„Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“

Filmbesprechung

Dieser Tage läuft in den deutschen Kinos ein Film über einen Film: 1928 wollte der bekannte revolutionäre deutsche Dichter Berthold Brecht sein Stück „Dreigroschenoper“ verfilmen. Dieses Projekt bzw. eine Verfilmung unter Berücksichtigung der Vorstellungen Brechts´, scheiterte letztlich an den Widerständen und Normen der deutschen Filmindustrie. Als „Dreigroschenprozess“ ging diese Auseinandersetzung in die Geschichte ein.

Auch Brecht selbst verarbeitete diese in seiner Analyse „Der Dreigroschenprozess. Ein soziologisches Experiment.“ Der damaligen Produktionsfirma waren die Vorstellungen Brechts politisch zu heikel, da man sich selbst als „neutral“ ansah. Diese „Neutralität“ bedeutete damals freilich – ähnlich wie heute – sich opportunistisch der (preußischen) Zensur zu beugen und dem nationalen, reaktionären Zeitgeist der Herrschenden anzupassen. Brecht verlor den Prozess und hatte an den weiteren Arbeiten am Filmprojekt keinen Anteil mehr. Soweit der historische Hintergrund.

Der Film aus dem Jahr 2018 reflektiert genau diese Auseinandersetzung auf zwei Ebenen, die ineinander übergehen: Auf der einen werden der Prozess und seine Vorgeschichte Ende der zwanziger Jahre bemüht realistisch, schauspielerisch jedoch nicht überzeugend, dargestellt. Auf der anderen Ebene werden immer wieder Sequenzen einer fiktiven Verfilmung des Stücks „Dreigroschenoper“ – wie es nach Brechts Ideen vermutlich auszusehen hatte – eingespielt. Der Film stützt sich auf überlieferte Originalzitate von Berthold Brecht. Durch die am Ende des Films eingespielte Original-Tonaufnahme von Brecht „Ich lebe in finsterer Zeit“ zeigt sich jedoch eine deutliche Diskrepanz zu der Performance des Brecht-Darstellers 2018.

Insgesamt ist der Film sehr intellektualistisch gehalten, was zwar dem künstlerischen Milieu in gewissen Maß durchaus entspricht, der historischen und politischen Dimension des Rahmens jedoch nicht gerecht wird und eine unzulässige Verkürzung, nicht nur derselben sondern auch der Ideale des überzeugten Kommunisten Berthold Brechts, darstellt. So werden der Blutmai 1929* und der aufkommende Faschismus nur am Rande gestreift.

Positiv hingegen ist auf jeden Fall die Illustration des Filmendes – Gründung einer Bank durch ehemalige Bankräuber(!) –  mit modernen Elementen (Wolkenkratzer, zeitgemäße Kleidung), die einen Bezug zur Gegenwart und damit zur Aktualität und Brisanz des Stoffes herstellen.

 AN.

* Blutmai: 1. bis 3. Mai 1929: Blutige Unterdrückung von Mai- Demonstrationen und -aktionen der KPD in Berlin unter SPD-Polizeichef Zörgiebel. 33 Menschen wurden getötet und viele Demonstranten und Passanten verletzt.