Brandanschlag auf Migranten: 30 Jahre Bekennerschreiben von Polizei ignoriert


30 Jahre verheimlichte die Polizei, dass ein Nazi-Bekennerschreiben vorliegt; Foto Pexels

Mehr oder weniger durch Zufall stieß der investigative Journalist des Internet-Portals „allgaeu-rechtsaussen.de“, Sebastian Lipp, auf einen 1990 in Kempten/Allgäu verübten Brandanschlag auf ein von einer türkischen Familie bewohntes Mehrfamilienhaus. Die Polizei ermittelte – nicht!

Nach Recherchen von Sebastian Lipp vom Portal Allgäu rechtsaußen hat die Polizei bei ihren Ermittlungen zu einem Brandanschlag 1990 in Kempten ein Bekennerschreiben ignoriert. Den Ermittlungsbehörden lag ein Bekennerschreiben der „Anti-Kanaken-Front Kempten“ mit Runen-Schrift und Hakenkreuz vor. Die Täter zogen am 17. November 1990 nachts durch die Innenstadt und kamen an einem Mehrfamilienhaus am Rande des Kemptener Zentrums an. Sie verschafften sich Zugang zum Haus und verschütteten im zweiten und dritten Stock der Holztreppe brennbare Flüssigkeit. In dem Gebäude brannte es. Ein 5-jähriger Junge einer türkischen Familie starbt infolge einer Rauchvergiftung im Krankenhaus. Weitere Familienmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt.

Obwohl der Polizei das Bekennerschreiben von Rechtsradikalen vorlag, ermittelte die zuständige Stelle nicht in der neonazistischen Szene, sondern bei den Bewohnern des Hauses, also bei den Betroffenen selbst. Vor dem Brand soll es Streit um die Nutzung des Erdgeschosses gegeben haben. In dem Bekennerschreiben rühmten und bekannten sich die Neonazis zu dem Brandanschlag und drohten, weiter zu machen, bis Kempten von „undeutschen Kreaturen“ befreit sei. Die Staatsanwaltschaft in Kempten hatte das Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung zwei Jahre nach dem Anschlag eingestellt und somit konnten auch die Täter des tödlichen Brandanschlags nie gefasst und zur Verantwortung gezogen werden. Die Generalstaatsanwaltschaft in München hat nun die Ermittlungen wieder aufgenommen, aber diesmal lautet der Tatvorwurf auf Mord. Bei den laufenden Ermittlungen geht es auch um weitere Brandanschläge in Kaufbeuren, Immenstadt und Kempten. Nach Angaben von „Zeit online“ gibt es Zweifel daran, dass die Polizei in Kempten „den rechtsextremen Hintergrund konsequent verfolgt“ hat, da wenige Häuser weiter ein bekennender Neonazi gewohnt habe.

Die Informationen basieren auf der folgenden Veröffentlichung: https://nex24.news/2020/11/brandanschlag-auf-tuerken-bekennerschreiben-von-der-polizei-ignoriert/

Kommt uns das Ganze nicht irgendwie bekannt vor? – siehe Ermittlungen bei den NSU-Morden, dem Mordfall Walter Lübcke und dem Mordanschlag in Hanau.

S.N.