Gleichstellung der Frau in 135 Jahren erreicht


Trotz über 100 Jahren Kampf geht es aktuell mit der Gleichstellung der Frau rückwärts. Das Kapital nützt die Krise, um das Rad zurückzudrehen!

Jährlich schätzt das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einem Gleichstellungsbericht «Global Gender Gap Report» ab, wie sich die Gleichstellung der Frau entwickelt. Bei dem „Tempo“, dass in diesem Bereich gemacht wird, schätzte das WEF 2019 noch, dass es „rasche“ 95 Jahre dauern würde, bis eine Gleichstellung der Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erreicht sein würde. Durch die aktuelle Krise des kapitalistischen Systems, die immer als Corona-Krise bemäntelt wird, hat sich das dramatisch verschlechtert. Laut der aktuellen Studie sind es nun 135,6 Jahre! Die Tendenz ist eindeutig: Statt mehr Gleichstellung, wie in Sonntagsreden immer wieder angekündigt, verschlechtert sich die Lage der Frauen. Und im Kapitalismus kann es durchaus noch schlimmer werden.

Deutschland hat sich deutlich verschlechtert. Es steht jetzt auf Platz 11 hinter Island, Finnland, Norwegen, Neuseeland, Schweden, Namibia, Ruanda, Litauen, Irland und der Schweiz.

Besonders extrem ist die Lage in Deutschland bei der Lohngleichheit. Da steht Deutschland auf Platz 97 von 156 Ländern! Das Durchschnittseinkommen von Frauen ist bei uns 30,2% niedriger als das der Männer.

Wenn das WEF, als Stimme des Kapitals, Corona zur Ursache dieser Entwicklung macht, ist das eine Verschleierung. Schon die 95 Jahre von 2019 waren ja kein Ruhmesblatt! Sie zeigten bereits, dass das Kapital eine Gleichstellung nicht ernsthaft anstrebt. Winzigste Fortschritte bei der Gleichstellung müssen mühsam erkämpft werden. Und das Kapital nutzt jede Krise, um die Arbeiterklasse und das Volk unter Druck zu setzen, die Ausbeutung zu erhöhen. Da Frauen sowieso schon oftmals im Niedriglohnbereich arbeiten, prekäre Jobs haben, sind sie im Krisenfalls als erste und am stärksten betroffen. Das hat etwas mit dem kapitalistischen System zu tun. Corona ist da nur der Auslöser, der diese Missstände ans Tageslicht bringt. Schon in „normalen“ Zeiten müssen Frauen in diesem System um ihren Platz kämpfen. Fehlende oder mangelhafte Möglichkeiten zur Kinderbetreuung können Familie und Beruf zu einem Eiertanz machen. Ungleiche Verteilung der Lasten in der Familie kommt hinzu. Und das System unternimmt seit Jahren nichts, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Da hält der Kapitalismus doch lieber die Frauen mit luftigen Versprechungen und Ablenkungsmanövern „bei Laune“. Die Verbesserung der Kinderbetreuung steht seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung und geht, wenn überhaupt, im Schneckentempo voran. Auch die hohen Lohnunterschiede gibt es nicht erst seit gestern. Das ist ein Thema der Frauenbewegung seit über hundert Jahren. Da macht das Kapital lieber über „gendergerechte Sprache“ eine riesige gesellschaftliche Diskussion. Das kostet nichts! Und es beschäftigt Frauen und Männer, führt zu „Kämpfen“ und vor allem es spaltet. Dafür kann das Kapital die wirkliche Benachteiligung der Frauen fortführen und ungestört vertiefen.

Doch immer mehr Frauen durchschauen den Betrug an ihren Rechten und die Ablenkungsmanöver und lassen sich damit nicht mehr „bei Laune“ halten. Das jahrzehntelange Hinhalten hat bei vielen zu einer Desillusionierung geführt. Sie verstehen, dass dieses System gar nichts Grundlegendes ändern will. Ein paar Alibifrauen in Vorständen oder Ministerien stören das Kapital nicht, wenn dafür die Ausbeutung der Frauen aus der Arbeiterklasse und dem Volk erhalten bleibt. Wie viele Extraprofite hat das dem Kapital bereits eingebracht und wird es ihm weiterhin bringen? Billionen! Darauf wird es niemals freiwillig verzichten!

Der Kampf für die Befreiung der Frauen muss daher jeden Tag mit aller Kraft geführt werden. Wie die Realität zeigt, wird ihnen vom Kapital nichts geschenkt. Und es ist klar: Männer müssen diesen Kampf unterstützen! Zugleich ist es aber erforderlich, diesen Kampf mit dem Kampf für die Befreiung vom Kapitalismus zu verbinden. In einer befreiten, sozialistischen Gesellschaft kommt es zwar auch nicht zu einem Selbstläufer bei der Befreiung der Frau, aber die Ausgangsbedingungen und Möglichkeiten sind besser. Auch dann muss darum bewusst gekämpft werden. Aber es wird nicht mehr 135,6 Jahre dauern, bis dieses Ziel erreicht ist.

Alle Revolutionen haben eindrücklich bewiesen, dass sie die Befreiung der Frau in sehr kurzer Zeit voranbringen. Rechnen wir die über 100 Jahre des Kampfes der Frauenbewegung und die 135,6 Jahre zusammen, so dauert es im Kapitalismus rund 250 Jahre Kampf! Und es ist ja durchaus vorstellbar, dass das Kapital das Rad noch weiter zurückdreht. Wie anders war es da in der Pariser Kommune, wo die Frauen aktiv beteiligt waren. Noch rascher ging es in der Oktoberrevolution in Russland, wo die Frauen sofort aktives und passives Wahlrecht, gleiche Löhne und weitere Rechte erkämpften. Was das Kapital in 250 Jahren nicht schafft, hat die Revolution in wenigen Jahren realisiert. Selbst die gescheiterte Novemberrevolution in Deutschland hat den Frauen das aktive und passive Wahlrecht gebracht, um das sie zuvor Jahrzehntelang vergeblich gekämpft haben. Doch dem Kapital müssen solche Fortschritte im hartem Kampf abgetrotzt werden. Flacht der Kampf ab, dann wird das Rad zurückgedreht, wie es derzeit geschieht. Deshalb:

Auf, auf zum Kampf – für Gleichberechtigung und Gleichstellung!