In Deutschland ist der Mindestlohn im Vergleich zu anderen Industriestaaten immer noch der niedrigste!
Die am 21. Oktober 2020 von Destatis veröffentlichen Zahlen besagen, dass 2018 jeder fünfte Werktätige weniger als 11,05 EUR pro Stunde verdiente; im Gastgewerbe waren es sogar 67 Prozent aller Werktätigen. Zehntausende verdienten laut Destatis nicht einmal den Mindestlohn von damals 8,84 EUR.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Werktätigen im Niedriglohnsektor von 22,8 Prozent zwar auf 21 Prozent gesunken, dank der wachsender Zahl von Werktätigen ist deren absolute Zahl jedoch leicht gestiegen.
Per Definition gilt ein Bruttolohn dann als niedrig, wenn er die Existenz des Werktätigen nicht ausreichend sichern kann. Die Betroffenen sind auf ihre Familie oder mehrere Jobs angewiesen – oder auf Transferleistungen des Staates. Diese Transferleistungen sind verdeckte Subventionen für die Unternehmen, die dank ihrer um die Pflicht zur Zahlung existenzsichernder Löhne herumkommen.
Niedriglöhne werden besonders im Dienstleistungssektor gezahlt, also in jenem Teil der Wirtschaft, wo im Zuge der schleichenden Deindustrialisierung Deutschlands neue Arbeitsplätze entstehen müssen. Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft und die gegenwärtige Krise werden den Anteil im Niedriglohnsektor vermutlich künftig weiter steigen lassen.
Diese Zahlen erklären auch, warum gesellschaftlich geschaffener Reichtum sich zunehmend in wenige Hände konzentriert. Die Menschen vermehren durch ihre Arbeit das Vermögen in den Händen der Reichen, während ihr eigenes Einkommen nicht einmal die eigene Existenz zu sichern imstande ist.
Der Marxismus hat für derartige gesellschaftliche Erscheinungen einen eigenen Begriff geprägt: Verelendung.