Korrespondenz: Das Alles wegen einem(r) Storch

Weitnau im Oberallgäu, ein malerisch gelegener Ort zwischen Kempten und Isny, Samstag, den 22.09. gegen 18 Uhr: Ich komme mit dem Auto von Kempten und passiere am Ortseingang zwei Posten Bereitschaftspolizei in voller Montur (Helm, Taser, Reizgaspistole…). Vor dem Gasthaus „Adler“ in der Ortsmitte etliche Mannschaftswagen und noch mehr Bereitschaftspolizei.

Ich wusste natürlich schon Bescheid. Am Wochenanfang hatte ich eine e-Mail bekommen, dass am Samstag die Frontfrau der AfD, Beatrix von Storch, bei einer Wahlkampfveranstaltung im besagten Gasthof „Adler“ auftreten würde und eine Gegenkundgebung dazu unter dem Motto „Das Allgäu ist bunt“ stattfindet.


Polizeiabsperrung vor dem „Adler“

Da muss die Polizei in Bayern selbstverständlich Präsenz zeigen und das „demokratische Recht“ auf Hetze gegen Geflüchtete, Muslime und Menschen, die das reaktionäre Gesellschafts- und Familienbild der AfD ablehnen, schützen. Zunächst versuchten sie schon mal Leute, die sich auf dem Gehsteig gegenüber dem Eingang des Gasthofes aufhielten, abzudrängen. Laut Auflagenbescheid mussten sich die Teilnehmer an der Kundgebung etwa 50 Meter vom Gasthof entfernt auf einer Wiese hinter einem Absperrband versammeln, ferner war die Mitnahme von Glasflaschen und von Transparentstangen, die länger als 1,50 Meter waren, untersagt.Ganz konnte die Polizei ihre Einhegungs-Strategie jedoch nicht durchsetzen, denn ein Teil der gut 300 Kundgebungsteilnehmer drang immer wieder unter Rufen wie „Nazis raus!“ gegen das Wirtshaus vor, so dass schließlich eine Polizeikette gebildet werden musste, um die Demonstranten in Schach zu halten.

Von den Reden bekam ich naturgemäß nur wenig mit, weil ich mich immer wieder mit anderen Kundgebungsteilnehmern unterhielt (es waren einige Bekannte aus früheren Zeiten, als es noch die Allgäuer Antifa gab, dabei) und auch öfter der „Frontlinie“ mit der Polizei einen Besuch abstattete.

Dabei erfuhr ich, dass Bereitschaftspolizei bis aus der Bezirkshauptstadt Augsburg angekarrt worden war.Eine Rede einer jüngeren Frau, die die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung mit deutlichen Worten angriff und die Ausweitung der sogenannten sicheren Drittstaaten auf immer mehr Länder verurteilte, fiel mir besonders auf. Sehr erfreulich fand ich auch, dass viele junge Menschen an der Kundgebung teilnahmen.

W.