Verteidigen wir unser revolutionäres Erbe!!
Wer in der Industrieregion Stuttgart historische Bildungsarbeit, insbesondere für Arbeiterjugendliche leistet, kennt das Böblinger Bauernkriegsmuseum in der alten Böblinger Zehntscheuer.
Es ist sehenswert, aufklärerisch, beeindruckend! Nun aber meldet die Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung, dass diese Institution in die Hände von „Gutachtern“ gefallen ist, die ein angeblich zukunftsweisendes Konzept für die drei Böblinger Museen erarbeiten sollten. Ihr Urteil für das Bauernkriegsmuseum: Weg damit!!
Das Bauernkriegsmuseum ist nicht weniger als ein Denkmal für den Bauernkrieg 1525 und die Bauernschlacht von Böblingen, für bedeutende historische Großereignisse sowohl der deutschen als auch der regionalen Geschichte!!
Viele – insbesondere Jugendliche – bewegte nach einem Besuch die Frage: Was muss eigentlich geschehen sein, bevor wir uns bewaffnet gegen die Obrigkeit erheben, wie dramatisch muss die Lage sein?
Böblingen ist blutgetränkter Boden einer der größten und verheerendsten Bauernschlachten des Bauernkrieges. Das Bauernkriegsmuseum setzt tausenden dort getöteten Aufständischen, nicht zuletzt auch dem unvergesslichen, in Pforzheim 1525 hingerichteten Maler Jerg Rathgeb, der an der Schlacht teilgenommen hatte, der erstmals Malerei schuf, in der das einfache Volk eine Hauptrolle spielte, ein anschauliches Denkmal! Es ist ein würdiger Gedenkort für den „großartigsten Revolutionsversuch des deutschen Volks“ (Friedrich Engels).
Das Bauernkriegsmuseum kann man nicht einfach als ein Touristen-Event betrachten, wo man die Besucher/innen zählt, wo man die Präsentation auf veraltet oder zu „textlastig“ abcheckt, wie es das „Gutachten“ tut …
Das „Gutachten“ eines gewissen Prof. Thomas Knubben, Leiter des Ludwigsburger „Instituts für Kulturmanagement“ und des Stuttgarter Architekturbüros Demirag im Auftrag der Stadt Böblingen empfiehlt tatsächlich die Schließung des Bauernkriesgsmuseums?
Ein „Gutachten“ von Leuten, denen jedes geschichtliche Bewusstsein abzugehen scheint! Die „Gutachter/innen“ stören sich an ein ein paar relativ leicht behebbaren Mängeln und empfehlen die Schließung!!
Das entsprechende Konzept soll am kommenden Montag nachmittags 15. Juli 2019, ab 13:00 Uhr öffentlich im Böblinger Rathaus diskutiert werden. Man kann nur allen Gegnern dieses Angriffs auf revolutionäre Kultur aufrufen, dort hinzukommen und zu protestieren.
Ginge es um die Raumnot und andere technische Mängel, warum machen die „Gutachter“ keinen Vorschlag zur Erhaltung und Verbesserung? Immerhin handelt es sich bei dem Gebäude des Museums um die historische Böblinger Zehntscheuer, die selbst – mit hunderten andern „Zehntscheuern“ im ganzen Land – für die Auslösung des Bauernkriegs eine entscheidende Rolle gespielt hat. Das Haus selbst ist also „Ausstellungsstück“. In den Zehntscheuern wurden die vom Feudaladel den leibeigenen Bauern abgepressten oft kaum tragbaren Zwangsabgaben (Zehnt) eingesammelt. Die Bauern mussten die Abgaben persönlich dort abliefern. Wehe dem, der dem Vogt nicht genügend liefern konnte. Aber diese Frage kommt bei den „Gutachtern“ gar nicht vor!!
Ebenfalls spielt für sie keine Rolle, dass es dort einen düsteren Raum gibt, der die unglaublich elende Wohnsituation der Bauern um 1500 dokumentiert – absolut nicht textlastig! Dieser Raum beeindruckte Jugendliche oft, schockierte sogar manche geradezu!
Entsorgt man so die unbequeme, aufständische, aufrührerische Geschichte dieses Landes? Will man so vergessen machen, dass das Recht auf Revolution ein Menschenrecht ist, das einzige wirkliche, wie Friedrich Engels bemerkte?
Wir rufen alle geschichtsbewussten Leserinnen und Leser auf, sich entschieden dagegen zu engagieren, dass die Bestände des Bauernkriegsmuseum eingelagert (so das „Gutachten“) werden.