Bundesweit demonstrierten am 1.Mai rund 340.000 Menschen gegen Sozialabbau, Niedriglohn, Krieg, für Arbeitsplätze, menschenwürdiges Wohnen und Leben, für Frieden. Wir berichten aus einzelnen Städten.
Aktualisiert am 7.5.18
Eigenes Foto: DGB-Jugend am 1.Mai 2018 in Magdeburg beim Marsch durch die Innenstadt
Magdeburg. Erstmals gingen DGB Jugendliche und verschiedene antikapitalistische Jugendgruppen gemeinsam auf die Straße. Etwa 100 Personen beteiligten sich an dieser kämpferischen Kundgebung und anschließender Demonstration durch die Innenstadt. Seit vielen Jahren wurde am 1. Mai eine kämpferische Demo von einem Linken Bündnis in Magdeburg durchgeführt. Unter den Parolen „Es gibt nix zu feiern, außer der sozialen Revolution!“ und „Klasse gegen Klasse“ schloss sich dieses Jahr die DGB Jugend der Demonstration an.
Der Staatsgewalt war offenbar diese Zusammenarbeit suspekt und sie nahm ein Vorkommnis zum Anlass, die Demonstranten zu stoppen. Ein winziges Winkelement mit dem Schriftzug „SPD“ wurde als „gestohlen“ angezeigt und es dauerte fast 30 Minuten um eine Anzeige zu erstatten.
Pikant: Plötzlich war die Anzeigeperson „verschwunden“.
Leider kam es danach zu einer Trennung der Demo in zwei Gruppen. Ein Teil marschierte anschließend in Richtung Stadt und rief u.a. die bekannte Parole „Wer hat uns verraten…“ und die DGB-Jugend wählte den Alten Markt als Endpunkt für ihre Demonstration und kam die „Internationale“ laut singend auf dem Platz an.
Laute Zustimmung der dortigen Maikundgebungsteilnehmer schallte ihnen entgegen.
Man muss wissen, dass seit vielen Jahren in Magdeburg der 1. Mai auf dem Alten Markt unter Schirmherrschaft der Gewerkschaft und der Stadt Magdeburg durchgeführt wird. Nach der Rede einer Gewerkschafterin (Annet Kannenberg) und von Oberbürgermeister (Lutz Trümper) fand auch dieses Jahr wie immer ein Fest statt. Verschiedene INFO-Tische boten ihre Publikationen an. Von der Gartenpartei über die LINKE bis zur CDU sind sie dort vertreten. Das Publikum ist überwiegend älteres Semester. Erfreulich aber die Zustimmung und Applaus für die Jugendlichen. Dass auch dieses Jahr Arbeit Zukunft vertreten war, ist bereits Tradition. Die ausführlichen Artikel in der AZ-Zeitung über die Gewerkschaften kamen gut an.
Eigenes Foto: In Bamberg wirkte der 1.Mai eher gemütlich als kämpferisch
Bamberg. Auch in diesem Jahr zogen wieder mehrere hundert Teilnehmer vom Bahnhof in die Innenstadt. Dort waren wieder Infostände von Gewerkschaften und Parteien aufgebaut. Der Bezirksleiter der IG Metall Bayern hielt eine kämpferische Rede und die Jugend spielte Theater. Im Anschluss war Familienfest mit Musik.
Gera. Mehrere hundert Kolleg/innen kamen zur 1.Mai-Kundgebung. Die Stimmung war gut, allerdings die Reden eher langweilig. Unser Flugblatt stieß auf Interesse.
Stuttgart: IG BAU Kolleg/innen treten für ihre Tarifforderungen ein
Stuttgart. Mit rund 5.000 Teilnehmern (lt. Polizei 4.000) kamen erneut mehr Kolleg/innen als im Vorjahr. Seit Jahren kann man ein stetiges Wachstum der Teilnehmerzahlen beobachten. Die Stimmung war entsprechend. Auf vielen Plakaten und Transparenten konnte man Forderungen wie „Schluss mit Krieg und Aufrüstung!“, „Weg mit der Leiharbeit!“, „Kapitalismus abschaffen!“ lesen. Am Ende spaltete sich der Demonstrationszug auf. Während ein Teil an der Mai-Kundgebung des DGB teilnahm, zog eine Mehrheit in einer „revolutionären 1.Mai-Demo“ weiter zum Lilo-Hermann-Haus in Heslach. Wir hatten schon Tage zuvor vor mehreren Betrieben unsere Aufrufe zum 1.Mai verteilt und ein Arbeitertreffen durchgeführt. Bei der 1.Mai-Demonstration verteilten wir zahlreiche Aufrufe und verkauften viele „Arbeit Zukunft“. Bei der DGB-Kundgebung hatten wir einen doppelt so großen Stand wie letztes Jahr. Es kam zu vielen Diskussionen und es bestand lebhaftes Interesse an unserer Literatur und „Arbeit Zukunft“. Die Ansprache des Hauptredners, des stellvertretenden Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Harald Schaum, stieß teilweise auf heftige Kritik, weil sie eher einschläferte. Zum Glück sprachen noch der Vorsitzende des DGB-Stadtverbands Stuttgart, Phillipp Vollrath, und der stadtbekannte Journalist Joe Bauer. Beide setzten kämpferische Akzente.
1.Mai-Demo auf der Sonnenstraße in München: Vorne ein Transparent gegen das Polizeiaufgabengesetz (PAG) und hinten eines der DIDF
München. Mehrere Tausend (genau wollte sich die örtliche Presse nicht festlegen) – aber es war wirklich ein ungewöhnlich langer Zug von Demonstranten – marschierten am ersten Mai vom DGB-Haus in der Schwanthaler Str. zum Marienplatz. Eines der Hauptthemen war das in Bayern geplante neue Polizeiaufgabengesetz. Ein anderes wichtiges Thema waren die fast unerschwinglichen Mieten und der Wohnungsnotstand.
An der Spitze der Demonstration zogen die Kolleginnen und Kollegen aus den Gewerkschaften, z.B. Ver.di, IGMetall und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Dahinter marschierten die verschiedenen, zumeist linken politischen Gruppen. Sogar Mitglieder der neuen bayerischen Partei MUT marschierten am Ende der Demonstration mit.
Meine etwa 200 1.Mai- Flugblätter hatte ich schon während des Demo-Zugs verteilt. Daher begann ich dann mit dem Verteilen unseres Flugblatts zum neuen Polizeiaufgabengesetz und zum „Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz“. Diese hundert Flugis wurde ich schon los, ehe der Zug den Marienplatz erreicht hatte, so groß war das Interesse. Für München eher etwas ungewöhnlich.
Von der Abschlusskundgebung bekam ich nicht mehr viel mit. Es sprachen Jürgen Kerner (IG Metall), OB Dieter Reiter, Bürgermeisterin Christine Strobl und der Münchner Verdi-Chef Heinrich Birner. Fatih Demitras betonte für die DGB-Jugend, wie groß das Problem der steigenden Mieten in der Stadt ist. „Ist München nur noch eine Stadt für die Oberschicht?“ fragte er.
Einige Zeitungen konnte ich noch verkaufen bzw. als Probenummer verschenken.