Lufthansa: 9.000.000.000 plus – 26.000 minus


Frankfurt, 23.12.19 Foto: Tobias Rehbein, pexels.com

Zuerst flog dank des Virus nichts mehr, dann flog die Lufthansa aus dem Dax. Es folgte das 9 Mrd. EUR schwere Rettungspaket der Bundesregierung, dem folgte die Ankündigung, dass die Belegschaft um 26.000 Menschen reduziert wird.

Neben dem Jobabbau plant der Lufthansa-Vorstand noch weitere Einschnitte bei den Personalkosten. Lufthansa-Chef Spohr setze „auf die Solidarität der Lufthanseaten“, zitiert ihn das Handelsblatt. Wie diese Einschnitte aussehen sollen, wird Betriebsräten und Gewerkschaften in den kommenden Verhandlungen eröffnet.

Die so genannte Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit erklärte laut welt.de bereits ihre Bereitschaft zu Zugeständnissen in Höhe von 350 Millionen Euro. Das bedeutet für die Piloten einen Gehaltsverzicht von bis zu 45 Prozent! Ein Kniefall, der vom Lufthansa-Vorstand mit einem Tritt beantwortet wird. Co-Management zahlt sich nicht aus! Im Gegenteil! Es ermutigt das Kapital!

Die Richtung ist klar erkennbar, denn die Investoren wollen „wenigstens sicher sein, dass die Rettung nicht noch am Ende an der fehlenden Unterstützung der Mitarbeiter scheitert“, zitiert das Handelsblatt die Drohung eines nicht genannten Vorstandsmitglieds. Wieder soll die Belegschaft den Preis für die Rettung ihrer Arbeitsplätze selbst bezahlen, damit die Profite der Investoren nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Rolle der Bundesregierung

Für 9 Mrd. ließe sich die Lufthansa zweimal kaufen – und doch erwirbt der Staat für diese Summe nur 20 Prozent der Aktien, maximal jedoch die Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie), um in Falle des Falles einen Verkauf der Airline verhindern zu können. Das bedeutet, dass die Regierung die Airline zwar retten will, jedoch für all das Steuergeld keinerlei Ansprüche auf Mitsprache bei Unternehmensentscheidungen erheben will. Eine Vernichtung von Arbeitsplätzen nimmt die Regierung Merkel somit billigend in Kauf.

Weitere Proletarisierung im Dienstleistungssektor

Wenn die Lufthansa 20 Prozent ihrer Belegschaft abbaut, wird das alle Bereiche des Konzerns treffen. Ausdünnungen im Streckennetz bedeuten weniger fliegendes Personal und in der Verwaltung lassen sich durch Arbeitsverdichtung allemal Personal einsparen. Besonders treffen dürfte es das Bodenpersonal, wo Stammarbeitsplätze durch Outsourcing ersetzt werden können. Das bedeutet eine massive Verringerung der Gehälter, denn nur so kann die Dienstleistungsbranche bei Outsourcing überhaupt Gewinne generieren.

Ein Kuriosum am Rande

Seitens der IG-Metall gab es einige Kritik am Konjunkturprogramm der Bundesregierung, weil diese kein Geld für Kaufprämien von Autos mit Verbrennungsmotoren zur Verfügung stelle. SPD-Vorstand Walter-Borjans verteidigt das, denn es gehe um den Wandel in die richtige Richtung, in Richtung E-Mobilität.

Fliegt die Lufthansa für 9 Mrd. EUR plötzlich elektrisch?