Die Diskussion unter den IG-Metall-Mitgliedern, Vertrauensleuten, Betriebsräten, den Frauen und Männern in den Betrieben der Metallindustrie über die zentralen Forderungen in der beginnenden Tarifrunde hat noch gar nicht richtig begonnen, da prescht IG-Metall-Chef Jörg Hofmann schon in aller Öffentlichkeit vor und bietet der Kapitalseite ein „Moratorium“ an.
Man muss es sich plastisch vorstellen: Ein Stillhalte-Abkommen, wo vielen Kolleg/innen der Kittel brennt!
Gerade erst hatte die Kapitalseite über die Medien eine kategorische Forderung an Arbeiter und Angestellte lanciert: Keine Lohnerhöhung! Und da, keine 10 Tage später, erklärt Jörg Hofmann: Keine bezifferte Forderung auf Entgelterhöhung, statt dessen ein „ Moratorium“, in dem der Vorstand der Arbeitgeberseite einen „fairen Wandel“ anbietet.
Hofmann erklärte zusätzlich die Bereitschaft der IG Metall-Führung, sofort in die Verhandlungen zu einem „Zukunftspaket“ einzusteigen. Noch vor Ende der Friedenspflicht will er zu Ergebnissen kommen. Das ist klar eine Absage an die aktive Beteiligung der Mitglieder am Tarifkampf! Eine Klatsche für alle kämpferischen und bereits um ihre Existenz kämpfenden Kolleginnen und Kollegen! Der Beschluss des IG-Metall Vorstands hintergeht einmal mehr die Mitglieder – verletzt demokratische Prinzipien in der gewerkschaftlichen Meinungsbildung. Für uns blanker Hohn.
Und ein Signal an die Bosse: Ihr habt bis 3. Februar Zeit, einzusteigen, dann kriegen „wir“ den Konflikt mit den Belegschaften friedlich gedeichselt!
Was für Ergebnisse stellen sich Hofmann und sein IG-Metall-Team vor?
Heuchlerisch betont er zwar, die IG Metall verfolge auch in dieser Tarifrunde das Ziel Entgelterhöhungen durchsetzen, die die Kaufkraft der Beschäftigten stärken und Eingang in die Entgelttabellen fänden. Für die anstehenden Verhandlungen aber erhebt der IG Metall Vorstand eben keine bezifferte Forderung zur Entgelterhöhung. Einladung an die Gegenseite so viel wie möglich rumzumachen, damit mit man eine minimale Lohnerhöhung gemeinsam als großen Erfolg verkaufen kann!
Massiv werden Illusionen geschürt in angebliche faire „Zukunftstarifverträge“, in einen „fairen Wandel“, in Verhandlungen über ein „Zukunftspaket“. Dabei hat die Kapitalseite in zahllosen Fällen bereits bewiesen, dass sie lieber Tatsachen schafft, Leute rausschmeißt, Arbeitsplätze streicht, ja ganze Standorte und Werke schließt. Von manchen Maßnahmen, z.B. beim Automobilzulieferer Mahle, erfuhren Kolleginnen und Kollegen, Betriebsräte und IG Metall aus der Presse, nicht von ihren Chefs. Soviel zur Fairness!
Jetzt, wo das Kapital alles in Frage stellt, um seine Profite zu sichern und trotz Krise noch zu steigern, von Fairness zu reden, ist reine Illusion.
Besonders gravierend sind folgende Aussagen in Hofmanns Erzählungen: Einmal bietet er solche Verhandlungen in allen Regionen an, gleichzeitig, als gäbe es einen Wettbewerb, wer getrennt von den anderen am meisten herausholt. Schlimmer noch aber, die Bereitschaft zum Abschluss von Zukunftstarifverträgen auf betrieblicher Ebene. Bei Verhandlungen Betrieb für Betrieb über „betriebliche Zukunftstarifverträge“ kann niemals eine gemeinsame Kraft der Kolleginnen und Kollegen in die Waagschale geworfen werden. Kleinere und schwächere Belegschaften stehen im Regen! Eine weitere Verlagerung der Tarifauseinandersetzung in die Einzelbetriebe ist einfach nur falsch.
Das Moratorium fördert daher massiv die Illusion, man könne im Einvernehmen mit den Unternehmensleitungen Arbeitsplätze sichern. Dies widerspricht allen Erfahrungen in den Betrieben. Ohne Kampfmaßnahmen werden wir niemals wirkliche Verbesserungen durchsetzen können.
Was tun?
Kolleginnen, Kollegen, Vertrauensleute, Delegierte sollten sich nicht davon abhalten lassen, ihre Forderungen und Interessen klar zu formulieren und in der IG Metall dafür zu streiten, dass es eine kämpferische Tarifrunde gibt! Wir stellen zur Diskussion:
Personalabbau sofort stoppen!
Alle Entlassungen, Stilllegungen und Verlagerungen müssen sofort gestoppt werden, genauso das so genannte „Abmelden“ – Klartext – das Feuern der Leiharbeiter/innen! Leihkräfte müssen fest eingestellt werden, damit dieser Spaltung in den Betrieben etwas entgegengesetzt wird! Das ist ein Gebot der Solidarität!
Arbeitszeitverkürzung jetzt!
Wir fordern Arbeitszeitabsenkung bei vollem Lohnausgleich sofort.
Jörg Hofmann sagt selber, dass bei Unterauslastung einzelner Beschäftigtengruppen „vorrangig eine Rückführung des Arbeitsvolumens ohne Entgeltabsenkung“ nötig sei. Warum dann keine Forderung nach Arbeitszeitverkürzung?
Warum nicht solidarisch für alle gemeinsam? Deshalb Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich
– besonders da, wo die Kapazitäten nicht ausgelastet sind und
– allgemeine tarifliche Arbeitszeitverkürzung für alle um mindestens 2 Stunden!
– langfristig ist die 30-Stunden-Woche bei vollen Lohn- und Personalausgleich nötig!
– An die Betriebsräte: Keine Überstunden mehr! Keine Sonderschichten mehr!
Wir brauchen diese Kampfmaßnahme zugunsten einer Umverteilung der Arbeit auf alle!
Lohnerhöhung 5%!
Das ist ein moderate Forderung! Wenn der IG-Metall Vorstand, wie er sagt – ohne eine konkrete Forderung zu nennen – eine Lohnerhöhung will, soll er die Mitgliedschaft auffordern, ihre Forderungen aufzustellen! Aus Tarifkommissionen im Land sind bereits Vorstellungen zwischen 4 und 6 % zu hören. Diese Diskussion darf nicht abgewürgt werden.
Deshalb stellen wir eine Forderung in Höhe von 5% mindestens 160% Euro zur Diskussion.
Wenn der IG Metallvorstand glaubt, unter illusorischen Appellen an die Fairness einem entschlossenen Kampf der Gewerkschafter/innen gegen Chefs und Cheffinnen des Metall-Kapitals ausweichen zu können, ist er auf dem Holzweg. Es werden bestenfalls ein paar Kompromisse erreicht, die wir selber zu bezahlen haben.
30 – Stundenwoche bei vollem Lohn- und Personalausgleich für alle!
5 Prozent, mindestens 160 €uro mehr für alle!
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