Solidarität mit den Studierenden und Lehrkräften der Boǧaziçi-Universität!


Seit Anfang Januar befinden sich Studierende und Lehrkräfte der Istanbuler Boǧaziçi-Universität im Protest. Grund ist der neueingesetzte Direktor Melih Bulu. Denn dieser ist nicht nur Mitbegründer und Mitglied der AKP, sondern wurde von Staatspräsident R.T. Erdoǧan ohne Wahlen über die Köpfe der Studierenden und Lehrkräfte hinweg eingesetzt.

Denn das aktuelle AKP-Hochschulgesetz sieht eine Wahl nicht mehr vor. Die Proteste richten sich also sowohl gegen die undemokratische Bestimmung des neuen Direktors als auch gegen seine Person. Für ihn sind Universitäten Wirtschaftsunternehmen und er in der Rolle als dessen Geschäftsführer. Seiner Ansicht nach sollte nicht die öffentliche Hand die Universität leiten, sondern private und profitorientierte Investoren. Doch gerade die Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit der Universitäten gibt den Lehrenden und Studierenden die erforderliche Freiheit in der Forschung.

Einmal mehr richten sich die Proteste gegen die antidemokratische und autoritäre Politik der AKP Regierung. Die Proteste in der Türkei sind längst nicht mehr auf die Boǧaziçi-Universität beschränkt. Im ganzen Land demonstrieren besonders junge Menschen gegen die Politik der Regierung und für eine freie Lehre und Forschung. Gegen die Demonstranten wird mit aller Härte vorgegangen. Sie werden als Terroristen verleumdet und von der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas angegriffen. Immer wieder werden Studierende unter dem Vorwand gegen Corona-Regelungen verstoßen zu haben, bei den Protesten inhaftiert. Doch sie geben nicht auf. Auf Aufforderungen, wie „Senk deinen Blick, Ungezogene“ durch die Polizei, antworten sie: „Wir werden unseren Blick nicht senken“.

Genauso, wie wir uns auch hier in Deutschland für eine Lehre und Forschung frei von wirtschaftlichen Einflüssen einsetzen, solidarisieren wir uns mit den protestierenden Studierenden in der Türkei. Wir fordern den Rücktritt von Melih Bulu und freie Wahlen an den Hochschulen! Hoch die internationale Solidarität!

DIDF Bundesvorstand

Köln, 06.02.2021