Bis zum September 2021 muss nun auch die Bundeswehr aus Afghanistan abhauen, nachdem US-Präsident Biden angekündigt hat, dass die US-Truppen bis dahin aus Afghanistan verschwinden. Eine gewaltige Niederlage!
Angeblich wurde dieser Krieg für die Befreiung der Frauen, für Demokratie und für gute Bildung der Kinder geführt. Nichts von diesen „Zielen“ wurde erreicht. Im Gegenteil! Konnten in den 80er Jahren Frauen in Afghanistan studieren, problemlos jeden Beruf ergreifen, hatten alle Kinder eine Schulausbildung, so ist das mittlerweile verschwunden. Ein Land wurde ins Mittelalter zurückgebombt. Den Taliban wird die Macht zurückgegeben.
Allerdings waren die „Ziele“ nur vorgeschoben und eine dicke Propagandalüge. Wichtig war Afghanistan für die USA und ihre Verbündeten nur aus strategischen Gründen.
Wikipedia schreibt: „Afghanistan ist ein Binnenstaat Südasiens an der Schnittstelle von Süd- zu Zentralasien, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt.“ Man muss nicht militärische Strategie und Taktik studiert haben, um die strategische Bedeutung eines solchen Landes zu begreifen.
Denn Afghanistan liegt in unmittelbarer Nähe zu Russland und China und anderen wichtigen Staaten. Afghanistan in der Hand der USA, Deutschlands und anderer Besatzer wäre ein Stützpunkt zur Kontrolle einer ausgesprochen wichtigen Region. Da hätte man militärische Möglichkeiten gegen den Iran, Pakistan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan und wie schon gesagt gegen Russland und China. Aus strategischen Gründen ging es auch darum, zu verhindern, dass andere Großmächte wie China und Russland Einfluss in diesem Gebiet erringen.
Die Schwächung macht den US-Imperialismus und seine Verbündeten nur noch gefährlicher!
Doch diese Ziele konnten mit einer militärischen Aggression nicht erreicht werden. Die USA, Deutschland und ihre „Partner“ haben eine schwere Niederlage erlitten. Das ist nicht neu! Schon im Vietnamkrieg mussten die USA regelrecht Hals über Kopf abhauen. Im Irak, Libyen und Syrien haben die USA und ihre Verbündeten trotz ungeheurem Militäreinsatz ihre Kriegsziele der Beherrschung der Region ebenfalls nicht erreicht. Was ihnen geblieben ist, ist die Beherrschung wichtiger Ölquellen durch gezielten Truppeneinsatz und die Zusammenarbeit mit lokalen Söldnerbanden. So fließt weiterhin Öl aus dem Irak, Libyen und Syrien an die US-Ölmonopole. Die Profitquellen konnten „gerettet“ werden.
Doch insgesamt zeigt diese internationale Entwicklung, dass der US-Imperialismus geschwächt ist. Er kann nicht mehr siegen, aber kann noch zerstören und morden. Die Schwächung des US-Imperialismus hat ihn nicht friedlicher gemacht. Im Gegenteil! Im Irak, Libyen und Syrien hat der US-Imperialismus ebenso wie in Afghanistan ganze Länder zerstört und Millionen Menschen ermordet – für seine Weltherrschaft und den Profit.
Die deutsche Bundesregierung hängt sich verbissen an diesen Totentanz. Die Bundesregierung und die große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat mit Unterstützung durch Grüne und FDP bereits eine Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan bis Ende Januar 2022 im Parlament durchgesetzt. Annegret Kramp-Karrenbauer hat in „christlicher Nächstenliebe“ deutlich gemacht, dass sie die Bundeswehr gerne noch länger in Afghanistan lassen würde. Sie warnte „vor einem übereilten Abzug“. Nun muss sich der deutsche Imperialismus beugen. Denn was der zwar geschwächte, aber immer noch starke nicht geschafft hat, kann die Bundeswehr alleine nicht schaffen. Daher benötigt der deutsche Imperialismus für seine Kriegseinsätze, die angeblich immer dem „Frieden“ dienen, immer starke „Partner“. Und selbstverständlich ist gut für die deutsche Rüstungsindustrie, wenn sich die Bundesrepublik an möglichst viel Kriegen beteiligt oder „Partner“ hat, die Waffen brauchen. Ein toller Absatzmarkt für den Exportschlager „Deutsche Waffen“!
Ungeheure Kosten
Nach einer Studie der Brown University haben die USA für den Afghanistan-Krieg bis Ende 2019 fast 1 Billionen US-Dollar ausgegeben! Die Bundesregierung gibt aktuell die bisherigen Kosten des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr mit 12,5 Milliarden an. Das wären rund 212 Millionen pro in Afghanistan getötetem Bundeswehrsoldaten! Doch diese Zahlen beschönigen die tatsächlichen Kosten. Bereits 2010 berechneten Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die wirklichen Kosten auf rund 36 Milliarden Euro! Die Bundesregierung berücksichtigt nämlich nur die im „Verteidigungshaushalt“ eingestellten Kriegsmittel. Sie unterschlägt die Kosten für die Behandlung verwundeter und behinderter Soldaten, Pensionen für dienstunfähig gewordene Soldaten, Beerdigungskosten, Ausgaben anderer Ministerien, Zinskosten usw. Rechnet man das grob hoch, so sind es mittlerweile rund 70 Milliarden Euro Gesamtkosten für die Gesellschaft. Das ist Geld, dass für den Wohnungsbau, Bildung, Gesundheitswesen fehlte. Profitiert davon haben Rüstungskonzerne, Transportunternehmen, Berater und andere.
Doch nicht nur das Geld zählt. Allein 59 Bundeswehrsoldaten ließen in Afghanistan ihr Leben. Die Zahl der Kriegsopfer liegt bei mehr als 360 000 Menschen, darunter 225.000 Soldaten und 137.000 Zivilisten. Fast acht Millionen wurden zudem vertrieben. Für Verwundete gibt es keine zuverlässigen Schätzungen. Ihre Zahl übersteigt die Zahl der Kriegstoten um ein vielfaches. Nehmen wir die Zerstörung von Häusern, Infrastruktur, Produktion hinzu, so wird nach dem Abzug der USA, Deutschlands und anderer Verbündeter ein verwüstetes Land zurückbleiben.
Und indem wir die Kosten dieses Krieges aufzählen, wird bereits klar, wer diese Kosten trägt:
Die vielen Milliarden, die für den Bundeswehreinsatz verschleudert wurden, werden die Arbeiterklasse und das Volk mit ihren Steuergeldern und Sozialkürzungen bezahlen. Noch schlimmer ist es für die Familien, die Angehörige, ob Soldaten oder Zivilisten, für einen Krieg um Macht und Profit verloren haben. Am allerschlimmsten ist es für die Menschen in Afghanistan. Sie werden weitgehend ruiniert auf Trümmern sitzen, wenn die US-Army, Bundeswehr und all die anderen Besatzerarmeen das Land verlassen haben. Mit den Besatzertruppen werden all die Warlords, Geschäftemacher, korrupten Politiker aus Afghanistan fliehen, die mit den Besatzern zusammengearbeitet und sich maßlos bereichert haben. Sie haben auch die Chance als „politische Flüchtlinge aufgenommen zu werden. Die 8 Millionen Vertriebenen aus Afghanistan werden jedoch kaum eine Chance haben, nach Europa und die USA zu kommen, die ihnen ihre Heimat geraubt haben. Sie werden elend in Lagern im Iran, Irak oder der Türkei ums Überleben kämpfen müssen.
Wir fordern deshalb:
Schluss mit allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr!
Kein Tag länger in Afghanistan!
Entschädigung für die Opfer!