Am 14.09.2021 fand in Wilhelmsburg, Hamburg eine Informations- und Diskussionsveranstaltung der Initiativen „Groß-Sand bleibt!“ und „Zukunft Elbinsel“ statt. Geladen waren neben Anwohnern des Stadtteils, Beschäftigten des Krankenhauses Groß-Sand und Unterstützern, auch Träger und Geschäftsführer des Hauses, die hamburgische Gesundheitssenatorin, Pressevertreter, sowie die gesundheitspolitischen Sprecher von SPD, Linke, CDU und Grüne.
Gegenstand der Veranstaltung war der Verkauf des Krankenhauses, welcher seit 1,5 Jahren in der Schwebe hängt, ohne dass die Beschäftigten mit Informationen bezüglich des zukünftigen Trägers, der Zukunft der verschiedenen Stationen oder der Übernahme des Personals versorgt wurden. Von Anfang an hat die Belegschaft dafür gekämpft in den Verkauf involviert zu werden, eine Privatisierung zu verhindern und das Krankenhaus als Allgemeinversorger im Stadtteil zu erhalten. Mit einer Privatisierung würde höchstwahrscheinlich eine profitorientierte Umstrukturierung des Krankenhauses einhergehen, welche lukrative Stationen ausbauen und andere wiederum abbauen oder gar schließen würde. Als eines von drei Krankenhäusern südlich der Elbe (wobei eines ein Kinderkrankenhaus und das andere komplett überlastet ist), ist Groß-Sand für den wachsenden Stadtteil Wilhelmsburg und den Hafen, welcher das größte Wirtschaftsgebiet Hamburgs darstellt, als medizinischer Versorger unverzichtbar.
Ziel der Veranstaltung war es, Beschäftigten, Anwohnern und Unterstützern die Möglichkeit zu geben, ihre Fragen und Appelle an die Verantwortlichen zu richten. Neben etwa 100 Besuchern folgten lediglich die Vertreter der vier geladenen Parteien der Einladung, wobei zu vermuten ist, dass die Teilnahme mancher Partei der bevorstehenden Wahl geschuldet war. Dieser Eindruck wurde dadurch verstärkt, dass die beiden Hamburger Regierungsparteien und die CDU wenig Empathie und noch weniger Verständnis für die Forderungen der Betroffenen vorbrachten. Während man es gewohnt ist, dass Politiker leidenschaftliches Engagement der Bevölkerung mit nichtssagenden Verdrehungen vertrösten, machten die genannten Vertreter keinen Hehl aus ihrer Ignoranz und stießen besonders den anwesenden Pflegern immer wieder mit zynischen Aussagen vor den Kopf. So zum Beispiel, dass die Beschäftigten nicht die nötige Fachkompetenz hätten, um den hochkomplizierten Vorgang der Planung medizinischer Infrastruktur nachvollziehen zu können. Oder, dass der Staat in einen solchen Verkauf bedauerlicher Weise nicht intervenieren könne, schließlich gelte hier das Recht am privaten Eigentum genauso, als würde man sein eigenes Haus verkaufen. Die Fassungslosigkeit über solche Dreistigkeiten gipfelte in Zwischenrufen und wütenden Redebeiträgen der anwesenden Beschäftigten, Anwohner und Unterstützer. Lediglich die Linke, vertreten durch Deniz Celik, blieb nicht nur bei leeren Unterstützungsfloskeln stehen, sondern griff die Forderungen der Betroffenen auf und unterbreitete noch währen der laufenden Veranstaltung den übrigen Parteien ein Kooperationsangebot, um Worten Taten folgen zu lassen. In den vielen Redebeiträgen, welche aus dem Publikum kamen, wurden immer wieder die Einbeziehung der Beschäftigten und Anwohner, eine Rekommunalisierung des Krankenhauses, sowie umfassende Investitions- und Ausbaumaßnahmen gefordert. Während die Betroffenen sich vollkommen im Klaren darüber sind, dass es hier um ihre medizinische (Notfall)Versorgung geht, zeichneten die Politiker immer wieder das Bild von einem privatwirtschaftlichen, gewinnorientierten Betrieb, welcher keinerlei besonderer politischer Beachtung bedarf. Die Teilnehmer der Veranstaltung ließen sich durch das Phrasendreschen und Verdrehen von Tatsachen jedoch nicht von ihren Ansichten abbringen und verteidigten ihre Forderungen leidenschaftlich. Alles in allem war es dadurch eine erfolgreiche Veranstaltung, auch wenn sie keine konkreten Ergebnisse hervorbrachte. Es macht Mut zu sehen, wie sich ein Stadtteil gemeinsam für seine Interessen stark macht, standhaft einen kämpferischen Kurs verfolgt und sich nicht von dem falschen Spiel der Verantwortlichen unterkriegen lässt.
Wir solidarisieren uns mit den Forderungen der Wilhelmsburger!