Von Karl Maria Stadler (1888 – nach 1943) – Scan from an old book, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6372383
Der internationale Frauentag hat weit zurückliegende Wurzeln. Schon ab 1858 demonstrierten Arbeiterinnen in den USA, vor allem aus der Textilindustrie gegen schlechte Bezahlung, unzumutbare Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, lange Arbeitszeiten.
In Europa beschloss die 2. Sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen 1910 auf Initiative von Clara Zetkin die Einführung eines internationalen Frauentages, der 1911 zum ersten Mal in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA durchgeführt wurde. Es beteiligten sich über eine Million Frauen, um das aktive und passive Wahlrecht zu fordern. Eine gigantische Massenbewegung. 1912 schlossen sich Frauen in Frankreich, Schweden und den Niederlanden an, 1913 Frauen in Russland.
Am 8.März 1917 (nach dem gregorianischen Kalender; 23.Februar nach dem julianischen Kalender) demonstrierten Frauen in Sankt Petersburg zum internationalen Frauentag. Sie forderten Brot. Frauen in Textilfabriken streikten, die Streiks breiteten sich aus und mündeten in der Februarrevolution. Der Zar musste abdanken und eine provisorische bürgerliche Regierung übernahm die Staatsführung.
Wegen der besonderen Bedeutung dieser Ereignisse wurde der Internationale Frauentag von da an auf den 8. März gelegt.
In Deutschland erkämpften sich die Frauen in der Novemberrevolution das aktive und passive Wahlrecht, früher als in vielen anderen Staaten.
Während der NS-Zeit war der Internationale Frauentag verboten und es wurde dagegen der Muttertag gesetzt gemäß dem Naziidol der Deutschen Mutter, die möglichst viele Kinder zu gebären hatte und dafür einmal im Jahr geehrt wurde. Dagegen gab es aber heimlichen Widerstand: Rote Tücher wurden „zum Lüften“ an Wäscheleinen oder Teppichstangen gehängt.
Nach 1945 ging es in den beiden deutschen Staaten unterschiedlich weiter: In der DDR wurden die Frauen am Internationalen Frauentag wie in der Sowjetunion geehrt, wenn die Tradition auch im Laufe der Zeit verknöcherte. In der BRD gab es weiter den Muttertag.
Alice Schwarzer fordert heute die Abschaffung des internationalen Frauentages::“Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“ Die Abschaffung des Muttertags fordert sie dagegen nicht.
Selbstverständlich muss der Kampf um die Befreiung der Frau, um gleiche Rechte, gleiche Bezahlung, gegen rückständige, patriarchalische Strukturen das ganze Jahr geführt werden.
Wir begehen trotzdem weiter den Internationalen Frauentag. Er ist nicht nur ein Symbol, sondern bietet die Gelegenheit, unseren Kampf u.a. gegen unterschiedliche Bezahlung, Armut von alleinerziehenden Müttern, Altersarmut von Frauen wegen der Kindererziehung auf die Straße zu tragen.
Gerade Corona hat deutlich gezeigt, das es real immer noch eine extreme Ungleichheit der Geschlechter in dieser kapitalistischen Gesellschaft gibt. Auf Frauen lastet mehr Sorgearbeit. Sie arbeiten oftmals in Berufen mit geringer Entlohnung. In der relativen Isolation mussten mehr Frauen Gewalt, sexuelle Belästigung erfahren. Daher hat der diesjährige 8. März eine besondere Bedeutung. Er ist angesichts der aktuellen Situation eine wichtige Möglichkeit, die Forderungen der Frauen auf die Straßen zu tragen. Und für die Männer ist es ein Anlass, ihre Solidarität zu zeigen.