Der Tarifkampf in der Gebäudereinigung ging am Freitag (18.10.2019) in der 7. Tarifverhandlung mit einem Ergebnis zu Ende. Den Rahmentarifvertrag hatten die Arbeitgeber im Mai diesen Jahres gekündigt. Durch die Warnstreiks der letzten Wochen aber konnte die IG BAU diesen verteidigen und sogar einige Verbesserungen durchsetzen. Die Reinigungskräfte hatten seit September an mehreren Tagen immer wieder in verschiedenen ausgewählten Objekten gestreikt. Somit haben die 650.000 Reinigungskräfte wieder einen Rahmentarifvertrag.
Streiks sind die beste Verteidigung!
Die Tarifauseinandersetzung hatte sich zugespitzt durch die Kündigung des Rahmentarifvertrags durch die Arbeitgeber. Denn für die 650.000 Beschäftigten hätte ab August kein Rahmentarifvertrag mehr gegolten. Außerdem wollte der Arbeitgeberverband in den Tarifverhandlungen seine eigenen Forderungen durchsetzen: Massive Verschlechterungen für die Kolleginnen und Kollegen. Darunter waren Forderungen wie die nach einer 7-Tage-Arbeitswoche, nach Verschlechterung der Kündigungsfristen und der Kürzung von Zuschlägen. Dies alles konnten die Reinigungskräfte durch ihren Arbeitskampf abwehren.
Zwar konnten bei der Einigung mehrere IG-BAU-Forderungen wie die Einführung eines Weihnachtsgeldes, bessere Eingruppierungen und Überstundenzuschläge für Teilzeitkräfte nicht durchgesetzt werden. Dafür aber Verbesserungen wie z.B. beim Nachtzuschlag sowie bei Sonn- und Feiertagszuschlägen.
Auch konnte im Rahmentarifvertrag neu durchgesetzt werden:
* Teilzeitbeschäftigte, die über fünf Monate hinweg kontinuierlich ein Überstundenpensum von mindestens 15 Prozent leisten, erhalten einen Anspruch darauf, dass ihr Arbeitsvertrag auf die tatsächlich geleistete, höhere Wochenstundenzahl angepasst wird.
* Die IG BAU konnte durchsetzen, dass alle Beschäftigten in diesem und im kommenden Jahr wahlweise Heiligabend oder Silvester bezahlt frei bekommen.
* Die Urlaubsregelung wurde deutlich verbessert: Ab 2021 soll es für alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaub von 30 Tagen auf Vollzeitbasis geben – egal, wie lange sie in der Branche arbeiten. Neu Eingestellte haben bereits im kommenden Jahr einen Anspruch auf 29 Urlaubstage.
Angesichts der Drohung, den Rahmentarifvertrag ganz abzuschaffen und der geforderten Einschnitte durch die Arbeitgeberseite konnten die Beschäftigten mit Ihrer Gewerkschaft diese Verschlechterungen abwehren und sogar mehrere Verbesserungen durchsetzen. Ein Erfolg, angesichts der sehr schwierigen Kampfbedingungen in dieser Branche: Viele kleine und kleinste Betriebe mit einem noch geringen Organisationsgrad, viele ohne Tarifbindung. Dass überhaupt spürbar wirklich gestreikt werden konnte, ist ein Erfolg wachsender Solidarität und Kampfkraft! Das lag nicht zuletzt auch an einigen kämpferischen Gewerkschaftssekretären, die die zurückliegenden Jahre nutzten, um den Organisationsgrad zu erhöhen. Sie haben schon einige Kämpfe organisiert und gewonnen, über die Arbeit Zukunft immer wieder berichtete.
Für die Lohnrunde 2020: Unsere organisierte Macht vergrößern!
Die Reinigungskräfte haben diesen Tarifkampf gut hinbekommen – mit mutigen und eindrucksvollen Warnstreiks und mit ihrer Gewerkschaft IG BAU. Sie haben ihren Rahmentarifvertrag verteidigt und ausgebaut.
Doch die nächste Auseinandersetzung steht schon vor der Tür! Deshalb gilt ab sofort die Devise: Die Reinigungskräfte aufklären und organisieren, um mächtiger zu werden. Nur wer kämpft, kann gewinnen!
Quellen für den Artikel: Cayan Kartal: Gestreikt, verteidigt und verbessert! In Yeni Hayat/ Neues Leben, Nr. 244 25.10.2019, Deutschsprachiger Teil S. 3 – sowie eigene Berichte