Diskussion über die Gewerkschaftsbewegung zum 1.Mai: Arbeiteraristokraten – zum Beispiel Bernd Osterloh

Beim VW-Konzern ist jetzt Sanierung angesagt. Am 12. April 2018 gab die Volkswagen AG bekannt, dass Herbert Diess neuer Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG wird. Herbert Diess hatte sich monatelang mit der IG Metall gestritten, bis sie sich im November 2016 sozialpartnerschaftlich auf einen „Zukunftspakt“ geeinigt hatten, der den Abbau von 30.000 Stellen weltweit, in Deutschland von 23.000 Stellen vorsah. Diess gilt als der knallharte Sanierer.

Betriebsratschef Bernd Osterloh schrieb in einem Brief an die Belegschaft, der Führungsumbau habe die „volle Unterstützung“ der Arbeiter. Zwar habe es mit Diess Auseinandersetzungen gegeben. „Wie aber auch bekannt ist, ist dieser Umstand längst ausgeräumt“. Widerstand gegen die Pläne des VW-Vorstands? – mit Osterloh Fehlanzeige! Der Betriebsratschef, der sich gern kumpelhaft gibt – „Ich habe keine Klimaanlage im Büro, die Arbeiter haben auch keine“ (Bild-Zeitung) – hat seinen Kumpel Gunnar Kilian auf den Posten des Personalvorstands gehievt. Bis 2005 besetzte diesen Posten das SPD-Mitglied Peter Hartz.

Bernd Osterloh seinerseits beerbte im Juni 2005 den Vorsitzenden des Betriebsrats, Gesamt- und Konzernbetriebsrats Klaus Volkerts, der infolge eines Korruptionsskandals zurücktreten musste.

Zu den Einkünften Osterlohs gibt Wikipedia folgende Auskunft: „Am 15. November 2017 fanden Durchsuchungen im Vorstand und beim Betriebsrat statt. Im Raum steht der Verdacht, durch überhöhte Gehaltszahlungen an Osterloh Steuerhinterziehung betrieben zu haben. Osterloh hatte sein Gehalt im Mai 2017 nach Bekanntwerden der staatsanwaltlichen Ermittlungen offengelegt. Der Braunschweiger Zeitung sagte er damals, dass er ähnlich einem Bereichsleiter bezahlt werde und etwa 200.000 Euro Grundgehalt pro Jahr erhalte. Zudem beziehe er, wie im Management üblich, vom Unternehmenserfolg abhängige Boni. In der Spitze habe seine Gesamtvergütung damit einmalig bei rund 750.000 Euro gelegen.“ Das sind immerhin 62.500 Euro im Monat. Dafür kann man schon mal Kopf und Kragen riskieren – fürs Kapital.

Als sich im 19. Jahrhundert die sozialistische Arbeiterbewegung herausbildete, entstand zugleich auch die Arbeiteraristokratie. Der Begriff wurde schon von Karl Marx (1818–83) in seinem Werk „Das Kapital“ genutzt, er verstand darunter den „bestbezahlten Teil der Arbeiterklasse, (…) ihre Aristokratie“. Auch Friedrich Engels spricht von einer „Aristokratie in der Arbeiterklasse“, die in den „großen Trade Unions“ ihre Organisationen gefunden hätten. Sie „haben es fertiggebracht, sich eine verhältnismäßig komfortable Lage zu erzwingen, und diese Lage akzeptieren sie als endgültig.“ Ein Teil der Arbeiterklasse konnte durch bessere Bezahlung und andere Vorteile bestochen werden aus den Extraprofiten, die in den kapitalistischen Ländern auf Grundlage der Ausbeutung der Kolonien anfielen. Die Arbeiteraristokratie ist die Basis für den Opportunismus und Revisionismus, der im beginnenden 20. Jahrhundert ihren verheerenden Einfluss auf die sozialdemokratischen Parteien (Zustimmung zu den Kriegskrediten im 1. Weltkrieg) und die Arbeiterbewegung ausübten.

Die Arbeiteraristokratie spielt auch heute noch ihre verheerende Rolle und wird aus den Extraprofiten, welche die kapitalistischen Konzerne durch verschärfte Ausbeutung des Großteils der Beschäftigten macht, bezahlt. Beispiel VW, wo die Extraprofite unter anderem auch durch die Betrügereien bei den Diesel-Abgaswerten stammen.

S.N.