Am Ende der Tarifrunde im Kfz-Handwerk steht trotz einer sehr guten Mobilisierung in den Kfz-Betrieben, trotz Warnstreiks und betrieblichen Aktionen mit fast 20.000 Kolleginnen und Kollegen ein zweischneidiges Ergebnis:
- 500 Euro Corona – Beihilfe im August 2021 und
- 2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt nach 6 Monaten (ab Februar 2022)
- Für die Auszubildenden gibt es, unterschiedlich nach den einzelnen Tarifgebieten ein Plus von mindestens 60 Euro im Monat (Erhöhung um 6 bis 8 Prozent).
- In den östlichen Tarifgebieten sind weitere Schritte zur Angleichung des Tarifniveaus an den Westen erreicht worden.
In Brandenburg wurde die stufenweise Anpassung der Einkommen an das Berliner Niveau weiter vorangebracht. Die Tariferhöhung beträgt hier 3,8 Prozent. Dadurch verringert sich der Abstand bei den Gesellen um 35 Prozent (von bisher 182 Euro auf 118 Euro pro Monat).
In Mecklenburg-Vorpommern haben die Beschäftigten mit der IG Metall eine Verkürzung der Arbeitszeit von 37,5 Stunden auf 37 Stunden erreicht. Das West-Niveau (36 bis 36,5 Stunden pro Woche) ist fast erreicht.
Ein wichtiges Ergebnis ist die Abwehr der von den Kfz-Arbeitgebern geplanten Angriffe:
Ursprünglich waren sie mit der Forderung nach einer Nullrunde gestartet und haben in einzelnen Tarifgebieten den Manteltarifvertrag gekündigt. In Baden-Württemberg wollten sie den Samstag wieder zum Regelarbeitstag (keine Zuschläge) machen. Die Mobilisierung der Kolleginnen und Kollegen hat das verhindert: Der Manteltarifvertrag ist unverändert wieder in Kraft.
Bei der erzielten Erhöhung der Monatsentgelte von 2,2, Prozent wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Die zur Zeit wieder steigende Inflation entwertet den Lohn- und Gehaltszuwachs und die Laufzeit des Tarifvertrags bis zum 31.03.2023 verlängert die sogenannte Friedenspflicht zu unserem Nachteil.
Gerade die Erfolge in der Abwehr der Arbeitgeberforderungen durch die breite Warnstreikaktionen zeigen, dass hier ein besseres Ergebnis möglich gewesen wäre.
Und eine weitere wichtige Lehre der Kfz-Tarifrunde ist, dass man mit Warnstreiks von 20.000 Kfz- Beschäftigten in über 400 Betrieben viel erreichen kann.
Es gibt aber noch zu viele weiße Flecken: Es gibt noch viele Beschäftigte in Autohäusern und Kfz-Werkstätten, die sich nicht an den Warnstreiks beteiligt haben; die nicht Mitglied in der IG Metall sind. Es gibt noch zu viele Betriebe, wo die Belegschaften bisher keine Interessenvertretung, keinen Betriebsrat gewählt haben.
Hier können wir, hier müssen wir besser werden:
Organisiert Euch im Betrieb, diskutiert in der IG Metall Erfolge und Fehler in der Tarifrunde 2021 und wählt Euch Euren Betriebsrat!