Übersetzung aus „La Forge“, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF), Juli 2020
Schon vor Covid 19 expandierte der globale Medikamentenmarkt rasant. Einige Monopole teilten ihn unter sich auf, vor allem amerikanische (Pfizer, Johnson & Johnson, Merck, Bristol Myers Squibb, AbbVie usw.), aber auch schweizerische (Roche, Novartis usw.), britische (GSK), englisch-schwedische (AstraZeneca) und französische (Sanofi)… und chinesische Newcomer, die auf den ersten Platz spekulieren (Yangzijiang, Jiangsu Hengrui, Quilu usw.)!
Mit der jetzigen Pandemie, welche die Weltwirtschaft paralysierte und alle Schwächen des System offen gezeigt hat, entspann sich unter den Laboren und den Staaten, die sie unterstützen, ein Wettlauf bei der Suche nach einem Impfstoff. Dieser Wettlauf hat sich zu quasi strategischer Höhe für die nationale Sicherheit und das staatliche Gesundheitswesen emporgeschwungen und ist zur unerlässlichen Bedingung für den wirtschaftlichen Wiederaufschwung geworden.
Private und staatliche Laboratorien – die größten bis zum Start-up der Biotechnologie – und Universitäten sind alle auf dem Kriegspfad, was der WHO-Generalsekretär „die massivsten Bemühungen der Geschichte im öffentlichen Gesundheitswesens“ nannte!
In einem Kontext erbitterter Kämpfe auf technologischem Gebiet erfordert dieser Wettlauf gegen die Uhr kolossale Investitionen und drängt zu wechselnden Koalitionen: Es bildeten sich Konsortien. Viele sind nationale Verbindungen: chinesische, amerikanische, britische (Astra-Zeneca und die Universität von Oxford), französische (Sanofi, Pasteur), aber auch gemischte (chinesisch-britisch-amerikanische, deutsch-britisch-amerikanische, französisch-amerikanische (Sanofi-Translate Bio in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Gesundheitsministerium), französisch-österreichisch-amerikanische (Pasteur Themis Merck)…
Wer wird Zugang zu den Impfstoffen bekommen?
Wie für jede Forschung sind die erforderlichen Investitionen groß, aber die Ergebnisse und die Marktanteile, die daraus hervorgehen, stehen nicht immer zum gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung. Die ersten im Wettlauf sind, ob in den Vereinigten Staaten oder in China, die,welche von der massivsten staatlichen Finanzierung profitieren. Die europäischen Länder backen vergleichsweise kleine Brötchen: Die EU hat letztendlich eine Geber-Konferenz organisiert, die etwa 16 Milliarden Euro zusammenbrachte. Es ist natürlich interessant zu wissen, was die Gegenleistung für diese Milliarden öffentlicher Gelder sein wird, die an die Pharma-Unternehmen ausgeschüttet werden. Denn schließlich sind sie es, die die Urheberrechte auf die Impfstoffe bekommen und die den Preis festsetzen werden! Diese Frage der Patente hat schon in der Vergangenheit zu zahlreichen Gesundheitsskandalen geführt. Zu den schlagendsten Beispielen zählen die antiretroviralen Medikamente, die bei der Behandlung von Aids eingesetzt werden. Im Jahr 2000 war der Preis, der von den Laboren, die ein Patent hatten, verlangt wurde, 10.000 $ pro Patient und Jahr; es dauerte etwa 20 Jahre, dass er auf unter 100 $ gesunken war und heute zig Millionen Menschen Zugang zu dem Medikament haben.
In einer Presseerklärung vom 2. Juni befürchtet „Ärzte ohne Grenzen“ eine Wiederholung solcher Hindernisse für den Zugang zu den Impfstoffen: „Bis heute haben die Regierungen und wohltätige Organisationen mehr als 4,3 Mrd. Dollar für Forschung und Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 an Pharma-Unternehmen gestiftet. Trotzdem ist keine Zugangs-Klausel als Vorbedingung für die Finanzierung enthalten… Mehrere Staatschefs haben die künftigen Impfstoffe gegen den Coronavirus bereits als „weltweite öffentliche Güter“ bezeichnet. Aber die Umsetzung dieser wichtigen Erklärungen in konkrete Handlungen lässt auf sich warten.“
Welchen Glauben soll man den vornehmen Absichtserklärungen Macrons oder der EU oder den Lobpreisungen der WHO schenken, wenn man den Zustand der kapitalistisch-imperialistischen Welt betrachtet: Staaten im Dienst der Monopole und der Erfordernisse der Wiedererlangung ihrer Profite, eine verschärfte Konkurrenz unter den imperialistischen Mächten, überall aufblühender reaktionärer Nationalismus…? Das Ideal des „Gemeingutes“ steht in antagonistischem Widerspruch zu den Gesetzen und Widersprüchen dieses Systems. Was die „Gesundheitshoheit“ betrifft, so kann sie heute nur in der Unterstützung des Staates für die Monopole bestehen, ohne Garantien weder für die Arbeitsplätze noch für den Zugang zu den Medikamenten. Das Beispiel Sanofi ist in dieser Hinsicht aufschlussreich!
Übersetzung aus „La Forge“, Zeitung der PCOF, Juli 2020