Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF), April 2018
Während die Welt sich dieser Tage an den Mord an Pastor Martin Luther King vor 50 Jahren erinnert, der zusammen mit anderen schwarzen Aktivisten Gründer der Bürgerrechtsbewegung und 1963 Organisator des großen Marsches auf Washington war, fand ein anderer Marsch, auch von historischem Charakter, in den Vereinigten Staaten statt, ein Marsch der Jugend für die Kontrolle der Waffen.
Um die Ereignisse zu verstehen, muss man zurückblicken ins Jahr 1999.
Damals fand eine der mörderischsten Schlächtereien an Schulen im Staat Colorado in den USA statt. Zwei psychopathische Schüler der Sekundarschule Columbine töteten 12 Schüler und einen Lehrer und verletzten mehr oder weniger stark 80 andere Schüler der Schule.
Dieses Blutbad hinterließ tiefgreifende Spuren; es wurde der Beginn der Bewusstwerdung zahlreicher Nordamerikaner über die Gefahr, die von der Gesetzgebung über die Feuerwaffen ausgeht. Aber trotz einer nach und nach wachsenden Mobilisierung, da es immer neue Schießereien, insbesondere im Umfeld von Schulen, gab, stieß die Bewegung ständig auf den Widerstand der NRA (National Rifle Association) , ohne dass die gesetzliche Maßnahmen gegen diese mächtige Waffenlobby erreichen konnte.
Nach offiziellen Zahlen werden in den USA jeden Tag 96 Menschen durch Feuerwaffen getötet. Es gibt jedes Jahr zig Massaker; 187.000 Schüler waren schon mit Waffengewalt konfrontiert. Die Tatsache, dass es in sehr vielen Fällen Jugendliche sind, die diese Blutbäder anrichten, gibt auch zu denken.
Aber genug ist genug, und als am 14. Februar in Parkland, Florida, ein Jugendlicher auf Schüler schoss und 17 davon tötete, nahmen die jugendlichen Überlebenden der Schule die Sache in die eignen Hände und starteten die Bewegung „Never again!“ (nie wieder!). Einen Monat später, am 14. März, fand eine erste Demonstration statt; tausende Studenten und Schüler marschierten vor das Weiße Haus in Washington, um von Präsident Trump eine Verschärfung der Waffengesetze zu verlangen. Überall in den Vereinigten Staaten verließen die Schüler und Studenten die Klassenzimmer bzw. Hörsäle und legten 17 Schweigeminuten zum Gedenken an jedes der 17 Opfer des Blutbads ein. Diese Aktion bereitete den großen Marsch auf Washington vor, der am 24. März unter der Parole „Marschieren wir für unser Leben“ stattfand. Mehr als eine Million Nordamerikaner, unter ihnen enorm viele Jugendliche, demonstrierten vor dem Weißen Haus und bis zum Capitol, um erneut die Kontrolle über die Waffen zu fordern. In sehr vielen Städten des Landes von Ost nach West, von Nord nach Süd, fanden ähnliche Märsche statt. Überall klagten Parolen die NRA und ihre finanzielle Unterstützung für den Kandidaten Trump an. Die Jugendlichen reifen: „Was wollen wir? Eine Kontrolle über die Waffen! Wann wollen wir es? Sofort!“
Einige unter den Demonstranten würden noch weiter gehen und fordern die Aufhebung des 2. Artikels der Verfassung (1), der es jedem Staatsbürger erlaubt, Waffen zu besitzen und anzuwenden. Ein ehemaliger Richter des obersten Gerichtshofs, John Paul Stevens, sprach sich 3 Tage nach dem Blutbad in einer Kolumne der New York Times offen für die Abschaffung des 2. Artikels aus. Diese Stellungnahme ist wichtig und bedeutsam.
Aber die Bewegung insgesamt ist noch nicht so weit. Sie erhebt drei Forderungen: Anhebung des gesetzlichen Alters für den Besitz einer Waffe von 18 auf 21 Jahre; Verbot von Kriegswaffen (Sturmgewehre); genauere Prüfung der Vorgeschichte des Käufers.
Angesichts dieser Jugend, die sich in Massen erhebt, um die Kontrolle über die Waffen zu fordern, weicht Trump aus und verhält sich widersprüchlich. Unfähig des geringsten Mitgefühls mit den Opfern und ihren Familien, hat er zunächst vorgeschlagen, die Lehrer zu bewaffnen! Diese Art von Antwort, wenn sie auch der NRA gefallen hat, hat die Stimmung gegen die NRA nur noch mehr angeheizt. Angesichts der Reaktion der Jugendlichen und ihrer Familien fing er an, davon zu reden, Reformen durchzuführen und dass er für gewisse Maßnahmen sei.
Die jungen amerikanischen Schüler, Gymnasiasten und Studenten und ihre Familien wollen keine schönen Worte mehr, sondern Taten. Diese demokratische Bewegung von starker Kraft und Energie, von der Jugend initiiert und geführt, die das erste Opfer diese Massenschlächtereien ist, könnte wohl Trump und die NRA zum Nachgeben bringen.
1) Dieser 2. Artikel geht auf die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten 1791 zurück. Sie zielte explizit auf die Verteidigung des Staates durch eine bewaffnete und regulierte Gemeinschaft ab, aber wurde danach immer mehr als Rechtfertigung des Rechts auf Selbstverteidigung von Bürgern gegen andere Bürger interpretiert.
Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der PCOF, April 2018