Solidarität über Grenzen hinweg

Deutsche und portugiesische Mahle-Mitarbeiter/innen im Arbeitskampf
Korrespondenz von R. aus Portugal
Stuttgart: Kollegen aus Portugal

In Stuttgart demonstrierten etwa 2000 Mitarbeiter des Automobilzulieferers Mahle gegen den geplanten Stellenabbau und erneute Einsparungen. Auch in Portugal demonstrieren die Mahle-Kollegen/innen, die vor zwei Wochen noch für einen 25 prozentigen Zuschlag streikten.

Jetzt stehen auch ihre Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Während IG-Metall-Bezirkschef Roman Zitzelsberger Zukunftsperspektiven für jeden einzelnen Standort forderte, kamen rund 2000 Mahle-Mitarbeiter/innen zu einer Demonstration vor den Toren des Werks in Stuttgart zusammen. Die Belegschaften des Automobilzulieferers kämpfen gegen die angekündigten Sparmaßnahmen und Stellenstreichungen an mehreren Standorten.

Uwe Schwarte, der Gesamtbetriebsratschef von Mahle, sagte laut Michael Gerster von Automobilwoche: „Unsere Arbeitgeber bei Mahle machen bisher keine großen Anstalten, uns hier eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen. Stattdessen sieht es so aus, dass die Standorte in Deutschland einfach auslaufen sollen, nicht nur bei Mahle, sondern auch bei anderen Autozulieferern.“

Der gleichen Quelle zu Folge, hatte Mahle-Chef Jörg Stratmann angekündigt, am Standort Stuttgart knapp 400 Arbeitsplätze einzusparen und das Werk in Öhringen bis Ende 2020 schließen zu wollen..

Mahle-Werk in Murtede, Portugal

Auch in Portugal kämpfen die Arbeiter für ihre Rechte

Die Arbeiter von Mahle in Murtede, Cantanhede protestierten schon am 10. Juli 2019 für ihre Rechte. Es ging im Einzelnen um die 25 Prozent Schichtzuschlag, die ihnen in den vergangenen 25 Jahre noch nie bezahlt wurden. Doch der Vorstand des Unternehmens behauptet sich an die gesetzlichen Regelungen zu halten. Filipe Gomes vom Vorstand sagte noch, dass „die Verhandlungen bestehende Probleme ausräumen werden.“

Doch die Sparmaßnahmen – sprich Entlassungen – werden auch dieses Werk treffen, obwohl das VW-Werk „Autoeuropa“ jede Menge Aufträge hat und die auch für den Zulieferer Mahle genügend Arbeit bedeuten könnten. Also liegt es nicht an fehlender Arbeit.

Doch warum dann dieser massive Stellenabbau? Weil es in Wahrheit nichts anderes sein wird als eine Verschiebung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer. So haben Beschäftigte aus verschiedenen Werken in Deutschland und Portugal an der Kundgebung teilgenommen. Aber auch Kolleginnen und Kolleginnen von Daimler in Stuttgart-Untertürkheim und von Bosch in Feuerbach waren dabei und zeigten so, dass die IG-Metall durch ihre Mitglieder lebt. Die Arbeitnehmer in Stuttgart und im Südwesten Deutschlands sind bekannt für ihren Fleiß. Vor langer Zeit gab es mal kleine und mittelständische Betriebe und Familienunternehmen, die diesen Fleiß mit angemessenen Löhnen und einer „Wir sind eine Familie“ Mentalität belohnten. Doch diese Realität liegt in der Vergangenheit. Im Neoliberalismus gibt es nur noch die kalten Zahlen des schnellen Profits. Aber die Arbeiterschaft hat es satt! Es sind die Arbeiterinnen und Arbeiter die diesen Profit erwirtschaften. Ohne die harte Arbeit dieser Menschen geht gar nichts und wenn diese nicht im Gegenzug ihre Familien ernähren können und Garantien für eine Zukunftsperspektive bekommen, dann müssen sich die gierigen Aktionäre neue Arbeiter suchen.

Die internationale Solidarität aber nimmt zu und Fachkräfte wachsen nicht auf Bäumen. Ein Bündnis über Grenzen hinweg ist die Lösung. Wir brauchen keine Investmentbanker die auf Kosten der Arbeit von Millionen Menschen ein Luxusleben führen. Wir brauchen eine neue Gesellschaftsordnung, in der es keinen Geldadel mehr gibt, der auf Kosten der breiten Masse in Luxus lebt! Wir brauchen eine gerechte Gesellschaft, in der Hunger und Armut ausgemerzt werden. Die Bosse von Mahle sollten sich zurückbesinnen und bedenken, dass es wichtigeres gibt als den Profit…

RFG aus Maria da Feira, Portugal
(Erstveröffentlichung am 30. Juli 2019, www.Info-Welt.eu)