Wolfgang Schorlau: Kreuzberg Blues

Auch in diesem 10. Dengler-Roman ermittelt Georg Dengler in einer fiktiven Geschichte, die diesmal in der konkreten Welt des Kampfes um das Recht auf Wohnen spielt.

Eine Freundin von Olga in Berlin bittet diese um Hilfe, weil ihre kleine Tochter in ihrem Kinderbett von einer aggressiven Ratte gebissen wurde. Verdächtigt wird der Immobilienhai Kröger, der die Mieter in zwei Wohnblocks mit drastischen Mitteln unter Druck setzt. Er will sie loswerden, um die Wohnungen und einen Kindergarten abzureißen und durch schicke teure Neubauten zu ersetzen.

In dem wie immer sehr gut recherchierten Buch klagt Schorlau den Berliner Senat und viele Landesregierungen an, die Unmengen von öffentlichen Wohnungen zu Schleuderpreisen an Immobilienkonzerne wie Vonovia, Deutsche Wohnen oder Patrizia verscherbelten Diese haben nur ein Interesse, so viel Geld wie möglich aus ihren Mietern herauszupressen. Die gegenwärtige Wohnungsnot und die ins unermessliche steigenden Mieten sind also das Ergebnis dieser unsäglichen Politik unseres Staates.


Wolfgang Schorlau, Foto:
© Timo Kabel

Die Mieterinitiative in Berlin fordert deshalb die Enteignung der großen Immobilienkonzerne wie „Deutsche Wohnen“. Das bringt eine Untergrundorganisation von rechten Geheimdienstlern, Ministerialbeamten, ehemaligen Verfassungsschützern und KSK-Soldaten auf den Plan, die in der „Villa Kunterbunt“ tagt. Sie wollen einen Immobilienhai vom Dach eines seiner Häuser stoßen und die Tat der Mieterinitiative in die Schuhe schieben, um damit den Kampf um bezahlbaren Wohnraum zu diskreditieren. Dengler vereitelt diesen Mord und kommt damit der Geheimorganisation in die Quere. Ziel dieser Geheimorganisation ist es, das Land immer weiter nach rechts zu ziehen und politische Rechte abzubauen. Diese verlegt darauf ihre Aktivitäten in die Szene der Corona-Leugner und Impfgegner. Dengler gerät direkt ins Visier der rechten Geheimorganisation. Wie alle Dengler-Romane sehr spannend, schwer zu ertragen und voll von politischem Zündstoff.

Wolfgang Schorlau: Kreuzberg Blues, Kiwi-Verlag, gebundene Ausgabe, 416 Seiten, 978-3-462-00079-5, 22 Euro