Hunderte Mahle-Jobs sind in Gefahr! Ca. 200 Kolleginnen und Kollegen des Stuttgarter Automobilzulieferers protestierten am Mittwoch, dem 16. September 2020 vor dem Verwaltungsgebäude Mauserstraße in Stuttgart Feuerbach.
Sie verurteilten weitere Entlassungspläne. Anlass war die Aufsichtsratssitzung, die dort stattfand. Aufgerufen hatten Betriebsrat und Vertrauensleute des Werkes Feuerbach. Auf beiden Straßenseiten stellten sich die Kolleginnen und Kollegen in Menschenketten auf, zeigten Protestplakate und forderten die Mahle-Geschäftsführung auf, die Finger vom geplanten neuen Job-Abbau zu lassen. Ein Schild einer Teilnehmerin richtet sich auch klar an IG Metall die Betriebräte: „Keine Zustimmung zum Personalabbau!“.
Auf Umhängeschildern wurde auf Einzelschicksale für den Fall aufmerksam gemacht, dass es zu Entlassungen kommen sollte: „Name: Paul, Alter 33 Jahre alt, 11 Jahre bei Mahle“ Gut, dass viele Kolleginnen und Kollegen, sichtlich auch immer mehr Angestellte den Widerstand mittragen.
Mahle Solidarität vor Ort!
Viele nahmen die Flyer, die die Kollegen der Mahle-Solidarität verteilten. Es war bereits ihr Info Nr.8. Die Mahle-Solidarität ist eine Initiative aus der Belegschaft. Sie arbeitet zusammen mit Aktiven der „Vernetzung Kämpferische Gewerkschaften“ (VKG) und ist bei den Mahle-Kolleg/innen mittlerweile bekannt.
Wie will die Führung der Stuttgarter IG Metall etwas erreichen?
Die IG Metall und die Sprecher des Betriebsrats dagegen waren bei der Aktion anscheinend nur widerwillig dabei. Außer einer kurzen Begrüßung keine aufrüttelnde Rede, keine Kundgebung, alles leise und brav!
So kann es nicht gehen, IG Metall Stuttgart! Da bleibt auch die plakative Parole „Solidarität gewinnt!“ ohne Wirkung.
Wer etwas will, muss laut sein! Klare Forderungen stellen, Solidarität organisieren und herstellen. Die bittere Wahrheit aber: Noch nicht mal die Betriebsräte des nur ca. 2 Kilomter entfernten Werks Cannstatt kamen, geschweige denn, dass sie ihre Cannstatter Kolleg/innen mobilisiert hätten.
In dem Flyer wird Klartext gesprochen: Kritisiert wird die Planlosigkeit bei der IG Metall! angesichts der Situation, dass die Geschäftsftlhrung Massenentlassungen plant!“
Und zur Menschenketten-Aktion noch deutlicher:
„Soll sie zeigen, dass wir auch noch da sind? Wir, die wir alles produzieren, die den ganzen Reichtum, die Stellung von Mahle und die fetten Gehälter der Manager erarbeitet haben, sollen nicht vergessen werden?
Wir wissen …, dass sie sich ein Dreck darum scheren. Sie müssen lernen, dass wir auch anders können!
Wir können anders, wenn
- Betriebsräte und IG Metall ihre Halbherzigkeit aufgeben
- wir an der Basis uns selbst in Bewegung setzen und Druck machen
- die Belegschaften ihre Kraft verbinden, bei Mahle und in der ganzen Autoindustrie.
- durch Ablehnung aller Überstunden, Sonderschichten, Verlagerungsmaßnahmen
- Durch Streiks, die jetzt in der kommenden Tärifrunde völlig legal wären.
- Durch die Besetzung der Betriebe, die sie dichtmachen wollen.
- Durch Verteilung der Arbeit auf alle, bei vollem Lohn natürlich.
AIs erstes ist nötig:
- Offenlegung der Pläne der Geschäftsführung!
- Klartext bei Betriebsräten, der IG Metall und den Belegschaften!
- Ein Aktionsprogramm, nicht ausgeheckt im Hinterzimmer des Gesamtbetriebsrates, sondern entwickelt von der Belegschaft, den IG Metall-Vertrauensleuten, den Betriebsräten und der IGMetall gemeinsam!
Ca. 8:45 Uhr wurde die Menschenkette einfach beendet, und die Kolleg/innen gingen geräuschlos wieder an die Arbeit. Nach wenigen Minuten war nichts mehr zu sehen. Was Wunder, dass die Mahle-Geschäftsführung noch selbigen Tages frech das nächte Kürzungsprogramm präsentierte.
Die offizielle IG Metall lässt jede Perspektive im Kampf gegen den Jobabbau vermissen! Alles was sie real tut, ist Co-Management und genau das, wogegen der Flyer protestiert: Die Illusion der Zusammenarbeit mit dem Kapital in der Krise, ausgekungelt in Hinterzimmern! Alle traifvertraglichen Hintertüren aufsperren! All das bringt erwiesener Maßen nichts. Wenn ein Vertrauensmann ein Schild hochhielt „Kein Plan!“, was wohl die Geschäftführung von Mahle meinte, dann trifft das auf die IG Metall zu, nicht aber auf die Mahle-Führung.
Denn die äußerte sich später in einer Presserklärung – nach der Aufsichtsratssitzung:
„Mahle forciert seinen strukturellen Konzernumbau. Bereits im letzten Jahr hatte Mahle vor dem Hintergrund des technologischen Wandels in der Automobilindustrie und eines anspruchsvollen Marktumfeldes umfassende Kostenspar- und Restrukturierungsprogramme eingeleitet…“ Mahle habe „…seine Geschäftseinheiten, Regionen und Standorte eingehend bewertet und globale Überkapazitäten von 7.600 Stellen ermittelt. Der Konzern tritt nun in die Gespräche mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern ein, um die Anpassungsmaßnahmen zu beraten und deren Umsetzung zu planen.“ Es sei daher wichtig, „unsere Anstrengungen zur Kostensenkung konsequent fortzusetzen und unsere strategischen Ziele noch stärker in den Fokus zu nehmen. Die bereits umgesetzten Kapazitätsanpassungen werden nicht ausreichen. Von den global ermittelten Überkapazitäten entfallen rund 3.700 Stellen auf Europa, davon rund 2.000 auf Deutschland.“
Der Plan heißt also klar un verständlich: Weitere 2000 Jobs allein im Land fallen weg. Klare Kampfansage!
Jetzt ist es mit den verzagten Menmschenketten endgültig vorbei, wenn wir etwas erreichen wollen: Klare Parolen müssen überall auf den Tisch:
- Verteidigung jedes Arbeitsplatzes!
- 30 Stundenwoche für alle und überall!
- Voller Entgelt und Personalausgleich!
- Gemeinsame Aktion aller Kolleg/innen von Mahle, in der Automobilindustrie in der gesamten Branche.
Weitere Aktionen ja, aber kein „Weiter So!“
Für nächste Woche, Dienstag 22. September ab 13:30 Uhr sind nach Aussagen einer Kollegin bei der Mauserstraßen-Aktion bei Mahle Mühlacker und Vaihingen (Enz) weitereAktionen geplant. Wir rufen alle Kolleg/innen auf, diese zu unterstützen. An die IG-Metall-Verantwortlichen richten wir die Forderung, mit den klaren Plänen und Konzepten
-auf die Straßen,
– laut, kämpferisch offensiv und gemeinsam!
– Bereitschaft zu Streikaktionen! Die kommende Tarifrunde bietet große Möglichkeiten!