Seit Wochen kämpfen die Kolleg/innen bei Halberg-Guss in Leipzig und Saarbrücken gegen die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze
Wende bei Halberg Guss nach wochenlangen Streiks in Leipzig und Saarbrücken! Die „Neue Halberg Guss“ will das Leipziger Werk nicht mehr schließen und den Kollegen in Saarbrücken nicht kündigen. Es ist geplant, über ein Fortführungskonzept zu verhandeln. Die Kolleginnen und Kollegen beider Werke hoffen erstmals nach langem, mutigem Kampf auf dauerhaften Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Das hatten sich die 700 Halberger in Leipzig in ihren kühnsten Träumen kaum auszumalen gewagt.
Mit Kommentar
Sechs Wochen lang hatten sie ihren Betrieb besetzt und bestreikt, rund um die Uhr die Tore bewacht und blockiert, sich gegen Gewaltmaßnahmen gewehrt. Die Forderung der Kollegen war stets: Erhalt ihrer Arbeitsplätze und damit der Erhalt der Existenz ihrer Familien!
Der sechs Wochen anhaltende Streik und die Aktionen stellen den größten Streik seit langem in Deutschland dar. Allein deswegen ist er von großer Bedeutung. Es waren die Kolleginnen und Kollegen, ihre Entschlossenheit und Einheit, die der Sache ein solches Gewicht verleihen.
Die IG Metall indes beschränkte sich zunächst auf das Aushandeln von Abfindungen, erklärte einen so genannten Sozialtarifvertrag zum Ziel. Auf Grund einer eingeleiteten Schlichtung wurde der mächtige Streik Ende Juli dafür ausgesetzt.
Doch nun kam es anders: Neue Halberg Guss teilte am Mittwoch nach einer Schlichtungsrunde mit: „Die Schlichtung arbeitet an Fortführungs- und Zukunftskonzepten für beide Standorte.“ Damit bliebe neben Saarbrücken auch der Standort in Leipzig erhalten. Die IG Metall setzte am gleichen Tag nach und verkündetet das Gleiche, fügte aber hinzu: „Beschlossen ist aber noch nichts. Die Rahmenbedingungen der Schlichtungsverhandlung müssten noch klarer werden.“ Darüber soll in den nächsten Tagen weiterverhandelt werden. Der unterbrochene Streik in Leipzig und Saarbrücken bleibe so lange ausgesetzt.
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Plötzliche Kehrtwende
Nur 90 Minuten hatte die Beratung in Frankfurt/M gedauert. Es war die fünfte, sogenannte Sondierungsrunde und wann genau die Sondierung, die am Mittwoch erneut vertagt wurde weitergeht, ließen die Beteiligten offen.
Für Halberg Guss ist die Ankündigung, nun doch eine Fortführung des Leipziger Werks zu prüfen, eine komplette Kehrtwende. Noch Anfang Juli hatte Halberg-Guss-Chef Alexander Gerstung im Interview noch gepoltert: „Die Werksschließung Ende 2019 ist in Stein gemeißelt.“ Davon ist nun plötzlich keine Rede mehr. Ob der Standort Leipzig am Ende aber wirklich erhalten bleibt und mit wie vielen Kolleginnen und Kollegen – das ist noch völlig offen.
Keine Illusionen!
Die Halberg Kollegen sollten aber kein Vertrauen in vage Versprechungen haben, keine Illusionen hegen. Die Eigner von Neue-Halberg-Guss, der Preventkonzern und Volkswagen sind kein Sozialverein. Wenn sie jetzt so handeln, dass es nach Zugeständnissen an die Belegschaft aussieht, dient auch das nur ihrer Profitsicherung. Halbergs Kunden machten massiv Druck auf die Geschäftsleitung, weil ihnen die Motorblöcke fehlten. Vor zwei Wochen drohten sie, bei einem erneuten Streik in Leipzig und Saarbrücken ihre Maschinen abzuholen und die Motorblöcke anderswo gießen zu lassen. Während des Ausstands im Juli hatte der Motorbauer Deutz sogar per Zeitungsanzeige an beide Seiten appelliert, den Konflikt endlich beizulegen. Die Kölner hatten wegen des fehlenden Nachschubs aus Leipzig und Saarbrücken bereits ihre Produktion gedrosselt und Opel die Produktion im Werk Eisenach sogar ganz eingestellt.
Halberg will seine Kunden nicht verlieren, aber höhere Profite erwirtschaften. Das wird ihr Ziel bleiben, und deswegen werden sie auf Kostensenkung bestehen. Üble Tricks wie z. B. die Schließung des Unternehmens und Gründung eines neuen Unternehmens, die einen Teil der Halberg-Kollegen/innen zu erheblich niedrigeren Löhnen einstellt, kann man nicht ausschließen. Oder die Verlagerung der Produktion in ein Billiglohnland, wobei alle Arbeitsplätze an den jetzigen Standorten verloren gehen werden. Der angebliche Auftragseinbruch kam nach erneut angekündigten Preiserhöhungen zu Stande. Sie sind angekündigt worden, weil die Hauptaktionäre, die Hastor-Kapitalisten, die Chefs des Preventkonzerns, ihren profitgierigen Hals nicht voll genug bekommen. Deshalb die Devise:
Wachsam und kampfbereit sein
Die Kolleginnen und Kollegen bei Halberg dürfen sich nicht einlullen lassen. Wenn nach den weiteren Verhandlungen keine 100% Sicherung der Arbeitsplätze gewährleistet wird, muss der Streik sofort wieder aufgenommen werden. Streik ist die einzige Sprache, die die Bosse verstehen. Ebenso sollten sie der IG-Metall-Führung mit ihrem Klassenbewusstsein Dampf machen und sie verpflichten, sich für die 100%ige Sicherung aller Arbeitsplätze einzusetzen. Ihre Phrasen von „sozialverträglicher Abwicklung“ haben nichts gebracht, untergraben aber die Kampfbereitschaft und Solidarität!
Der jetzige Erfolg ist ausschließlich dem entschlossenen Auftreten der Halberg-Kollegen zu verdanken. Sie haben mit ihrem Durchhaltevermögen gezeigt: Konsequenter Kampf für die Arbeitsplätze ist der einzige sinnvolle Weg! Die IG Metall-Führer hatten die Flinte praktisch schon ins Korn geworfen, bevor der Feind sich gezeigt hat. Ohne die Entschlossenheit und die Konsequenz der „Halberger/innen“ wär´s ein glatter Verrat an deren Interessen geworden.
Der Halberg-Kampf benötigt die volle Solidarität aller Arbeiter/innen und Angestellten!
Den Bericht haben wir mit kleinen Änderungen von http://www.deanreed.de/AmericanRebel/ak/?p=355#Kampf übernommen. Dort gibt es auch weitere Berichte vom Kampf der Kolleginnen und Kollegen von Neue Halberg Guss
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Kommentar:
„Neue Halberg Guss“ – Ein großer Kampf!
Rund sechs Wochen streikten die Kollegen/innen der „Neuen Halberg-Guss“ in Leipzig und Saarbrücken gegen die drohenden Massenentlassungen und die Schließung ihrer Werke. Im Juni hatten die Chefs (Eigentümer: die bosnische Prevent-Gruppe) des traditionsreichen Autozulieferers (Motorblöcke, Zylinderköpfe, Antriebswellen) die Entlassung von 300 der 1500 Beschäftigten in Saarbrücken sowie die Schließung des Leipziger Werkes mit seinen 700 Mitarbeitern bis Ende 2019 angekündigt. Wieder soll ein großer Industriebetrieb im Osten geschlossen werden. Wieder stehen 700 ostdeutsche Arbeitsplätze unmittelbar auf dem Spiel, mittelbar betroffen sind aber auch unzählige weitere. Zählt man Familienangehörige mit, dürften 5 % der Leipziger betroffen sein.
Die IG Metall-Führung lenkte den großen Kampf um auf einen „Sozialtarifvertrag“. Ende Juli kam es zu einer Schlichtung, in deren Rahmen sie eine Aussetzung des Streiks durchsetzte, die bis heute anhält.
In den beiden Werken liefen dagegen die Streiks unter der Forderung „Für die Erhaltung unsrer Arbeitsplätze!“
Einer der größten und wichtigsten Streiks der letzten Jahre! Arbeit Zukunft solidarisiert sich mit den Kolleginnen und Kollegen in Leipzig und Saarbrücken.