen ihn nie wieder frei. Nach über einem Jahrzehnt Kerkerhaft wurde Thälmann am 18.August 1944 heimtückisch von den Faschisten umgebracht. Sie haben Thälmann ermordet, aber aus den Kampfreihen des Proletariats konnten sie ihn nicht reißen. Die Zerschlagung des Hitlerfaschismus, die hauptsächlich das Werk der Roten Armee war, eröffnete in der sowjetischen Besatzungszone, der Arbeiterklasse die Möglichkeit eines demokratischen, antifaschistischen Neubeginns und später einen sozialistischen Entwicklungsweg. Die Errichtung des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden, der DDR, verkörperte in jener Zeit die Hoffnung des deutschen Proletariats.
Der faschistische Terror hatte große Lücken in die Reihen der Arbeiterschaft gerissen; gerade seine zielklarsten und erprobtesten Führer hatte das Proletariat verloren. Der Klassenkampf, der in der DDR in allen gesellschaftlichen Bereichen stattfand, insbesondere in der Partei, verschärfte sich. Revisionistische Elemente um Ulbricht, Grotewohl, Honecker und Konsorten gewannen im Laufe der 50iger Jahre an Einfluss. Da die Klassenverhältnisse im Sozialismus bürokratische Tendenzen hervorbringen können, erhielten revisionistische Kräfte in der Partei einen günstigen Nährboden. Leute wie Ulbricht oder Honecker konnten sich keine Zukunft vorstellen, in der nicht alle gesellschaftlichen Entscheidungen in ihren Händen monopolisiert sein sollten. Sie bauten ihre Privilegien aus, förderten Bürokratismus, Spießertum…
Immer offensichtlicher wurden die Entartungserscheinungen in der Gesellschaft. Wort und Tat, Theorie und Praxis, die Kluft wurde ständig größer. Bereits Ende der Fünfziger Jahre wurde der Sozialismus durch die Revisionisten beseitigt. Äußerlich behielt die Gesellschaft jedoch bis zum Schluss ihre sozialistische Hülle bei. (Ein Grund dafür, dass noch heute viele Menschen glauben, die DDR sei bis 1989 sozialistisch gewesen) Betriebe, Schulen, Straßen usw. erhielten den Namen Thälmanns. Denkmäler wurden errichtet und Funktionäre schwätzten Phrasen daher.
Für sie waren das Rituale, ohne das Wirken und den Kampf Thälmann wirklich zu begreifen bzw. weiterzuführen. Ein geflügeltes Wort war in dieser Zeit, „könnte Thälmann die heutigen Verhältnisse sehen, würde er sich im Grab umdrehen.“
Die reale Führung durch die Partei muss immer wieder aufs Neue erkämpft werden. Die ständige Heranziehung der Werktätigen zur Leitung gehört zur Existenzsicherung des Sozialismus. Denn eine Übergangsgesellschaft kann nur dann wirklich zur Übergangsgesellschaft zum Kommunismus werden, wenn sie sich am Ziel des Kommunismus orientiert. Der Revisionismus, der keineswegs irgendwie fortschrittlich war, wollte weder als „Permanenzerklärung der Revolution“ (Marx) wirken, noch die Selbsttätigkeit der werktätigen Massen, ihre wachsende Heranziehung zur unmittelbaren Leitung der Produktion und überhaupt aller gesellschaftlicher Angelegenheiten bewerkstelligen. Die revisionistischen SED-Führer, die an die Macht gelangten, stellten die Weichen mit Übergängen und schrittweise zum klassischen Kapitalismus hin.
Thälmann, ein Freund der Kapitalisten, ein Befürworter von Klassenzusammenarbeit?
Sozialpartnerschaftliches Denken, „wir sitzen doch alle in einem Boot – Prolet und Bourgeois“, war für Thälmann undenkbar. Auf dem Grubenhof eines Bergbaus wurde Teddy 1930 gefragt: „Kann man in der Krise streiken, die Gewerkschaftsreformisten verneinen das.“ Seine Antwort: „Die Gewerkschaftsbürokraten fürchten Streiks, die die Krise verschärfen, also den Kapitalismus schwächen. Na und? Für uns gelten nicht die Interessen der Kapitalisten, sondern nur die der Arbeiter. Im Mansfeldischen Grubenrevier, wo die Bergarbeiter seit sieben Wochen streiken, hat eine Frau gesagt: Ich habe meinem Mann die Treue am Altar geschworen, und ich halte sie ihm auch im Streik. Unterschätzen wir nicht die Solidarität! Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!“
Heute soll alles anders sein: „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“ ziehen an einen Strang, um in der „Marktwirtschaft“ bestehen zu können. Der Standort Deutschland verlangt das. Ausbeuter und Ausgebeutete – alles Vergangenheit?
Die Realität ist eine Andere: Die Arbeitskraft ist auch heute eine Ware. Der Arbeiter verkauft sie dem Kapitalisten. Er schafft mehr als für seine Reproduktion (Essen, Wohnung, Ernährung usw.) notwendig ist. Diesen Mehrwert eignet sich der Kapitalist an.
Und der gute alte „Vater Staat“ ist nichts anderes als der Vollstrecker der Monopolunternehmen und Hüter der Monopolinteressen.
Warum dient der technische Fortschritt aber nicht der Gesellschaft? Warum Reichtum auf der einen Seite und Elend und Armut auf der anderen Seite? Ständig steigende Arbeitshetze und psychische Belastung, soll das der Fortschritt sein? Arbeit gibt es doch genug. Für die Ausbeuter muss sie aber Maximalprofit bringen. Der Kapitalismus kann nie die Arbeitslosigkeit beseitigen, das Wohnungsproblem lösen, die Umwelt schützen. Fäulnis und Korruption treten immer stärker in Erscheinung und es kommt wieder zum Krieg. Imperialismus bedeutet Krieg, wie Thälmann immer wieder betonte. Kriege, die geführt werden, um Absatzmärkte und Rohstoffe, um einen Platz an der Sonne. Übrigens nimmt die Bundeswehr aktiv weltweit an Kriegshandlungen teil für die „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“. (VPR 1992) Soll das die Zukunft für die Jugend sein? Keine Lehre, Arbeitslosigkeit und dann für das Kapital auf dem „Feld der Ehre“ bzw. auf dem Feld „des freien Welthandels“ zu sterben!
Ernst Thälmann würde gewiss nicht diesen Unsinn schwafeln. Er würde fordern: Nicht Arbeitsgemeinschaft und Koalition, sondern eigenständige Kämpfe zu führen. Wer nimmt denn auf die Arbeiter Rücksicht? Kein Kapitalist kümmert sich um sie. Nur solange sie Profit bringen, werden sie gebraucht, ansonsten fliegen sie wie ehedem auf die Straße. Gewiss der spätkapitalistische Staat hat gelernt und geht „sozialverträglich“ vor. Es gibt ja Arbeitslosengeld und Sozialhilfe (wenn auch immer weniger), Hartz IV-Leistungen werden gewährt. Das war’s aber schon!
Die Profitgeier denken, dass die Arbeiterbewegung derzeit am Boden liegt und sie nun machen können, was sie wollen. Ununterbrochen werden „sozialpolitische Maßnahmen“ verkündet: Hartz IV-Reformen, Gesundheitsreformen, Rentenreformen usw.
Die Kapitalisten fordern Lohnverzicht, verstärkte Arbeitshetze, Samstagsarbeit, Arbeitszeitverkürzung, wie die 35-Stunden-Woche, aber ohne Lohnausgleich usw. So werden angeblich Arbeitsplätze erhalten. Doch jedes Zugeständnis, jede gesparte Mark an Lohn, gibt ihnen mehr Spielraum für Rationalisierungsinvestitionen und damit Arbeitsplatzabbau. Und sie werden immer mehr verlangen, solange sie keinen aktiven Widerstand erfahren.
Arbeiter, denkt daran, die Kapitalisten brauchen euch. Noch nie sind sie ohne euch ausgekommen, die Arbeiter brauchen sie aber nicht. Ohne euch läuft nichts. Allein die Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in der Großindustrie produzieren heute rund vier Fünftel des gesellschaftlichen Neuwerts. Ihr könnt eine Macht werden, wenn ihr nur wollt. Noch immer stehen alle Räder still, wenn der Prolet es will.
Im Geiste Ernst Thälmanns: Für den Sozialismus kämpfen!
Heute zeigt, der vom Kapital gefeierte Triumph der „Marktwirtschaft“, die unlösbaren Probleme und tiefen Widersprüche des Kapitalismus, den Keim seines unvermeidlichen Untergangs. Ernst Thälmann heute ehren, heißt in erster Linie an sein kämpferisches Werk anzuknüpfen, heißt aber auch die Kommunistische Partei Deutschlands aufzubauen. Nur eine einheitliche, kampfstarke Partei der Arbeiterklasse, die sich vom Marxismus-Leninismus leiten lässt, wird den notwendigen Neubeginn bewältigen können.
„Den faschistischen Gangstern werden wir die Ermordung des Führers der Kommunistischen Partei Deutschlands nicht vergessen!“ schrieben deutsche Kommunisten in einem Gedenkartikel in der „Prawda“ am 17. September 1944.
Zeit seines Lebens war Ernst Thälmann angefeindet und verleumdet worden.
1989/1990 fand die Umwandlung der Rest SED von einer revisionistischen in eine offen
sozialdemokratische Partei statt. Dazu musste sie den „Ballast“ einer Pseudo-KP
abwerfen. Ein Arbeiterführer wie Ernst Thälmann war da im Wege. Eine Vielzahl von
Lügen, Schmähungen, Kübel voll Dreck wurde ausgeschüttet. Das Neue Deutschland
wurde ein Organ dieser Hetzkampagne. Irma Gabel-Thälmann trat deshalb Anfang der
90er Jahre aus der PDS aus.
Wer heute am Aufbau und an der Stärkung kommunistischer Arbeiterpolitik mitwirken will, sollte sich sehr intensiv mit Ernst Thälmann auseinandersetzen. Er gehört zum großen Erbe der internationalen kommunistischen Bewegung. Von ihm zu lernen, bedeutet Prinzipienfestigkeit mit Flexibilität der Kampfformen zu verbinden, Klarheit der Analyse mit Massenverbundenheit; es bedeutet, den Kampf mit den arbeitenden Menschen zu führen und zu organisieren, in der Klasse verankert zu sein. Das schließt sektiererische und dogmatische Abkapselung ebenso aus, wie einen opportunistischen Kampf auf den Knien.
Bücher von Ernst Thälmann:
Erinnerungen an Irma Gabel-Thälmann
roter stern, 3/2010 –