Ende April 22 legte der Daimler-Betriebsrat in Sindelfingen der Belegschaft stolz ein Abkommen zur Übernahme von 700 Zeitarbeitskräften und Beschäftigte von Fremdfirmen vor. Das wurde als großer Erfolg präsentiert, denn es standen die Betriebsratswahlen an.
Selbstverständlich wird es für die 700 Kolleg/innen gut sein, wenn sie endlich aus einem unsicheren Arbeitsverhältnis herauskommen. Das begrüßen wir!
Doch wenn man die Vereinbarung liest, dann atmet diese „Unternehmergeist“ und nicht gewerkschaftlichen Kampf gegen unsichere Arbeitsverhältnisse.
So wird bereits auf S.1 der Grund angegeben: „Aufgrund des aktuell geplanten Produktionsprogrammes und der altersbedingten Fluktuation von Stammbeschäftigten…“.
Es gab also keinen Kampf, sondern die Notwendigkeiten einer stabilen Produktion haben Daimler dazu gebracht, 700 fest einzustellen.
Auch die folgenden Bestimmungen machen deutlich, worum es geht. Aus der größeren Zahl von Leih- und Fremdarbeiter/innen sollen die ausgesiebt werden, die die besten Leistungen bringen und von den Meistern am höchsten bewertet werden. Das bedeutet offene Türen für die Interessen des Kapitals. Kolleg/innen die krank waren oder durch Belastungen nicht die höchsten Leistungen bringen konnten, fallen durch das Raster, ohne dass das überhaupt ausgesprochen wird. Nur die Besten kommen in Daimlers Töpfchen! Die „Schlechten“ fallen durchs Raster und werden ausgesiebt.
Kriterien sind u.a. die Meisterbewertung, Einsatzdauer, Einsatzort, der Bedarf von Daimler, spezifische fachliche Qualifikation.
Einige Bereiche wie die Logistik werden von diesem Programm ausgeschlossen. Daimler will die Logistik schon lange loswerden und diese Arbeiten an Fremdfirmen vergeben. Kolleg/innen im Bereich Bau 21 Fahrzeugbereitstellung haben daher eine Unterschriftensammlung gemacht und bei 60 Kolleg/innen 40 Unterschriften gesammelt. Sie fordern Übernahme in eine festes Arbeitsverhältnis auch für ihren Bereich. Manche Kolleg/innen arbeiten schon 5, 8 Jahre ohne ein festes Arbeitsverhältnis. Der für den Bereich zuständige Betriebsrat unterstützt die Aktion, während der Gesamtbetriebsrat eher die Hände in den Schoß legt. Der Betriebsrat hätte hier die Solidarität der gesamten Belegschaft organisieren müssen. Doch die Kolleg/innen wollen weiter machen. Es werden noch Unterschriften gesammelt und Kolleg/innen angesprochen. Aufgeben wollen sie nicht.
Offensichtlich benötigt Daimler gerade dringend Arbeitskräfte. Sonst wäre es nicht zu dieser Vereinbarung mit dem Betriebsrat gekommen. Doch statt die Notlage Daimlers auszunutzen, um die Übernahme aller Zeit-, Leih- und Fremdarbeiter zu fordern, die Kolleg/innen zu informieren, mobilisieren und zu kämpfen, hat man eine Vereinbarung nach Daimlers Bedürfnissen geschlossen. Das ist auch ein Schlag gegen alle Kolleg/innen, die in der IG Metall gegen die unsicheren Arbeitsverhältnisse eintreten und die damit verbundene Spaltung der Arbeiterklasse aufheben wollen.
Gewerkschaftsarbeit ist wichtig. Aber sie muss den Interessen der Kolleg/innen dienen und sich gegen das Kapital und seine Ausbeutung richten!