Der idyliische Schwarzwald, wie geschaffen für geheime Arbeit Foto: CreativeAK, pixabay
Das Novitschok, das bei den so westlich ausgerichteten Oppositionellen zu Einsatz kommt, scheint so heftig nicht zu wirken. Zitterte zunächst die westliche, speziell bundesdeutsche Öffentlichkeit tagelang um Ihr Leben, bezogen Sie mit Familie doch recht bald – klar, zwecks Rekonvaleszenz – ein angenehmes Feriendomizil im schönen Ibach im Südschwarzwald. Dort wieder fit, kehrten Sie zurück und wanderten in einen Moskauer Knast.
Kaum schlossen sich hinter Ihnen, Herr Navalny, die Stahltüren, erschien im Internet ein 2 Stunden langer YouTube-Film, erstaunlich perfekt inszeniert, wo Sie, Herr Navalny, in rasend schnellem Russisch, in vornehmem Ambiente, mit perfekt gemachten Clips, beredte wie eloquente Klage führen über Gospodyn Putins angeblichen Privat–Palast an der schönen, wilden und felsigen Nordostküste des Schwarzen Meeres, genauer, südöstlich von Gelendzhik und Divnomorskoye.
Fällt schon auf Anhieb die perfekte, professionelle Machart des ganzen Werks auf, so fragt man sich, wie das alles mit dem erholungsbedürftigen Vergifteten zusammenpassen soll. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, wenn die Stuttgarter Zeitung am 25. Januar schwört: „Navalnys Film entstand im Südschwarzwald!“ (vgl.: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.enthuellungsfilm-zu-putin-produzierte-nawalny-in-kirchzarten-nawalnys-film-entstand-im-schwarzwald.e4a6c12f-b1ad-4c21-a9fe-5647557f9db8.html )
Liest man den Artikel, staunt man immer mehr: Der Lang-Clip entstand tatsächlich nicht auf Navalnys Notebook im Ferienhaus mit wackeliger Bildschirmkamera, nein, er wurde hochprofessionell „in den Black-Forest Studios in Kirchzarten bei Freiburg“ gedreht. Das edle Ambiente, das immer wieder im Film die Kulisse zu Navalnys beredten und eloquenten Statements abgibt, sind die Repräsentationsräume dieser Firma (Barn Kitchen der Black-Forest Studios).
Stuttgarter Zeitung: „Alexej Nawalny hatte sich mit seinem Team hier in den erst im November eröffneten Black Forest Studios einquartiert, um seinen Enthüllungsfilm >Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung<“ fertigzustellen. Erst im November eröffnet? Echt jetzt? 2 Monate nach dem Giftanschlag!? Und:
Mit seinem Team? 20-köpfig und international, wie das Blatt einige Zeilen weiter nachschiebt. Der Dreh wäre auf eine Woche geplant gewesen, hätte dann aber doch zwei Wochen gedauert. 2 Wochen in solch einem blitz-neuen Studio einquartiert? Eigentlich muss das ja mal jemand bezahlt haben? Herr Navalny??
Und lustig soll es hergegangen sein:
„Die Arbeitstage waren intensiv – von frühmorgens bis spätabends, länger als geplant. Am Ende eines Drehtags stand Alexej Nawalny hinter dem Tresen der hauseigenen Bar und hat Schnäpse ausgeschenkt. >Mich hat am meisten seine entspannte Freundlichkeit begeistert und die Ruhe, in der er seine Leidenschaften und Visionen zum Ausdruck bringt<, erzählt Nina Gwyn Weiland.“ Nina ist die Frau von Studiobetreiber Sebastian Weiland. Und der fitte Herr Navalny schenkt auch noch Schnaps aus! Hat er den selbst mitgebracht, oder gehörte das zum Leistungsumfang der Vereinbarung mit den Black-Forest-Studios??
Das Thema „international“ (Team!) muss dann doch noch etwas „vertieft“ werden. Der Studiobetreiber und seine Frau werden in dem Artikel erstaunlich gesprächig. Stuttgarter Zeitung:
„Die Studiochefs erinnern sich: Anfang Dezember kam eine Anfrage per Mail aus Los Angeles von einer Produktionsfirma. Die Rede war von einer Dokumentation. Gesucht wurden für ein paar Drehtage geeignete Räumlichkeiten, Personal und Equipment in Süddeutschland. Die Weilands kannten die Firma nicht, obwohl sie selbst enge Kontakte nach L. A. haben, aber die Anfrage machte einen sehr professionellen Eindruck. …“ Ach? Wirklich?
Aus Los Angeles kam die Anfrage? Nicht aus dem nahen Ibach, wo Herr Navalny sich doch erholte? Schon merkwürdig. Und die Firma in LA kannten die Studiobetreiber nicht, obwohl sie sich dort auskennen? Ja, das tun sie! Die Stuttgarter Zeitung lässt sie sich aufplustern:
„So blieben die Türen und Jalousien des Studios geschlossen, das Gelände wurde abgesperrt, das Team zur Verschwiegenheit verpflichtet. Selbst der Bürgermeister erfuhr nichts von den Dreharbeiten. >Wir haben auch schon in Hollywood mit Celebrities gearbeitet. Geheimhaltung und Diskretion sind wir gewohnt<, sagt Sebastian Weiland. Inhaltlich haben die Black Forest Studios nichts mit dem Film zu tun, betonen die Studiobesitzer. Sie haben nur die Technik und die Location gestellt sowie den Dreh organisiert“.
Auch das tolle Equipment im Black Forest war ja ein Schnäppchen, das direkt vor Drehbeginn reinschneite: „Wenige Wochen zuvor hatten sie von einem insolventen Schweizer Filmequipment-Verleih technische Ausrüstung gekauft, so dass sie aus dem Vollen schöpfen konnten. Die Zusage erfolgte. >Um wen es sich dabei handelt, erfuhren wir erst bei der Vorbesichtigung<“
Der Mensch staunt. Perfektes Timing. Ja, dass „aus dem Vollen geschöpft“ werden konnte, sieht man dem Filmchen an.
Wir hätten trotzdem doch noch ein paar Fragen mehr, Herr Navalny:
Wer organisiert ein „20-köpfiges internationales Team“? Wer bezahlt es, Verpflegung, Unterkunft für zwei Wochen?
Wer bezahlt 2 Wochen Studiomiete, für einen hochprofessionellen, bestens ausgerüsteten und in traumhafter Landschaft, praktischer Weise schön abgelegenen Studio-Großbetrieb, der ja gesperrt und damit auch für andre Teams für andere Projekte geschlossen werden musste?: („ So blieben die Türen und Jalousien des Studios geschlossen, das Gelände wurde abgesperrt!“– man erinnere sich!)
Und es wurde ja noch von einer auf zwei Wochen ausgedehnt. Hatten da keine anderen Kunden belegt? Oder gibt es gar keine anderen Kunden???
Hier wurde nicht gekleckert, hier wurde geklotzt! Wir täten doch gerne mal wissen, wie eigentlich diese Produktionsfirma aus Los Angeles heißt. Hat sie vielleicht eine Adresse? Oder hat sie sich längst in Luft aufgelöst? Wie der praktischer Weise zur rechten Zeit pleite gegangene Schweizer Filmequipment-Verleih??? Wie das alles zusammenpasst!
Nur passt es nicht zusammen mit Ihrem Ruf als aufopferungsvoller, geplagter, gleichwohl cleverer David gegen Goliath Putin. Sie scheinen Teil eines über beste Verbindungen und ziemlich unbegrenzte Geldmittel verfügenden „internationalen Teams“ zu sein. Nicht wahr, Herr Navalny?
Nachwort; Putin erklärte am 25. Januar 2021, er hätte privat nichts mit dem „Dvorec dlja Putina“ (Palast für Putin) am Schwarzmeer zu tun. So viel – wie nichtssagend: Erdogan hat doch auch so einen Schuppen. Und Camp David? Und der Petersberg bei Bonn, Schloss Meseberg, das Frau Merkel so liebt? Windsor Castle, Balmoral Castle, Buckingham-Palast…?