Aktualisiert 14. April 2021!
Korrespondenz Paul S., ein Oberschüler aus dem Großraum Stuttgart schreibt uns:
Hallo, ich bin Paul, ein 17jähriger Schüler aus Baden Württemberg. Ich war immer vorsichtig, mich nicht mit Covid19 anzustecken.
Jedoch gab es bis Dezember an meiner Schule in meinen Kursen nur eine Person, die sich infizierte. Kurz darauf aber bekamen zwei andere Schülerinnen das Coronavirus – ich wurde leider nicht in Quarantäne geschickt, obwohl ich im Biologieunterricht Kontakt zu diesen Personen hatte.
3 Tage später ist ein Schnelltest bei meiner Mutter positiv ausgefallen und am Tag darauf fingen auch bei mir die ersten Symptome an. Ein PCR-Test bestätigte bei mir die Vermutung, dass es wirklich Covid-19 ist.
So habe ich im Dezember letzten Jahres Covid bekommen. Seitdem habe ich Schwierigkeiten, längere Wege zurückzulegen und auch mich längere Zeit zu konzentieren.
Leider ist es so, dass die Coronaregeln in der Schule uns Schüler nicht schützen. Es gibt lediglich eine Masken-Pflicht und nur einen Abstand von 1,5 Metern zwischen den Stühlen. Aber dies kann nicht verhindern, dass sich das Virus verbreitet, wie mein Fall beispielhaft zeigt.
Meiner Meinung nach sollten alle Schüler wieder in den Fernunterricht, aber es muss offene Räume und Präsenzbetreuung geben für die SchülerInnen, die das brauchen, etwa weil sie kein gewaltfreies Zuhause haben.
Die Benotung sollte ausgesetzt werden, damit niemand durch den Fernunterricht benachteiligt wird. Es wäre auch sinnvoll, wenn die jetztige Oberstufe kein Abitur schreiben muss.
Doch leider lässt uns das Hin und Her in der Politik der Regierung für immer in dieser Pandemie stecken, und die Folgen werden auf uns Schülerinnen und Schüler abgeladen: Wir sind selbst dafür verantwortlich, uns vor Ansteckungen auf dem Schulweg und in der Schule zu schützen. Wir sind ständig in der Gefahr, das Virus in unsere Familien und Freundeskreise zu tragen.
Wir leiden unter ständigem Stress, weil die Lernbedingungen miserabel sind, aber die Lehrpläne nicht angepasst wurden. Und es heißt, dass all das nur zu unserem Besten ist! Dass es kein Abitur zweiter Klasse geben soll – und so weiter.
Aber in Wirklichkeit geht es nur darum, dass wir weiter funktionieren müssen: Für ein Schulsystem, das sich als unfähig erweist, sich an neue Bedingungen anzupassen.
Ich sage auch noch: Es muss Schluss sein mit „Corona-Parties“ an unseren Schulen!
Keine technischen Schutzmaßnahmen für Schüler/innen und Lehrende! Verantwortlich? Der Staat!
Arbeit Zukunft (AZ) konnte mit Paul inzwischen einige Fragen besprechen:
AZ:Wie krank warst Du, als Covid 19 Dich erwischte?
Paul: Mittelmäßig stark krank. Ich hatte zwar nicht wirkliche Atemprobleme, jedoch hatte ich Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen und die stärksten Kopfschmerzen, die ich jemals zuvor hatte. Ich konnte auch keine Geräte, wie den Fernseher anschalten oder am PC sein, da dann ständig meine Augen schmerzten und dies alles meine Kopfschmerzen verschlimmerte. Und wie ich schon in meinem Bericht sagte: Ich habe immer noch Schwierigkeiten, längere Wege zurückzulegen und mich länger zu konzentieren
AZ: Wie oft war denn Deine Schule geschlossen seit Beginn derCovid 19 Pandemie?
Paul: Seit dem Beginn der Pandemie wurde meine Schule für mich als Oberstufenschüler zwei mal komplett geschlossen.
Die anderen Stufen befinden sich Moment in der dritten Schulschliessung.
Ihr Unterricht findet, anders als bei mir komplett als Fernunterricht statt.
AZ: Haben alle Mitschüler/innen genügende technische Mittel (Tabletts Pcs etc) und Know how für home-scooling?
Paul: Leider haben nicht alle Schüler die notwendigen technischen Mittel zu Verfügung. Es fehlt besonders oft an Headsets oder Mikrofonen. Dazu kommt, dass viele Schüler auch keine Drucker haben.
Tabletts und PCs fehlten meines Wissens leider zumeist bei Schülern, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Sie haben leider nicht die finanziellen Mittel, sich einen PC oder ein Tablett zuzulegen und sind zu meist auf das Handy begrenzt, das während des Online-Unterrichts sehr unpraktisch ist.
Das Know-How fehlt auch oftmals, und somit muss oft improvisiert werden.
AZ: Versorgt Euch Eure Schule mit Masken und Desinfektionsmittel?
Paul: Ja, aber die Masken stehen auch nicht ständig zur Verfügung da.
AZ: In der ganzen Zeit der Pandemie und in all der Zeit, die von den politisch Verantwortlichen verquatscht wurde: Gab es in Eurer Schule irgendwelche technischen Maßnahmen zum Schutz von Euch Schülerinnen und Schülern bzw. für das Lehrpersonal? Z. B.: Luftfilter, Plexiglastrennwände oder andere Ideen? Wurde die Zeit dafür genutzt?
Paul: Nein! Aber Schuld daran trägt nicht die Schulleitung, sondern der Staat. Die Schulleitung versucht alles, um uns Schüler und Lehrer zu schützen. Jeder Schüler hat mittlerweile einen eigenen Tisch und sitzt mit 1,5 Meter Abstand zu den Mitschülern.
AZ: Wie sieht es jetzt mit den Schnelltests aus für Euch und für die Lehrenden?
Paul: Pro Woche zwei Schnelltests.
AZ: Was hört man bezüglich Impfungen?
Paul: Leider nicht viel. Einige meiner Lehrer wurden bereits zum ersten mal geimpft, aber mit AstraZeneca, und seitdem AstraZeneca für unter 60 jährige verboten ist, können die Lehrer das Impfangebot nicht mehr entgegen nehmen.
AZ: Gibt es Diskussionen bzw. auch Aktionen unter Euch Schüler/innen, um die Lage an Eurer Schule und für Euch zu verbessern?
Paul: Leider nein. Aber die Schüler sind sehr frustriert. Einige Schüler aus der Oberstufe wünschen sich auch wieder in den Fernunterricht gehen zu können.
AZ: Paul, vielen Dank für Deine Zeit und Deine Antworten.