Gegen Entlassungen, Arbeitsplatzabbau und Rationalisierung!
Rund 15.000 Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Region demonstrierten am Freitag (22.11.2019) in Stuttgart auf dem Schlossplatz gegen die überall drohenden Entlassungen, Standortschließungen, Verlagerungen. Der Schlossplatz war rot von den Fahnen, den Schals und Mützen, den Transparenten der Teilnehmer!
Die drohende Wirtschaftskrise, die Umstellung der gerade in der Region starken Automobilindustrie und vieler Zulieferer sowie die Rationalisierungswelle im Rahmen der Digitalisierung der Arbeitsprozesse über all in der Wirtschaft – durch diese Faktoren sind hunderttausende Arbeitsplätze akut in Gefahr. Und das ist keine Theorie!
Arbeit Zukunft hat vor der Demo an Werkstoren und auf der Demo weit mehr als 1500 Flyer verteilt, in dem wir zahlreiche konkrete Fälle dokumentieren, wo dieser Kampf bereits offen ausgebrochen ist.
So waren denn in Stuttgart auch viele bedrohte Betriebe und Belegschaften vertreten: Mahle, Mercedes Benz, zahlreiche Kollegen aus etlichen Bosch-Werken, auch Kolleginnen und Kollegen von WMF Geislingen waren stark und sichtbar vertreten. Besonders gut zu sehen waren die knalligen „Gelbwesten“ der WMFler/innen mit ihrem Logo „Mondays for Jobs“.
Aber auch noch wenig bekannte Fälle machten auf die Bedrohung ihrer Arbeit aufmerksam:
Ein große Gruppe von Kolleg/innen von „Haldex (Graubremse)“ aus Heidelberg prangerte an, dass ihr Betrieb mit über 100 Arbeitsplätzen im nächsten Juni geschlossen werden soll.
So auch Kolleg/innen des Technologie Entwicklers Inovan. Dort stehen 200 Jobs auf der Schleuder, hauptsächlich qualifizierte Ingenieure und Techniker.
In unserem Flyer und in vielen Gesprächen warben wir von Arbeit-Zukunft dafür, dass der umfassende (nicht individuelle oder auf einzelne Betrieb beschränkte) Kampf um die 30-Stundenwoche bei vollem Entgelt- und Personalausgleich auf die Tagesordnung der Gewerkschaft gehört. „Wir brauchen eine Forderung, die alle Belegschaften von den kleinsten bis zu den größten gemeinsam haben!“ Nicht jeder Betrieb für sich allein!
IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger gab eine andere Linie aus. Er orientierte in seiner Rede stramm auf Zusammenarbeit von Gewerkschaftsführung, Betriebsräten und Kapital, auf Co-Management, appellierte an die Vernunft der Kapitalisten, wenigstens an einige „Vernünftige“ in diesen Kreisen. Diese Linie der Klassenzusammenarbeit kam auch genau im offiziellen Titel des Aktionstages durch die IG Metall klar zum Ausdruck: „Jobabbau? Zukunftsklau? Halbschlau!“, der eben an eine angebliche Vernunft beim Kapital appelliert.
Zitzelsberger jammerte: „Alle Arbeitgeber müssen wissen: Zukunftsgestaltung geht nur gemeinsam! Lassen Sie uns gemeinsam mit den Beschäftigten Perspektiven für alle unsere Standorte und für eine Transformation mit allen Beschäftigten entwickeln.“ Und er bot zwar mit markigen Worten, aber unterwürfig in der Sache an, man könne über alles verhandeln: Mehr oder weniger Arbeit je nach Auftragslage, Betriebe konkurrenzfähig machen, Arbeitszeitkonten je nach Bedarf ausbauen oder abbauen, „Beiträge“ der Beschäftigten. Wer so viel anbietet, darf sich nicht wundern, wenn die Kapitalisten noch mehr verlangen. Es zeigt die Misere des Co-Managements, dass man von Zugeständnis zu Zugeständnis immer weiter auf die Seite des Kapitals gezogen wird. So wurde auch in Reden einzelner Betriebsräte beklagt, dass man ja Lohnzugeständnisse und/oder mehr Flexibilisierung mitgemacht habe, um „Arbeitsplätze“ zu sichern und nun doch Entlassungen kämen. Aber statt die Lehren daraus zu ziehen und zu erkennen, dass Co-Management bankrott ist, wurde wieder an die „Vernunft“ der Kapitalisten appelliert. Deren „Vernunft“ bedeutet jedoch: Mehr Profit!
Doch wie die wachsende Zahlen der Entlassungen bzw. der Drohungen damit zeigen: Das ist längst gescheitert. Co-Management, Verhandlungen ohne entschiedene Aktionen der Kolleginnen und Kollegen – hier setzen sich im Wesentlichen die Kapitaleigner durch.
Deshalb forderten zahlreiche Transparente, praktische alle auf der Kundgebung verteilten Flyer zum Kampf um die Arbeitsplätze auf und kritisierten die lahme Linie der Gewerkschaftsführung.
Hier unser Flugblatt zur Aktion: aktion-stgt-22-11-19