Schon der Aufmacher des Artikels in der Stuttgarter Zeitung ist die reine Provokation! Dem baden-württembergischen Innenministerium des üblen CDU-Rechten Strobl sei es angeblich ein „Rätsel“, warum in der Landesaufnahmeeinrichtung Ellwangen die Hälfte der dort zusammengesperrten Geflüchteten (251 von ca 560!) mit dem Sars-CoV2 infiziert sind.
Darunter sind mehrere Kinder. Selbst 21 Beschäftige der Einrichtung seien infiziert!
Stellen sich Strobl und sein Chef Kretschmann absichtlich doof? Die Refugees sind in Quarantäne, das heißt praktisch: eingesperrt, seit vor einer Woche 7 Fälle festgestellt wurden. Eine Woche später sind es die Hälfte! Treuherzig lassen die Behörden laut Stuttgarter Zeitung vermelden, die Entwicklung sei überraschend. Auch das Innenministerium habe keine Erklärung. Der erste Infizierte sei am Donnerstag vor zwei Wochen identifiziert und isoliert worden, teilte ein Sprecher mit. Seit Anfang März habe man angeblich „alle notwendigen Maßnahmen ergriffen und die Bewohner der Unterkunft mit mehrsprachigen Informationen versorgt und sensibilisiert“. Worte statt Taten? Alle Neuzugänge würden ebenfalls seit Anfang März standardmäßig getestet und nach ihrer Ankunft separat untergebracht. Infizierte, Getestete und Kontaktpersonen würden isoliert. „Leider kann aufgrund der 14-tägigen Inkubationszeit nicht ausgeschlossen werden, dass sich eine zunächst negativ getestete Person infiziert hatte und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen das Virus weitergetragen hat.“ Ach, wirklich?
Geflüchteten-Unterstützer/innen sagen, was wirklich dort los ist: Es liege an den beengten Verhältnissen in der LEA, das führe zu einem wahren Kontrollverlust. Bis zu fünf Menschen teilten sich ein Zimmer, selbst in den Isolationsblocks. Die Abstandsregeln seien vor diesem Hintergrund kaum ernst zu nehmen. Desinfektionsmittel stünden nicht zur Verfügung. Alle selbstgekauften Vorräte seien mittlerweile aufgebraucht. Nicht einmal die Spender am Kantineneingang würden aufgefüllt. Es sei auch nicht nachvollziehbar, wieso die Kantine überhaupt noch betrieben werden dürfe, so Unterstützer/innen laut Stuttgarter Zeitung.
Sogar Infizierte haben die Baden-Württembergischen Behörden noch nach Ellwangen verlegt. So wurden 13 von 40 Insassen der Außenstelle in Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim) positiv auf das Virus getestet und dann nach Ellwangen verlegt. Unterstützerinnen protestieren: Man wolle aus der LEA wohl eine komplette Isolierunterkunft machen!. Der Freundeskreis Alassa &Friends erhebt den Vorwurf, dass das Virus von ungetesteten Security-Mitarbeitern in die Unterkunft Giengen eingeschleppt worden sei!
Man muss es mal beim Namen Nennen: Das sind inhumane, faktisch schon kriminelle Praktiken gegenüber Geflüchteten im Grün-Schwarzen Baden-Württemberg!
Der Freundeskreis Alassa &Friends, der sich nach wie vor um Solidarität auch für die Geflüchteten in Ellwangen bemüht und es auch grundsätzlich begrüßt, dass in der LEA Ellwangen eine Reihentestung durchgeführt wird (leider längst nicht überall Standard), erklärt zu diesem Skandal völlig zu Recht:
„Während die Bevölkerung eindringlich aufgefordert ist, Abstand zu halten – ..sogar mit Polizeieinsatz und Bußgeldkatalog überwacht… – werden die Bewohner in den Sammel-Lagern wissentlich einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt! Statt die Camp-Bewohner zu schützen, werden sie eingesperrt und ganze Camps unter Quarantäne gestellt. Soll dort etwa ein medizin-soziales Experiment zur „Herden-Immunisierung“ durchgeführt werden? Oder warum sonst werden alle Forderungen nach Schließung der Camps und sicherer Unterbringung der Bewohner – z.B. in leerstehenden Hotels – beharrlich den Wind geschlagen? Damit wird eine besonders vulnerable (verletzliche – die Red.) Gruppe – Menschen, die vielfach aufgrund ihrer Trauma-Erfahrungen geschwächte Abwehrkräfte haben – einer tödlichen Gefahr ausgesetzt!
Und nicht nur das: auch die notwendige sofortige Überwachung Infizierter durch das Gesundheitsamt durch tägliche Kontroll-Anrufe, um rechtzeitig schwere Verläufe zu erkennen, sowie Schutz und Testung der Kontaktpersonen gilt offenbar nicht für Refugees: wie kann es sonst geschehen, dass ein Infizierter in einer kommunalen Container-Siedlung tagelang hochfiebernd sich selbst überlassen bleibt, und noch nicht einmal die Mitbewohner informiert, geschweige denn weitere Schutzmaßnahmen eingeleitet wurden um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen?! Damit werden die Camps gleichzeitig auch zu einer allgemeinen Gefahr für die unkontrollierte weitere Ausbreitung des Virus im Umfeld“
Die Stuttgarter Zeitung dagegen zitiert das Landratsamt des Ostalbkreises, noch habe niemand in eine Klinik verlegt werden müssen. Das ist nicht als Dementi zu werten.
Der Freundeskreis dagegen weist darauf hin, dass „die Bewohner in den Camps sich solidarisch organisieren, Kranke mit Essen versorgen, Forderungen aufstellen nach Schutz, nach sicherer Unterbringung, und andererseits, dass die Verantwortlichen – Regierungspräsidium, Kommunalverwaltungen – sich genau entgegengesetzt zur vielbeschworenen Solidarität verhalten: das ist schändlich!“ (Adelheid Gruber, Freundeskreis Alassa & Frineds, Neuigkeit zur Petition: LEA Ellwangen: Über 40% der Bewohner infiziert! Quelle Vgl. unten!)
Das ist ein klares Bekenntnis gegen die rassistische Hetze, Geflüchtete verhielten sich unverantwortlich und seien an den Zuständen selber Schuld! Solidarität und Hilfe für die sich wehrenden und sich selbst organisierenden Betroffenen ist notwendig!
Solidarität!
Wir rufen alle Leserinnen und Leser, alle Kolleginnen und Kollegen in Betrieben und Gewerkschaften zur Solidarität auf! Alle können sich vorstellen, wie Leute vom Typ Kretschmann oder Strobl sich ihnen und ihren berechtigten Interessen gegenüber verhalten werden, wenn sie Menschen so behandeln, wie in den Elendsunterkünften für Refugees. Da herrschen skandalöse Verhältnisse. Man sieht hier auch, dass die Inhumanität, die in den griechischen Lagern (EU!!) herrscht, sich im Inland fortsetzt.
Auch kann es weder aktiven arbeitenden Menschen noch ihren Gewerkschaften gleichgültig sein, wenn mitten im Lande durch die Praxis der Kretschmann und Strobl große Infektionsherde herangezüchtet werden. Sie bedrohen alle Werktätigen, nicht nur die Geflüchteten! Es gibt keine Sicherheit vor Übertragung und Infektionen, wenn die Behörden das zulassen, was in Ellwangen läuft.
Die Forderung, die Geflüchteten angemessen unterzubringen, in leeren Hotels oder ähnlichen Liegenschaften werden nicht nur in diesem Fall, sondern auch gegenüber den Horrorlagern auf den griechischen Inseln erhoben. Sie sind richtig! Sie haben rein gar nichts mit Luxus oder ähnlichem zu tun, sondern mit korrekter – und menschenwürdiger – Behandlung und mit der dringend nötigen Prävention in einer gefährlichen Pandemie! Das ist im Interesse aller!
Abgestandsgebot, Schutzausrüstung wie Handschuhe und Mundschutz, Desinfektionsmittel müssen für Geflüchtete so selbstverständlich sein wie für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben, wenn diese wieder angefahren werden. Nichts entlarvt die Arbeiter/innen-Feindschaft dieser Verantwortlichen in der Stuttgarter Landesregierung so sehr wie die unglaubliche Verantwortungslosigkeit, die sich in Ellwangen zeigt.
Ein Einzelfalle ist Ellwangen auch nicht! Halberstadt, Suhl sind weitere Fälle. Die Verantwortlichen dort haben gezeigt, was sie drauf haben. Sie versuchten, die dortigen Sammelunterkünfte, als dort Corona auftauchte, schon fast KZ-mäßig abzuriegeln. Das haben viel Unterstützer/inne durch aktive Solidarität durchbrochen!
Arbeiterinnen, Arbeiter, Angestellte, die das hinnehmen, müssen eines Tages erleben, dass sie in ihren sozialen Notlagen, bei der angesichts der Wirtschaftskrise, der Lage um die Sars-Cov2 Pandemie etc. drohenden Arbeitslosigkeit, bei Hartz IV und anderen kapitalistischen Zumutungen von der Herrschenden ebenso behandelt werden.
Deshalb: Nein zu den Zuständen in Ellwangen! Deshalb: Solidarität!
Quellen: