Sirenengeheul – wozu?


Wer Krieg will, muss die Bevölkerung psychologisch darauf vorbereiten – mit Angst, Hetze. Foto gemeinfrei.

Zum ersten Mal seit 30 Jahren haben am 10.9.20 in der Bundesrepublik wieder die Sirenen geheult.

Jahrzehntelang haben während des „kalten Krieges“ regelmäßig Sirenen geheult. Damit wurden die Menschen auf einen möglichen Krieg eingestellt. Zugleich wurde die „Bedrohung“ durch die „bösen Kommunisten“ an die Wand gemalt.

Nach dem Zusammenbruch der ehemals sozialistischen, später aber revisionistisch entarteten Staaten wurde der „Sieg“ des Kapitalismus und zugleich eine „Ära des Friedens“ verkündet. Das war nur ein kurzes Zwischenspiel. Denn tatsächlich stiegen die Widersprüche und Konflikte zwischen den imperialistischen Großmächten und damit verbunden die Zahl und Grausamkeit lokaler Kriege wie im Irak, in Libyen, Syrien. Mit dem Aufstieg der neuen Großmacht China verschoben sich die Machtverhältnisse. Die Spannungen nahmen rasant zu. Denn die eher im Abstieg befindliche Weltmacht Nr.1 USA versucht ihre Herrschaft mit allen Mitteln gegen die neuen und alten Konkurrenten (Russland, EU, Deutschland, China…) zu verteidigen.

Bei den Kriegen in Ex-Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Mali usw. ging und geht es um Einflusszonen und Macht.

Der deutsche Imperialismus versucht, mit einer Doppelstrategie seinen Einfluss zu erhalten und möglichst auszubauen. Er ordnet sich immer noch weitgehend dem US-Imperialismus unter. Gleichzeitig bemüht er sich seine eigenen militärischen Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit Frankreich zu verbessern. Die Rüstungsausgaben steigen.

Ungeachtet der Corona-Krise steigen die deutschen Rüstungsexporte. Sie werden 2020 die Exporte von 2019 übersteigen. Im 1.Halbjahr wurden bereits mit Genehmigung der Bundesregierung Waffen für ca. 623 Mio. Euro von den deutschen Rüstungsmonopolen exportiert.

Mit dieser Politik der Aufrüstung und der Unterstützung diktatorischer Regimes in aller Welt mit Waffen riskiert die Großmacht Deutschland viel. Unser Land kann wieder zu einem Schlachtfeld werden.

Mit dem „Warntag“ und dem Heulen der Sirenen soll die Bevölkerung psychologisch auf die Möglichkeit eines Krieges eingestimmt werden. Zugleich soll damit die weitere Aufrüstung voran getrieben und gerechtfertigt werden. Wenn die Menschen Angst haben, lässt sich Aufrüstung leichter durchsetzen.

Der Psychologe Andreas Hamburger von der International Psychoanalytic University Berlin fragte in einem Interview der dpa: „Die Menschen, die selber noch als Kinder Luftangriffe erlebt haben, sei es in Deutschland im Krieg, seien es Geflüchtete, die aus Kriegssituationen kommen, werden ganz unmittelbar und sehr intensiv mit Gefühlen von Panik auf solche Signale reagieren. So dass man sich schon die Frage stellen muss oder sollte: Ist es notwendig, und welchem wirklichen Zweck dient es denn, diese Reflexe bei Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben, zu triggern?“

Nun, wir sollen wohl wieder auf Krieg trainiert werden.

Kämpfen wir gegen Rüstungsexport, Aufrüstung und Kriegsvorbereitung!