Aus La Forge, Juli-August 2021, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)
In den letzten Monaten haben wir oft Transparente gesehen, auf denen junge Menschen verkündeten: „Wir werden nicht die Opfergeneration sein!“.Sie haben guten Grund, „Déters“ („déterminé“ = entschlossen) und „revolutionär“ zu sein, wie sie manchmal skandierten.
Die ungleichen Bedingungen, die schon vor der Pandemie bestanden, haben sich verstärkt. Die Regierung war gezwungen, einige Maßnahmen zu ergreifen. Ein verspätetes Almosen von 200 Euro kam Ende Juni 2020, bezahlt durch Crous oder Caf 1). In den folgenden Wochen wurde unter dem Slogan „ein junger Mensch, eine Lösung“ lautstark ein „Jugendförderplan“ verkauft: 4.000 Euro „Lastenausgleich“ für die Einstellung eines jungen Menschen zwischen August 2020 und Januar 2021; 5.000 Euro für die Einstellung eines Werkstudenten unter 18 Jahren, 8.000 Euro für die eines Werkstudenten über 18 Jahren, Verlängerung des Zivildienstes und die „Jugendgarantie“ (ein Zuschuss von bis zu 497,50 Euro für junge Menschen, die weder studieren noch arbeiten.
Anfang 2021 lagen mehr als 400.000 Prämienanträge von Unternehmen vor und 440.000 Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2020 abgeschlossen (gegenüber 353.000 im Jahr 2019). Das hat aber nicht verhindert, dass die Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2020 um 16 % gestiegen ist. Ende 2020 waren 619.000 bzw. 21,8 % der „aktiven“ (d.h. nicht schulpflichtigen) Jugendlichen arbeitslos. In den Gymnasien hat die Gesundheitskrise, die alle bestehenden Probleme verschärft hat, die ungleichen Bedingungen zwischen den Schülern je nach ihrer sozialen Herkunft, ihrer familiären Situation, der Schule, die sie besuchen, noch verstärkt… Der Zugang zur Universität über Parcoursup 2) war noch nie so selektiv, die Schwierigkeiten, den Kursen zu folgen und nicht abzubrechen, waren noch nie so zahlreich, und die Zweifel der Schüler an ihrer Zukunft waren noch nie so groß. Die jungen Leute im „Freiwilligendienst“, die 580 Euro netto im Monat erhalten, werden oft in den neuen Dienstleistungen der „Maisons France“, in den Empfangsbereichen von Verwaltungen oder Sozialdiensten, als Ersatz für ausgebildete Fachkräfte eingesetzt.
In dieser Situation fordern viele Menschen eine Ausweitung der Sozialhilfe auf junge Menschen unter 25 Jahren, aber die Regierung, die behauptet, keine „soziale Hängematte“ fördern zu wollen, hat mehrere parlamentarische Vorschläge in dieser Richtung abgelehnt. Einige lokale Behörden gaben daraufhin an, dass sie mit ähnlichen Programmen experimentieren wollen. Dies ist zum Beispiel der Fall in der Metropole Lyon, die ein „RSJ“ 3) von 300 bis 400 Euro für 1.500 Jugendliche vorschlägt, oder im Departement Haute-Garonne, das die Einführung eines Grundeinkommens für 2.000 Jugendliche testen will, dessen Höhe in der Nähe der Sozialhilfe liegt.
Angesichts des Ausmaßes der Krise sind diese verschiedenen Maßnahmen des Staates oder der lokalen Behörden lächerlich. Sie werden den Tsunami von Prekarität und Armut, der die Jugend der Arbeiterklasse trifft, nicht aufhalten. Eines der Merkmale der letzten Jahre ist, dass sie dazu geführt haben, dass viel mehr junge Menschen dieses System – das ihnen keine Zukunft zu bieten hat – in Frage stellen und sich an Solidaritätsaktionen, an Schüler- und Studentendemonstrationen, an kollektiven Kämpfen mit Arbeitern und gegen den Polizeistaat beteiligen. Es ist dieser Geist des Kampfes, dieser revolutionäre Geist, den wir nähren müssen! Dies ist das Thema des Sommerlagers der Union Junger Revolutionäre: „Überall weigern wir uns, den Preis dieser Krise zu zahlen…, den eines verrotteten Systems, mit dem wir Schluss machen wollen… Ein revolutionärer, antikapitalistischer und antiimperialistischer Kampf, den wir mit der Jugend Afrikas, Lateinamerikas, der Westindischen Inseln, der Vereinigten Staaten und aller unterdrückten Völker teilen…“
La Forge, Juli-August 2021