Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF), Februar 2018
Die Ereignisse Anfang 2018 strafen die optimistischen Prognosen der Militärchefs der Operation „Barkhane“ über die günstige Entwicklung der Situation Lügen. Noch nie waren die Angriffe der Dschihadisten so zahlreich; noch nie erreichte die Zahl der Toten und Verwundeten solche Höhen. Diese blutige Liste beinhaltet die Explosion einer Bombe bei der Vorbeifahrt eines Busses in Zentral-Mali ,die 26 Opfer, alle Zivilisten, forderte. Zwei Tage später, am 27. Januar, fanden 14 malische Soldaten bei einem Angriff gegen ihr Militärlager im Norden des Landes den Tod. Am 11. Januar wurden drei französische Soldaten im Osten Malis von der Gruppe Adnan Abu Walid Sahraui schwer verletzt, der selben Gruppe, die Anfang Oktober 2017 vier amerikanische Soldaten und vier Nigerianer in einem Hinterhalt in einem Dorf nahe der nigerianischen Grenze getötet hat. Jetzt entgleiten ganze Gebiete des Landes der Kontrolle der malischen, UNO- und französischen Streitkräfte, welche die Hauptziele der dschihadistischen Angriffe darstellen.
Der gesamte Norden des Landes ist zu einer administrativen Wüste geworden. Die Staatsbediensteten weigern sich, ihre Posten einzunehmen; 400 Schulen wurden wegen fehlender Lehrer geschlossen. Was die Soldaten betrifft, die schlecht geführt, schlecht ausgerüstet und schlecht ausgebildet in den Norden geschickt wurden, so desertieren sie lieber oder lassen sich in Bamako einsperren als sich als Kanonenfutter gebrauchen zu lassen. Die Befehlsverweigerungen, insbesondere bei den unteren Dienstgraden, nehmen zu, und die Armeeführung kann es nicht mehr verheimlichen.
Angesichts dieses Verfalls sieht die französische politische und militärische Führung keinen anderen Ausweg als die Verstärkung der militärischen Mittel, indem die afrikanischen Soldaten der G5 einbezogen werden und an die europäischen Länder appelliert wird, die auf die dringende Bitte Macrons hin einige „Ausbilder“ und Soldaten an Ort und Stelle gesandt haben. Zur Zeit sind es etwa 500 aus 27 Staaten, von denen dieas größten Kontingente von Deutschland, Spanien und Belgien mit je etwa 100 Soldaten gestellt werden. Diese europäische Mission in Mali, die schon 2013 begonnen wurde, soll 2018 enden, aber trotz ihrer Ineffizienz vor Ort wird sie ohne Zweifel verlängert.
Die Führer der UNO zeigen mehr Ungeduld. Man muss feststellen, dass die MINUSMA den traurigen Rekord der am meisten dezimierten UNO-Mission hält. Etwa 150 von 12.000 Blauhelme fanden den Tod. Unter diesen Umständen hat der Sicherheitsrat der UNO einstimmig die malische Regierung aufgefordert, die politische Friedensvereinbarung, die 2015 in Algier mit den nicht-dschihadistischen Organisationen unterzeichnet wurde, bei Strafe von Sanktionen vor Ende März umzusetzen. Gedrängt von der internationalen Gemeinschaft, im Bewusstsein seiner Unbeliebtheit und besorgt um seine Wiederwahl im Juli 2018 hat der Präsident Ibrahim Boubacar Keita (IBK) Reformen versprochen, insbesondere die „Beendigung der Abschottung des Nordens“ durch die Verbesserung der Verwaltung, des Zugangs zu den sozialen Einrichtungen und der Entwicklung der Wirtschaft und Infrastruktur. Mit geschätzten Kosten von 2.000 Milliarden Franc FCA (3 Milliarden Euro) ohne Sicherheitsgarantien hat dies Programm wenig Chancen, finanziert zu werden.
Inzwischen nähert sich IBK den reaktionärsten religiösen Kreisen Malis, insbesondere Mahmud Dicko, dem sehr umstrittenen Vorsitzenden des Islamischen Hohen Rates von Mali, der sich mit den traditionellen Chefs, den Honoratioren, Kadern und verantwortlichen Militärs des Nordens getroffen hat. Viele sehen in dieser Mediation ein gefährliches religiöses Abgleiten der Regierung, umso mehr, als IBK die Kontakte mit den reichen Erdöl-Monarchien des Mittleren Ostens verstärkt, um bei ihnen mögliche finanzielle Unterstützung zu finden.
Die Situation in Mali verschlechtert sich ständig. Der französische Imperialismus trägt dafür eine schwere Verantwortung. Angesichts des Fehlverhaltens und der „bedauerlichen Zwischenfälle“, die dieser Art von Krieg inhärent sind, haben „Serval“ und dann „Barkhane“ mehr Terroristen geschaffen als liquidiert und das auch über die Grenzen von Mali hinweg in der ganzen Sahel-Zone. Indem sie das Land auf Dauer besetzen, sich wie in einem eroberten Land aufführen, sich grob in die Entscheidungen von deren Führer einmischen, über seine politischen Orientierungen entscheiden, die Daten der Wahlen festlegen, haben Hollande und dann Macron das malische Volk gedemütigt, als ob dieses nicht fähig wäre, sich zu verteidigen und unter sich die Führer und Kräfte zu finden, die in der Lage sind, eine Politik des Fortschritts und des Friedens zu beschreiten. Genau dieses befürchtet der französische Imperialismus.
Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der PCOF, Feb. 2018