Die Warnstreiks der Mitarbeiter der Luftsicherheit der verschiedenen deutschen Flughäfen Anfang Januar 2019 haben nicht zuletzt wegen der sehr guten Beteiligung aller Betroffenen ein massives Echo ausgelöst. In der Presse – besonders natürlich in der Bild – und im Fernsehen wurde eine wüste Hetze gegen die streikenden Kolleginnen und Kollegen losgetreten.
Dass die Arbeitgeber von einer „unverantwortlichen“ Gewerkschaft, von einem „völlig unverhältnismäßigen“, „Streik bis zum Exzess“ sprechen, ist nichts Neues im Kapitalismus. Diese wüste Schimpfkanonade soll nur davon ablenken, dass die Arbeitgeber vor rund 20 Jahren das Sicherheitspersonal an den Flughäfen aus den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes herausgelöst haben – um Kosten zu sparen.
Dazu passt, dass die Arbeitgeber jetzt laut nach dem Gesetzgeber rufen. Die Politik soll die „Parität“, die „Waffengleichheit der Tarifpartner“ überprüfen. Zitat Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA):
„In der arbeitsteiligen und verflochtenen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft Deutschland sind die Streiks des 21. Jahrhunderts sehr viel wirkmächtiger als die Streiks des 20. Jahrhunderts. Und da muss man eben schauen, dass der Gesetzgeber nicht mal guckt, ob der Gesetzgeber insgesamt in relevanten Bereichen die Waffengleichheit wieder herstellt. Das ist ein Preis der Globalisierung, die die Tarifautonomie hier nicht allein lösen kann.“
Dies ist die offene Aufforderung der Kapitalisten an ihre Bundesregierung, das Streikrecht erneut und massiv einzuschränken. Dagegen müssen Arbeiter/innen und Angestellte ihren entschiedenen Protest einlegen und solidarisch zum Kampf gegen solche Angriffe bereit sein!
Es wird interessant sein, wie die Parteien des Bundestags auf diese Aufforderung der herrschenden Klasse reagieren, wer dem bereitwillig folgt, die Streikenden und ver.di populistisch übel verleumdet, wer einen Mittelweg sucht und wer das Streikrecht ohne wenn und aber verteidigt.
Worum geht es überhaupt?
ver.di fordert, als die zuständige Gewerkschaft für alle 23.000 Beschäftigten der Passagier-, Personal-, Fracht- und Warenkontrolle eine einheitliche Bezahlung. ver.di fordert einen bundesweit einheitlichen Stundenlohn von 20 Euro brutto, statt bisher zwischen 11 und 17 Euro. Das ist besonders wichtig: Eine einheitliche und gemeinsame Forderung für Ost und West!
In der letzten Tarifverhandlung haben die Arbeitgeber dies im Dezember 2018 abgelehnt. Sie bieten derzeit zwischen 2 und 6,4 Prozent Erhöhung pro Jahr, bei einer Laufzeit von 24 Monaten und einer Angleichung der Ostgehälter in 5 Jahren.
Dies ist eine bewusste Provokation und deshalb sind die Warnstreiks der Kolleginnen und Kollegen der Sicherheitskontrollen an den Flughäfen mehr als gerechtfertigt.
Solidarität!
Wer als Flugpassagier von den Streikaktionen der Kolleginnen und Kollegen direkt betroffen ist, wer nicht so rechtzeitig, wie geplant sein Flugziel erreicht, sollte sich seine Reaktionen allerdings gut überlegen:
# Wir lassen uns nicht einfangen von arbeitnehmerfeindlichen Kameras und Mikrophonen.
# Wir schimpfen nicht über die Forderungen von ver.di, wir hetzen nicht gegen die Streikenden.
# Wir erinnern uns an die Textzeile eines alten Arbeiterlieds: „Wer im Stich lässt seinesgleichen, lässt ja nur sich selbst im Stich.“
# Wir gehen auf die Streikenden zu, wir sprechen mit ihnen, wir erklären unsere Solidarität, wir versuchen so zusammen einen Schritt vorwärts zu gehen: „Unsre Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern, denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn.“
HM