Mit kämpferischen Aktionen gingen die Gebäudereiniger/innen auf die Straße, eigenes Foto
Die Tarifauseinandersetzung für die 700.000 Arbeiter*innen des Gebäudereiniger-Handwerks ist mit einem Ergebnis beendet worden, welches sich durchaus sehen lassen kann. Die IG BAU forderte für die Reinigungskräfte 12 € Stundenlohn für die unterste Mindestlohngruppe, für die Mindestlohngruppe der Glasreiniger 1,20 € mehr Geld und für alle anderen Lohngruppen 6,5% mehr, außerdem eine Einführung eines Weihnachtsgeldes mit einer Laufzeit von 12 Monaten.
Nun konnte die IG BAU trotz Pandemie und der Null-Blockade Politik des Arbeitgeberverbandes die Arbeiter*innen mobilisieren und durch betriebliche Aktionen und einen bundesweiten Aktionstag diese Blockade durchbrechen. Zwar wurde das Ziel von 12 € erreicht, also 1,20 € mehr Geld, jedoch das leider nur mit einer langen Laufzeit von 3 Jahren, und in 3 Stufen. Die Forderung eines Weihnachtsgeldes wurde seitens der Arbeitgeber weiterhin blockiert und konnte somit nicht durchgesetzt werden, jedoch soll es einen Tarifvertrag zum Weihnachtsbonus für 3 Jahre geben. Insgesamt ist das Ergebnis als positiv zu bewerten, da es trotz langer Laufzeit eines der besten Ergebnisse ist, welches bis jetzt in der Gebäudereinigung erreicht wurde. Üblich waren bis jetzt immer 2 Jahre Laufzeit in 2 Schritten jeweils 15-25 Cent mehr, also insgesamt nicht mehr als ca.50 Cent trotz Arbeitskampf. Möglich wurde das Ergebnis durch eine gute Mobilisierung, obwohl aktuell viele Kolleg/innen Angst vor Kurzarbeit und Entlassungen haben.
Zudem ist das Ergebnis deutlich besser als in anderen Bereiche wie beispielsweise im öffentlichen Dienst.
Für die unterste Mindestlohngruppe sieht das Tarifergebnis wie folgt aus:
Ab dem 01.01.2021 11,11 Euro (2,9 Prozent mehr Geld)
Ab dem 01.01.2022 11,55 Euro (3,9 Prozent mehr Geld)
Ab dem 01.01.2023 12,00 Euro (3,9 Prozent mehr Geld) also insgesamt über 3 Jahre 11,1 Prozent.
Für die Lohngruppe 6 (Glasreiniger) wurde folgendes erreicht:
ab 01.01.2021 und ab dem 01.01.2022 jeweils um 2,5 % mehr,
und ab dem 01.01.2023 um 2,6 % mehr Geld, somit wird dieser ab dem 01.01.2023 bei 15,20 € liegen, also fast 1,20 € mehr.
Weitere Einzelheiten kann man unter www.sauberkeit-braucht-zeit.de erfahren.
Nullrunde abgewehrt, Verbesserungen durchgesetzt, wie sollte es weitergehen?
In den ersten zwei Tarifverhandlungen in der Gebäudereinigung gab es seitens der Arbeitgeber keinerlei Angebot, trotz guter Auftragslage. Also genau wie in anderen Branchen wurde und wird immer noch seitens dem Kapital ein offensiver Angriff also ein massiver und verschärfter Klassenkampf gegen die Arbeiter*innen gefahren. Die Corona-Pandemie wird genutzt, um den Beschäftigten gar keine Lohnerhöhung zu geben, sie wollen Profite maximieren bis zur Unendlichkeit. Aber es gibt immer mehr Gegenwehr gegen diese Politik, zwar noch schwach aber mit Potenzial zu wachsen. Ein Tarifvertrag ist letztendlich immer ein Kompromiss, ausschlaggebend ist immer das Kräfteverhältnis zwischen den Tarifparteien die im Interessengegensatz zueinander stehen. Es ist noch viel Luft nach oben in Sachen Organisierung der Arbeiter*innen in der Gebäudereinigung, denn der Organisationsgrad ist nicht vergleichbar mit den anderen Branchen. Also muss die Devise heißen: Vorwärts um an Stärke zu gewinnen um dann schlagkräftiger zu werden.
Cayan Kartal