Die Klassenwidersprüche zwischen Arbeit und Kapital, zwischen den Reichen und Armen in der Türkei spitzen sich immer mehr zu. Extreme Preissteigerungen und die Inflation erschweren das alltägliche Leben der Arbeiter*innen, der Werktätigen, der Jugend und auch anderer Teile der Bevölkerung. Die Löhne der Arbeiter*innen, insbesondere der Mindestlohn ist nichts mehr wert und liegt schon längst unter der Hungergrenze. Auf der anderen Seite organisiert sich Gegenwehr, die Arbeiter*innen und auch andere Teile der Bevölkerung protestieren fast täglich auf den Straßen in verschiedenen Städten der Türkei. Außerdem stehen sozialistische und andere fortschrittliche Kräfte wie EMEP, TKP, TIP, SOL-Parti, HDP und andere kurz davor, gegen das autoritäre Ein-Mann Regime eine einheitliche Volksfront zu bilden.
Inflation und Preissteigerungen
Das verfaulte System basierend auf Ausbeutung der Lohnabhängigen gibt der Mehrheit der Bevölkerung nur noch unerträgliche Arbeits- und Lebensbedingungen. Die jahrelange harte neoliberale Linie der AKP Regierung, das Verscherbeln der staatlichen Betriebe, die Privatisierungsoffensive und die Zerschlagung der eigenen Landwirtschaft hat letztendlich zu der heutigen desaströsen Lage geführt. Inzwischen befindet sich die türkische Lira auf Rekordtief und somit war die türkische Zentralbank zum dritten Eingriff am Devisenmarkt innerhalb von 10 Tagen gezwungen. In diesem Jahr hat die türkische „Lira“ knapp 50 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar verloren. Man spricht in der Türkei von einer knapp 50 prozentigen Inflation. Die Preise für z.B. Lebensmittel, Strom, Heizkosten, Miete steigen rasant. Deshalb kam es zu ersten lokalen Protesten von Initiativen die sich gegen die Preissteigerungen richten. Dabei kam es auch in einigen Städten zu Verboten solcher Aktionen, auch wurden Demonstrierende verhaftet. Teilweise gehen die Proteste weiter.
Armut, Mindestlohn und die Auflehnung der Arbeiterklasse!
Die Profite der 500 größten Industrieunternehmen in der Türkei haben sich im Jahr 2020 durchschnittlich um 15,3 Prozent erhöht, ganz im Gegensatz zu den Löhnen. Laut einem Bericht des Gewerkschaftsverband DISK (Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften) liegt die Armutsgrenze bei 10.000 Lira. Der Mindestlohn lag in diesem Jahr bei 2825 Lira. Die Hungergrenze liegt bei knapp 3000 Lira. In der Türkei arbeiten inzwischen 80 Prozent der Beschäftigten mit dem gesetzlichen Mindestlohn, in anderen Ländern liegt der Umfang der Beschäftigten, die einen Mindestlohn beziehen, bei 10 Prozent. Die Gewerkschaften haben aufgrund den laufenden Mindestlohnverhandlungen und Preissteigerungen mit etlichen betrieblichen Aktionen und Demonstrationen reagiert. Weitere Proteste sind geplant. Selbst die Ärzte und die Beschäftigten der Gesundheitsbranche haben jeweils getrennt einen Streiktag durchgeführt und neue außerordentliche Lohnerhöhungen gefordert. Inzwischen hat die Regierung den Mindestlohn auf 4250 Lira erhöht, jedoch umgerechnet heißt das 271 Dollar, wobei der Mindestlohn am Anfang dieses Jahres noch bei 383 Dollar lag. Deshalb regt sich auch weiter Widerstand dagegen und die fortschrittlichen Kräfte erklären diese Erhöhung als völlig unzureichend. Der Klassenkampf verschärft sich, die Proteste gehen weiter und die fortschrittlichen Kräfte bündeln immer mehr Ihre Kräfte.
Cayan Kartal