So die Hauptparole von rund 30.000 im Bergbau beschäftigter Menschen auf ihrer Demonstration am 24. Oktober 2018 bei Elsdorf am Hambacher Forst. Anlass war die in der Nähe stattfindende Sitzung der Kohlekommission.
Kolleg/innen des Hambacher Tagebaues solidarisieren sich hier mit Umweltaktivisten, die den Hambacher Forst erhalten wollen
Die Angst vor der Zukunft sitzt bei den Beschäftigten tief – nicht nur bei denen von RWE. „Wir wollen eine sichere Zukunft haben – deswegen sind wir hier“ – so ein junger Demonstrant. Und nicht nur er will einen guten Arbeitsplatz für gutes Klima – und als solche kann man die Arbeitsplätze im Bergbau nun wahrlich nicht bezeichnen. Wir verstehen die Kolleg/innen und sind solidarisch mit dem Kampf der RWE-Belegschaft um ihre Arbeitsplätze. Und ebenso mit dem Kampf für den Umweltschutz. Die Aussage des Kollegen zeigt auch, dass sich sehr viele Arbeiter/innen nicht gegen die Umweltbewegung ausspielen lassen wollen.
Es ist klar: Arbeitsplätze werden von der Wirtschaft und der Politik beseitigt, nicht von den Umweltschützern!
Kein Kollege, keine Kollegin, sondern RWE, die anderen Energiekonzerne, aber auch die Regierenden tragen die volle Verantwortung für die Lage. Sie haben es bewusst so weit getrieben, dass jetzt die Arbeitenden die Dummen sein sollen! In Kenntnis der Umweltzerstörung, die von der „Verstromung“ der Braunkohle ausgehen, haben die RWE-Bosse und ihre Helfer im Stil der früheren Atomwirtschaft Konfrontationskurs gegen Umwelt und Umweltschutzbewegung gefahren, zum Wohle der Profite. Jetzt, wo diese Politik nicht mehr weitergeht, werden die Belegschaften faktisch zu Geiseln gemacht. Immer wenn Profite in Gefahr geraten, entdecken die Bosse „die Arbeitsplätze“!
Die Kolleg/innen haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Dabei brauchen sie auch von Umweltaktivisten Unterstützung und Lösungen
olange der Cash sprudelt, lassen sie nichts unversucht, immer mehr Kolleginnen und Kollegen einzusparen, raus zu rationalisieren, erwerbslos zu machen, um die eigenen Profite zu sichern oder möglichst zu steigern. Seit Jahren – nicht erst nach dem Rodungsstopp – greift der RWE-Konzern im Kampf um die beherrschende Rolle im europäischen Energiemarkt Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und Löhne der Beschäftigten an. Schon seit 2016 will RWE rund 1.600 Arbeitsplätze im Braunkohlerevier streichen. Bereits 2015 und 2016 wurden 580 Stellen vernichtet. RWE forderte von IG BCE und ver.di sogar einen „Notlagentarifvertrag“- Er hätte die Entgelte um 25 Prozent gesenkt, konnte aber auf Grund von Protesten der Kolleginnen und Kollegen bisher verhindert werden.
IGBCE-Führung für gemeinsamen Kampf mit RWE!
Umso schwerer wiegt, dass die Gewerkschaftsführung der IG BCE beim Braunkohlenabbaus und der Vernichtung des Hambacher Forstes gemeinsame Sache mit der RWE macht. Aus den Reihen der Gewerkschaftsführung wird gegen den Widerstand gehetzt, statt für die Einheit des Widerstandes zwischen Kolleginnen, Kollegen und Umweltaktivisten einzutreten. IG BCE-Boss Vasiliadis sah sich genötigt, sich persönlich zu entschuldigen, als aufgehetzte Kollegen zum Privathaus der Umweltschützerin und Betroffenen-Vertreterin in der „Kohlekommission“ Antje Grothus demonstrierten und diese bedrohten. Diese Spaltung durch diejenigen, die eigentlich den Kampf gegen das Energiekapital zu organisieren haben, verurteilen wir.
Kretschmer (CDU) für Energie-Monopole!
So verurteilen wir auch die Äußerungen von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er hatte ja eine tolle Idee: „Zuerst die neuen Arbeitsplätze und dann der Ausstieg!“ Tatsächlich bedeutet das, dass die Kohlebarone so lange die Umwelt weiter zerstören dürfen, wie es keine neuen Arbeitsplätze gibt. Dieser Vorschlag bedeutet einen Freibrief für die Bosse, ungestört weiter zu machen wie bisher, weiter zu rationalisieren auf Teufel komm raus, Arbeitsplätze zu vernichten. Soll es überhaupt neue Arbeitsplätze geben, müssen Kolleg/innen und Umweltaktivist/innen schon gemeinsam Druck machen! Ansonsten stellt Kretschmers Gesülze nichts als Vertröstungsgerede dar.
Was fordern wir?
Unsere Forderungen an Regierungen in Berlin und in den Bundesländern und an die Energiekonzerne:
* Die Drecksarbeit muss aufhören, und zwar sofort!
* Den Lohn müsst Ihr uns weiterzahlen!
*Angesichts der sich zuspitzenden Umweltkatastrophe ist gleichzeitig ein Ausstieg aus dem Tagebau nötig wie auch der
* Kampf um die Schaffung gleichwertiger Arbeitsplätze für die Beschäftigten durch Euch, durch die RWE, durch das Kapital!
Und es kann nicht oft genug betont werden, was sich auch in diesem Konflikt wieder zeigt: Die gesellschaftliche Arbeitszeit muss verkürzt werden – für alle und überall:
* 30 Stundenwoche bei vollem Entgelt- und Personalausgleich!
Hier handelt sich aber um eine grundsätzliche Frage und nicht um einige Tausend Arbeitsplätze, so wichtig diese für die Betroffenen sind. Es geht darum, die zunehmende Vergiftung der Umwelt und der Atmosphäre durch die hemmungslose Profitwirtschaft des sterbenden Kapitalismus zu beenden. Die Losung kann nur lauten: Alle gemeinsam gegen das Kapital!
Für die Einheit der Kolleginnen und Kollegen mit den Umweltaktiven!
Wir haben auch die Sorgen, die viele – vor allem junge – Menschen sich machen. So mancher hat Familie, Kinder sind da, der Kredit für das Haus kann noch bezahlt werden – aber was ist, wenn der Arbeitsplatz weg ist? „Ich muss die Arbeit behalten, sonst kann ich das Haus vergessen.“ Das ist verständlich!
Die andere Seite heißt: Wenn diese Arbeit weitergeht, bedeutet das, dass in den vom Tagebau bedrohten Orten zahlreiche Familien ihre Wohnung bzw. ihr Haus ihre Umwelt verlieren. Sollen wir Haus gegen Haus ausspielen? Oder ist es nicht besser, die bedrohten Häuslebauer beider Seiten tun sich zusammen gegen denjenigen bzw. diejenigen, die sie bedrohen?
Wie würde Armin Laschet, z. Z. CDU- Ministerpräsident in NRW, da reagieren? Originalton auf der Kundgebung der Bergarbeiter: „Es ist gut, dass sich so viele Tausende heute hier zeigen: Wir können auch laut werden – nicht nur die, die Polizisten angreifen, bestimmen das Klima in unserem Land, sondern auch anständige Leute, die jeden Tag zur Arbeit gehen und unseren Wohlstand erarbeiten!“ Welch eine Spaltung und welche Hetze!
Wer ist hier der Spalter?
Jeder, der die Demonstration am 6. Oktober oder andere Aktionen für den Hambacher Forst erlebte, weiß: Die Aktionen verliefen friedlich und diszipliniert. Natürlich gibt es in einer Riesen-Menschenmenge auch immer in paar, die sich idiotisch benehmen – von sich aus. Oft aber auch als ferngesteuerte Provokateure. Man muss diese Möglichkeit zumindest in Erwägung ziehen.
Und was macht Arminius Laschet? Natürlich greift er gerade solche Idioten (oder genau zu diesem Zweck bezahlte Provokateure) heraus und hetzt, genau so sei die ganze Bewegung! Die ist allerdings sehr groß, umfasst so ziemlich alle Bevölkerungsschichten, auch in allen Parteien die absolute Mehrheit der Wähler, sogar die der CDU und AfD! Sein Gerede von den anständigen Leuten, die jeden Tag zur Arbeit gehen und unseren Wohlstand erarbeiten, mit dem er sich bei den RWE Arbeitern anschleimt, gilt genauso für die Zehntausenden Aktiven, die sich für den Hambacher Forst engagieren!
Lassen wir uns nicht gegeneinander ausspielen! Kämpfen wir – ArbeiterInnen und UmweltschützerInnen – gemeinsam gegen die herrschende Wirtschaft und Politik – deren Vertreter kämpfen auch gemeinsam gegen uns!