Schüler, Studierende, Auszubildende – sie dürfen nicht in die Mühlsteine des unsäglich rückständigen Schul- und Ausbildungswesens in Deutschland geraten. Aber genau das geschieht täglich überall im Land!
Immer wieder platzen Nachrichten in Medien und Öffentlichkeit, die immer neue Symptome der „jugendgefährdenden“ Zustände in diesem zentralen und wichtigen gesellschaftlichen Bereich enthüllen!
Mehr als ein Viertel der Auszubildenden bricht bundesweit die Ausbildung ab. Bei Auszubildenden, die Koch, Restaurantfachkraft oder Friseur werden wollen, hört sogar fast jeder Zweite vor der Abschlussprüfung auf. Die Abbrecherquote der Berufsausbildung ist so hoch wie seit den 90er Jahren nicht mehr. In Sachsen-Anhalt wirft sogar jeder dritte Lehrling hin. So meldet es der Entwurf des Bundesbildungsministeriums für den Berufsbildungsbericht 2018.
Ein eigener Artikel dieser Nummer stellt die Hintergründe dar („Ausbildungsplätze fehlen, unsichere Arbeitsverhältnisse für Jugendliche nehmen zu“).
Aber dabei bleibt es nicht. Auch die Zustände und Verhältnisse in den Schulen, die ja Auszubildende und Studierende auf ihre Ausbildungsgänge vorbereiten sollen, sind oft unterirdisch!
Der Blick in Richtung Schule ist daher genauso notwendig wie der auf die miesen Zustände während der beruflichen Ausbildung.
Natürlich ist es oft Unternehmer-Propaganda, wenn laut die angeblich fehlende oder ungenügende „Ausbildungsreife“ beklagt wird. Gerne wird damit versucht, die unqualifizierten Zustände, das mangelnde Engagement, die Ausbeutung und in einigen Branchen mickrige Ausbildungsvergütung der Ausbildungsfirmen und -betriebe zu überspielen. Trotzdem kann nicht übersehen werden, dass auch das Schulwesen die „Betroffenen“ oft nur schlecht und recht qualifiziert.
Klagen gibt es über mangelhafte Kenntnis der Schulabsolventen in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), aber auch in Deutsch und Fremdsprachen, selbst beim Schreiben und Abfassen von Texten.
Hochschulen und Universitäten sehen sich genötigt, in Nachschulungskursen die gröbsten Mängel zu beheben. Trotzdem bringen auch an den Hochschulen fast ein Drittel der Studierenden ihr Studium nicht zu Ende, viel brechen schon früh ab und müssen sich neu orientieren.
Es geht aber nicht darum, Lehrern, Hochschullehrern und sonstigem lehrenden Personal individuell die Schuld in die Schuhe zu schieben. Zu viele hochengagierte Kräfte reiben sich immer wieder auf, um die drängendsten Mängel im Dienste ihrer Schüler zu kompensieren. Sie werden ohne einheitliche Standards selber schlecht ausgebildet, kommen schlecht ausgebildet in den Schuldienst.
Dieses Schulsystem ist ein Klassenschulwesen
Das ergibt sich aus seiner ganzen Struktur als dreigliedriges, in manchen Bundesländern zweigliedriges System. Es diskriminiert und benachteiligt die Kinder und Jugendlichen aus der Arbeiterklasse, die Kinder von Migranten, generell die Kinder aus den verarmten und unterdrückten Schichten der Bevölkerung. Das ist statistisch vielfach nachgewiesen! Die Hauptschule, wo sie noch besteht, gilt als „Restschule“ für die Kinder der Armen.
* Außerdem ist das deutsche Schulwesen in sage und schreibe 16 unterschiedliche Bundesländer-Schulsysteme ohne jeden gemeinsamen Standard aufgeteilt. Jeder Umzug in ein anderes Bundesland stellt Eltern schulpflichtiger Kinder vor oft schwer lösbare Probleme. Die Leistungs- und Abschlussniveaus unterscheiden sich vielfach erheblich. Das bringt logischer Weise Probleme auch in der weiteren Ausbildung, egal ob Hochschule oder betriebliche Ausbildung. Insbesondere natürlich dann, wenn diese in einem ganz anderen Bundesland erfolgt.
* Die Schulen in Deutschland sind chronisch unterfinanziert. Eine ausufernde Länderbürokratie behindert sogar die Inanspruchnahme von inzwischen vorhandenen Bundesfördergeldern. Sie werden nur zu gut 50% abgerufen. Bis vor Kurzem war es dem Bund durch das in der Verfassung verankerte „Kooperationsverbot“ sogar verboten, die Schulen der Bundesländer zu unterstützen.
Stolz verkündete Merkel, die GroKo stelle 5 Mrd. Euro für die Förderung von Digitalunterricht bereit, Geld, das letztlich ohne genauere Kontrolle (da weitgehend weggespart) in die Kassen von Hard- und Software-Unternehmen fließen wird und dort die Profite mehrt. Apropos 5 Mrd. Euro: Der Monster-Bahnhof Stuttgart 21 wird mindestens 10 Milliarden Euro verschlingen. Für einen Bahnhof doppelt so viel, wie der Bund für ein vernachlässigtes und total rückständiges Gebiet öffentlicher Bildung im ganzen Land aufzubringen bereit ist.
* Die Bundesländer, die ja jeweils für ihr Schulwesen verantwortlich sind, behandeln Lehrerinnen und Lehrer oft wie den letzten Dreck, aus „Kostengründen“: Gerade junge Lehrkräfte nach der Ausbildung – angeblich unsere Zukunft – erhalten meist nur befristete Verträge, auch übrigens an Universitäten und anderen Hochschulen. Besonders beliebt sind in den Schulverwaltungsbehörden und Kultusministerien Verträge, die bis zum Sommer-Ferienbeginn befristet sind. Danach: Erwerbslosigkeit, Meldung bei der „Agentur für Arbeit“, ALG. Oft die Ungewissheit, ob es nach den Ferien überhaupt mit einem neuen Vertrag weitergeht.
Auch werben sich die Bundesländer gegenseitig die Lehrer ab. Wen wundert es, wenn gut qualifizierte Lehrer/innen sich andere Jobs suchen. Das Nachsehen haben die Schüler/innen. Welcher Lehrer, welche Lehrerin will sich nachhaltig unter solchen Verhältnissen engagieren?
* Dazu haben beamtete Lehrer/innen kein Streikrecht, Angestellte dagegen sind schlechter bezahlt, dürfen zwar streiken, haben aber einen geringen Organisationsgrad, so dass ihre Kampfkraft nicht groß ist.
* Klassen in deutschen Schulen sind immer noch viel zu groß! So gab es an Gymnasien, Realschulen und Gesamtschulen im Bundesdurchschnitt 25 Schüler pro Klasse. Schon in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts forderte die KPD maximal 20 Schüler/innen pro Klasse!
Es gibt seit Jahren keine Lehrmittelfreiheit, keinen Ganztagsunterricht, kaum Gesamtschulen!
Hier konnten nur einige Aspekte angerissen werden. Die Debatte über die Schulen muss vertieft werden!
Für die Jugendlichen in Deutschland stellt dieses Schulwesen eine schwere Belastung dar.
Klar, es ist schwer, hier zu einer in der Realität und nicht nur auf dem Zeugnispapier qualifizierten Ausbildung zu kommen. Spardiktate allenthalben! Es wird Zeit, dass Jugendliche und ihre Eltern, dass nicht nur die Lehrergewerkschaften, sondern alle Gewerkschaften, mit ihren hunderttausenden von Mitgliedern um die Schulen kämpfen.
Engagierte Schüler/innen müssen sich in ihren Schulen organisieren und gemeinsam für jede Verbesserung streiten.
Lehrmittelfreiheit, Ganztagsunterricht, mindestens erschwingliche, möglichst aber kostenlose qualitätsvolle Schulmensa! Schluss mit dem drei-, (zwei)gliedrigen Schulsystem. Eine gemeinsam Schule für alle Kinder und Jugendlichen!
Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied für Schule und Bildungsexpertin der Gewerkschaft, sagt zu recht: „Unsere Perspektive ist die eine Schule für alle Kinder. Auf dem Weg dorthin setzt sich die GEW auch dafür ein, dass die Gymnasien Hürden beseitigen, durchgängig fördern und sich der Herausforderung der Inklusion stellen. Die Schulen neben dem Gymnasium müssen so attraktiv gemacht werden, dass die ‚guten‘ Kinder nicht vermehrt abwandern. Alle Schulen, die bereits in diese Richtung gehen, brauchen mehr Unterstützung“. Hier haben auch Kommunisten die Pflicht sich zu engagieren. Wir kämpfen gegen den Kapitalismus, der die brutalen „Kostensenkungs“- und Sparmaßnahmen zu verantworten hat, unter der die Schulen, ihre Schüler/innen, Eltern und die Lehrenden leiden. Kommunisten haben seit Marx das Ziel, dass Schulen insbesondere für die Beseitigung aller Bildungsbenachteiligung der Arbeiterklasse kämpfen müssen. Wir treten ein für eine
* einheitliche,
* wissenschaftlich basierte,
* Produktionsaspekte und praktische Arbeiten einschließende,
* Sport und Kultur vermittelnde,
* weltliche und
* inklusive, kurz:
Moderne Schule!