Arbeiterinnen und Arbeiter der Türkei kämpfen mutig – trotz Diktatur!

Solidaritätsveranstaltung in Stuttgart mit türkischen Gewerkschafter/innen.

Ein Bild der Freundschaft nach erfolreicher Veranstaltung!

Stuttgart. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen, darunter offizielle Vertreter von DGB und ver.di, fanden am Mittwoch, 28.11.2018 bei einem Solidaritätsabend mit 4 türkischen Gewerkschaftern zusammen. Didf hat eine Reise-Delegation von klassenkämpferischen Gewerkschaftsvertreter/innen aus der Türkei organisiert. Auch ver.di Stuttgart und Baden Württemberg und der DGB Nordwürttemberg unterstützten den Abend.

Die türkischen Kolleginnen und Kollegen haben sich in Gruppen aufgeteilt, um Menschen in ca. 15 Städten Deutschlands treffen zu können.

In Stuttgart fand der Abend in einer feierlichen, solidarischen Atmosphäre statt. An einem kleinen Büffet gab es Kaffee, Tee, Getränke, kleine Snack für die türkischen Gäste und das Publikum.

Gewerkschaftssekretärin Sidar Carman von ver.di Stuttgart führte durch den Abend und leistete gleichzeitig Schwerarbeit beim Übersetzen der türkischsprachigen Berichte. Aber zu nächst begrüßten der Geschäftsführer von ver.di Stuttgart, Cuno Hägele, ver.di-Landesleiter Martin Groß sowie Bernhard Löffler, Regionsgeschäftsführer des DGB Nordwürttemberg die Gäste. Diese hatten bereits einen anstrengenden Tag hinter sich. Sie hatten verschiedene Betriebe besucht, darunter auch Mercedes-Benz und den Mercedes-Benz-Betriebsrat.

Dann berichteten

* Kollege Ismail Sagdic, Vorstandsmitglied von Egitim-Sen, der Gewerkschaft der Bildungs- und Wissenschaftsbediensteten,

* Kollegin Sati Buruncu Cali, Vorstandsmitglied von Tüm Bel Sen, Gewerkschaft der Beamten und Kommunalbeschäftigten, und Mitglied in KESK, der „Konföderation der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes“

* Kollege Makum Alagöz, Vorstandsmitglied von DeriTeks, der großen Gewerkschaft der Leder- und Textilarbeiter und schließlich

* Kollege Sedat Sadak, ein Betriebsrat und Gewerkschafter von BMS, der Vereinigten Metallarbeiter Gewerkschaft.

Die Delegation (v. l.n.r.) Sati, Sidar, Ismail, Makum, Sedat. Bild im Hintergrund: Wasserwerfer gegen Streikende auf der Istanbuller Flughafen – Baustelle!

Sie berichten von schlimmer Unterdrückung unter den Bedingungen von Ausnahmezustand und der Erdogandiktatur. Zwar ist der Ausnahmezustand inzwischen offiziell aufgehoben, an der Repression hat sich aber nichts geändert. Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in der Türkei sind immer stärker davon betroffen. Verhaftungen und Inhaftierungen gegen sie gehören unter der Diktatur von Erdogan zum Alltag. Immer wieder kommt es durch die AKP-Regierung zu Streikverboten. Trotzdem scheuen sich tausende Arbeiterinnen und Arbeiter nicht, immer wieder neue Arbeitskämpfe zu führen.

Fakten über Fakten wurden ausgebreitet!

Fast jeder vierte türkische Arbeiternehmer arbeitet regelmäßig länger als 60 pro Woche. Der gesetzliche Mindest-Monatslohn liegt bei ca. 380 Euro.

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit sind in der Türkei eine Katastrophe

Erst vor wenigen Wochen wurde das deutlich durch den Tod von dutzenden Arbeitern beim Bau des neuen Istanbuler Flughafens. Allein 2017 gab es in der Türkei 2006 tödliche Arbeitsunfälle (Vgl.: Deutschland: 424 – auch viel zu viele!).

Seit 2012 vervierfacht hat sich die Gesamtzahl der erfassten Arbeitsunfälle! Das zeigt unter vielen anderen Fakten die lesenswerte und informative Broschüre „Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung in der Türkei – Ein Bericht zur ihrer Lage und ihren Kämpfen“. Sie wurde von Didf in Zusammenarbeit mit der Stiftung Menschenwürde und Arbeit anlässlich der Rundreise herausgegeben. Aber, so die Kollegen aus der Türkei, jeder politische Wille, das zu verbessern, fehlt.

Unablässig steigender Druck auf Gewerkschaften!

Unablässig steigt der Druck auf Gewerkschaften und ihre Mitlieder, ungezählt die ihnen in den Weg gelegten rechtlichen und formellen Hindernisse – ganz zu schweigen von den ständigen Streik- und Versammlungsverboten, die auch mit brutalen Polizeieinsätzen durchgesetzt werden.

Deutlichstes Zeichen aber – darauf machten vor allem Kollegin Sati Buruncu und Kollege Ismail Sagdic drastisch aufmerksam – ist die Welle von Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und an den Hochschulen. Mindestens 130000 Menschen sind betroffen, die z.T. auch in die Gefängnisse geworfen oder in existenzielle Not gestürzt wurden.

Trotzdem ist es den Gewerkschaften vielerorts gelungen, immer wieder Streiks und Arbeitskämpfe zu organisieren und sich teilweise sogar erfolgreich durchzusetzen.

Solidarität!

Abschließend äußerten alle 4, wie wichtig ihnen jeder Beweis aktiver Solidarität auch und gerade in Deutschen Arbeiterbewegung sei, und dass sie sich einen immer stärkeren Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in Deutschland wünschten! Die Gewerkschaften aus der Türkei brauchen mehr Unterstützung und Solidarität, um sich der Repressionen zu widersetzen.

Ein wirklich gelungener Abend – es hätten gerne mehr Kolleg/innen aus unseren Betrieben und Gewerkschaften da sein dürfen!

Solidaritätsresolutionen können geschickt werden an:

Föderation Demokratischer Arbeitervereine e.V., Tel: 0221 925 54 93, Berliner Strasse 77, 51063 Köln, didf@didf.de

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