Fremdenfeindliche Brandanschläge in Marbach – Polizei: kein Rassismus!

In der Nacht zum 3. Oktober, dem „Tag der deutschen Einheit“ hat ein 42-Jähriger in Marbach am Neckar drei Brandanschläge auf ein Wohnhaus, eine Kirche und ein Polizeirevier verübt. Über 500.000 Euro Sachschaden, 8 Verletzte. Zwei Bewohner des Hauses mussten vom Dach gerettet werden, 2 weitere aus dem Flur. Sie hätten auch tot sein können.

Wie die Polizei bei einem offensichtlich rechten Terroranschlag vorgeht, zeigt die erste Meldung der Stuttgarter Zeitung vom 5.10.20 auf S.1:

Er habe „… ‚fremdenfeindliche Parolen‘ von sich gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Für rassistische Motive gebe es derzeit keine Anhaltspunkte.“ Und auf S.13 wird weiter berichtet, der Polizeisprecher habe erklärt, der Mann sei „vermutlich… in einem psychischen Ausnahmezustand gewesen“.

Laut Polizei ist jemand, der fremdenfeindliche Parolen grölt, also kein Rassist! Und natürlich hat der Bedauernswerte einen „psychischen Ausnahmezustand“. Dann muss man ihn, der gerade Menschen in Lebensgefahr gebracht hat, selbstverständlich „verstehen“ und zart behandeln. Der Eindruck drängt sich auf: Hier soll etwas heruntergespielt werden.

Das Vorgehen erinnert sehr stark an das der Polizei bei dem Brandanschlag in der Geisstr. 7 in Stuttgart 1994 bei dem sieben Menschen getötet wurden – kurz nach dem Brandanschlag in Solingen, wo 5 Menschen ums Leben kamen. Obwohl der Täter seine rechtsradikale Gesinnung auch vor Gericht nicht verbarg, erklärten Polizei und Gericht, dass „es aber keinen ausländerfeindlichen Hintergrund gab.“ Der „Einzeltäter“ wurde zu einem „psychisch kranken 25-Jährigen“. (https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.von-zeit-zu-zeit-brand-in-geissstrasse-1994-opfer-fuehlen-sich-bis-heute-nicht-gewuerdigt.856ac302-5273-4a84-a1b3-fbd342f45fa4.html)

So wurde der größte rechte Terroranschlag mit den meisten Toten in Deutschland zu einer „unpolitischen Einzeltat“ bagatellisiert. In Marbach wird offensichtlich mit derselben Methode heruntergespielt.

Bei dem Bombenattentat auf das Münchner Oktoberfest von 1980 mussten die Opfer und ihre Familien 40 Jahre warten, bis der Staat endlich zugab, dass es ein rechtsradikaler Terroranschlag war. Bis dahin wurde die These vertreten, ein psychisch labiler Einzeltäter habe das gemacht, obwohl rasch bekannt war, dass der Attentäter Gundolf Köhler Mitglied der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) war.

Angesichts der sich häufenden rechten Terroraktionen, wie jetzt auch der Angriff auf einen Juden in Hamburg, zeigt der Staat, trotz aller vollmundigen Solidaritätserklärungen, dass er weiterhin auf dem rechten Auge blind ist und es offensichtlich auch sein will.