Unter diesem Titel ist seit dem 2. Juli bis zum 17. September 2021 eine Ausstellung des Journalisten und Fotografen Ali Carman im DGB-Haus in Stuttgart zu sehen. Unter gleichem Titel ist ein umfangreicher Bildband über 60 Jahre türkische Migration in Deutschland erschienen, den es leider nur mit türkischem Text gibt. Zur Ausstellung gibt es ein kleines deutschsprachiges Begleitheft.
Zur Eröffnung am 2.7. sprach unter anderem Bernhard Löffler, DGB-Regionsgeschäftsführer Nordwürttemberg: „Am 30. Oktober 1961 regelte das Auswärtige Amt in Bonn in einem zweiseitigen Dokument mit der türkischen Botschaft die Entsendung von Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland…. Anfangs war es für Viele von ihnen erschreckend, in einem Land zu sein, in dem sie die Sprache nicht sprachen, in einem Land in dem die Mentalität ganz anders ist. Es war nicht einfach sich in unserer Gesellschaft zu etablieren, aber da waren ja die deutschen Kollegen und Kolleginnen bei der Arbeit und so wurden diese und die Gewerkschaften oft erster integrativer Kontakt in unsere Gesellschaft.“
Sehr bewegend ging Cuno Brune-Hägele. Geschäftsführer von verdi-Stuttgart, auf die Geschichte der Migration in Deutschland ein. Es ging um Billigarbeitskräfte für das Kapital, nicht um die Menschen. Er betonte auch den Beitrag, den viele Migrant/innen in den Gewerkschaften, beim Kampf und in der Gesellschaft geleistet haben. Oft standen sie an der Spitze bei Streikaktionen. Er bedankte sich ausdrücklich dafür und betonte, sie seien eine Bereicherung für die Gewerkschaften und den Kampf der arbeitenden Menschen.
Der Bildband zur Ausstellung, eigenes Foto
Zeki sprach für DIDF und bedankte sich für die Unterstützung der Gewerkschaften bei der Realisierung dieser Ausstellung.
Ali Carman berichtet über die Entstehung seiner Ausstellung; eigenes Foto
Beim Anschauen der vielen Fotos von Ali Carman wie auch aus dem Privatbesitz vieler „Gastarbeiter“ sowie der Dokumente wurde deutlich, dass dies nicht nur Geschichte sondern Gegenwart ist. Immer noch gibt es Diskriminierung und Ausgrenzung. Billigarbeitskräfte, Niedriglöhne sind keine Vergangenheit, sondern haben zugenommen. In der Corona-Krise wurde bei den Erntehelfer/innen und den Arbeiter/innen in den Fleischfabriken deutlich, dass sich in 60 Jahren im Kapitalismus nichts verbessert hat. Im Gegenteil! Das Kapital hat Wege gefunden und von der Regierung bereit gestellt bekommen, mit denen die Ausbeutung und Rechtlosigkeit der Arbeiter/innen noch verschärft werden konnten.
Die eindrucksvolle Ausstellung „Ein Koffer voller Hoffnungen – Valizer dolusu umut“ lohnt einen Besuch. Auch ein Ausflug nach Stuttgart mit Besuch der Ausstellung ist empfehlenswert. Es wäre auch schön, wenn diese Ausstellung in anderen Städten gezeigt werden würde.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8:30 bis 18 Uhr; DGB-Haus, Willi-Bleicher-Str.20, 70174 Stuttgart