Aktuell laufen einige Tarifauseinandersetzungen wie z.B. in der Brot-und Backwarenindustrie, im Bauhauptgewerbe, und im Gebäudereiniger-Handwerk.
Bei der Deutschen Post AG beginnt bald die Entgelttarifverhandlung.
In einigen anderen Branchen wurden durch die Arbeitgeberverbände schnell Nullrunden durchgesetzt.
Die Folgen der Corona- und Wirtschaftskrise sollen auf die Beschäftigten abgewälzt werden. Viele Arbeiter*innen wurden und sollen gekündigt werden, befristet Beschäftigte wurden nicht weiterbeschäftigt und sind somit auch entlassen. Hinzu kommt das Millionen Arbeiter*innen ohne Zuzahlungen seitens der Unternehmer in Kurzarbeit stecken, und mit dem niedrigen Kurzarbeitergeld überleben müssen. In solchen Zeiten müssen die Arbeiter*innen organisiert eine Gegenoffensive starten, dazu gehört auch, dass man in den Tarifauseinandersetzungen umso mehr die Arbeiter*innen und deren Gewerkschaften unterstützt und sich solidarisiert. Tarifauseinandersetzungen sind Phasen wo die Interessengegensätze zwischen Arbeit und Kapital am deutlichsten für die Arbeiterklasse erkennbar werden und die Arbeiter*innen zum Teil ein Klassenbewusstsein erlangen können. Jetzt ist die Zeit gekommen für eine organisierte Mobilisierung der Arbeiter*innen!
NGG: Streikwelle in der Brot-und Backwarenindustrie hat begonnen!
Nachdem die Arbeitgeberseite im Juni kein Angebot vorgelegt hatte, sind in NRW die Arbeiter*innen der Brot-und Backwarenindustrie in Warnstreiks getreten. Bei Harry Brot in NRW war es der erste Arbeitskampf seit 1688, außerdem wurde das Unternehmen Lieken bestreikt. Die NGG fordert für die Beschäftigten 6,2 % mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten. „Monatelang mussten die Beschäftigten in der Corona-Pandemie Überstunden und Sonderschichten leisten, damit die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sichergestellt werden konnte“ so die NGG. Jetzt gilt es die Arbeiter*innen zu unterstützen!
IG BAU: Respekt für die Arbeit der Baubeschäftigten!
Trotz Bau-Boom in der Krise wollen die Bau-Arbeitgeberverbände den Baubeschäftigten kein Cent mehr Lohn geben. Die Tarifverhandlungen sind deshalb für gescheitert erklärt worden. Jetzt kommt die Schlichtung. Wenn es auch dort zu keinem akzeptablen Ergebnis kommt, kann die IG BAU in den Arbeitskampf ziehen. Die IG BAU fordert für die 870.000 Beschäftigten des Bauhauptgewerbes 6,8 % mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 230 € mehr pro Monat, 100 € mehr im Monat für alle Azubis und eine Entschädigung für die Wegezeiten. „Es brummt auf dem Bau – selbst in der Corona-Krise, während die halbe Republik ins Homeoffice ging, waren und sind Hunderttausende Baubeschäftigte pausenlos im Einsatz“ so die IG BAU.
Hier einige Fakten zur Lage des Bauhauptgewerbes – trotz Pandemie.
Umsatz 2019: 135 Mrd.Euro – 6.7 % mehr als ein Jahr zuvor / 65 % mehr als im Jahr 2009. Januar-Mai 2020: plus 7,1 % (nominal) – trotz Pandemie
Auftragseingänge 2019: 86 Mrd. Euro – plus 8,2 % (höchster jemals gemessener Wert)
Januar-Mai: minus 2,1% – trotz Corona.
Baubeschäftigte fordern Entschädigung für die Wegezeit!
Die Bauleute fahren länger und weiter zur Arbeit als die meisten anderen Beschäftigten, 5 % aller Beschäftigten brauchen für den einfachen Weg zur Arbeit länger als eine Stunde – in der Baubranche sind es 24 %. Die durchschnittliche Fahrzeit unter Baubeschäftigten beträgt 54 Minuten (einfache Strecke). Nur 4 Prozent aller Beschäftigten fahren täglich mehr als 50 Kilometer zur Arbeit (einfache Strecke) auf dem Bau sind es 38,7 %. „Die durchschnittliche Strecke eines Baubeschäftigten für die einfache Fahrt zum Einsatzort beträgt 64 Kilometer“ so in einer Erklärung der IG BAU.
Im Gebäudereiniger-Handwerk fordert die IG BAU einen Stundenlohn von 12 €
„Sauberkeit rettet Leben“ das ist das Motto der IG BAU für die Tarifauseinandersetzung im Gebäudereiniger-Handwerk. Für die 700.000 Beschäftigten endet der Lohntarifvertrag am 31.12.2020. In der 1.Tarifverhandlung gab es kein Angebot von der Arbeitgeberseite.
Die IG BAU fordert für die unterste Lohngruppe 1 (Reinigungskraft) 12 € Stundenlohn. Aktuell liegt dieser bei 10,80 €. Für die Lohngruppe 6 (Glasreiniger) fordert man 15,30 €. Für die anderen Lohngruppen 2 bis 9 fordert man 6,5 % mehr, und ein Einstieg in ein Weihnachtsgeld von 80 Stundenlöhnen. Für die Azubis fordert man 100 € mehr.
„Die Gebäudereiniger*innen sorgen für die Gesundheit von allen Beschäftigten aller Branchen und der gesamten Gesellschaft und verdienen Respekt für diesen harten Job, der Branche geht es wirtschaftlich gut und die Arbeitgeber haben gute Umsätze gefahren, also müssen die Beschäftigten entsprechend entlohnt werden. In der Corona-Pandemie haben die Gebäudereiniger*innen systemrelevante Rolle eingenommen wie z.B. in Krankenhäusern und im Einzelhandel, die Grundversorgung ohne Sauberkeit ist nicht möglich“ so in einer Erklärung der IG BAU.
Entgelttarifverhandlungen für Postbeschäftigte beginnen!
Für die 140.000 Postbeschäftigten fordert ver.di 5,5 % mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten, für die Azubis wird eine 90 € höhere Ausbildungsvergütung gefordert. Der Post geht es wirtschaftlich gut, in der Pandemie konnte die Deutsche Post AG ihren Umsatz sogar deutlich steigern. Es gab in der Pandemie 40% mehr Paketvolumen, deshalb verdienen die Beschäftigten eine deutliche Tariferhöhung so in der Erklärung von ver.di.
Gemeinsam organisiert für eine stärkere Arbeiterbewegung!
Für alle klassenbewussten und kämpferischen Kollegen*innen gibt es viel zu tun. Erfolgreiche Tarifauseinandersetzungen machen den Arbeiter*innen Mut und Hoffnung, dass man mit Zusammenhalt auch Kämpfe gewinnen kann, und dieser Mut kann, wenn die Arbeiterklasse an organisierte Kraft zugenommen hat, auch die Angriffe der Unternehmer und der Herrschenden abwehren und Gegenwehr leisten, um eine bessere Zukunft zu erreichen.
Cayan Kartal